Idyllische Kulisse: Animal Crossing – New Horizons #BKUmwelt

by Satzhüterin Pia

Ein seich­tes Spiel mit net­ten Tier­fi­gu­ren als Nach­barn auf einer idyl­li­schen Insel in Zei­ten einer glo­ba­len Pan­de­mie auf den Markt zu brin­gen – das hätte Nin­tendo schlech­ter timen kön­nen. Satz­hü­te­rin Pia hat das nied­li­che Spiel aus­führ­lich getes­tet und sich gefragt, was sich hin­ter der har­mo­ni­schen Kulisse verbirgt.

Es ist nicht das erste Spiel die­ser Art. Der Start­ti­tel der Reihe „Ani­mal Crossing“ ist von 2001 und somit bald 20 Jahre alt. Aber für mich ist es das erste Mal – auch ich habe mich mit dem in die­sem Früh­jahr ver­öf­fent­lich­ten Titel „New Hori­zons“ locken las­sen: Ein biss­chen knuf­fi­ges Insel­le­ben schien mir in Zei­ten von Social Distancing und glo­ba­lem Kau­der­welsch zwi­schen Pan­de­mie, poli­ti­schen Frag­wür­dig­kei­ten und Kli­ma­wan­del nicht so ver­kehrt zu sein. Und so machte ich mich vor einer klei­nen Weile mit Tom Nook auf und bezog meine eigene ver­las­sene Insel, die ich so gerne in Anleh­nung an einen mei­ner Lieb­lings­filme „Sleepy Hol­low“ nen­nen wollte und die dank Zei­chen­be­gren­zung nur zu „Slee­py­Holl“ wurde. Zehn Buch­sta­ben für einen Insel­na­men, nun ja. Ich hätte bes­ser „Lost“ neben sollen.

Die Story habe ich inzwi­schen durch – wenn wir es denn eine Story nen­nen wol­len. Ein biss­chen Lini­en­füh­rung, die beim Start hel­fen soll, bis wir süch­tig genug sind und kei­nen sol­chen Antrieb mehr benö­ti­gen, möchte ich ein­fach mal behaup­ten. Im Anschluss kön­nen wir näm­lich belie­big lange wei­ter­spie­len. Schnell über­neh­men die Daily Quests die antrei­bende Rolle: Wenigs­tens noch eben ein­schal­ten und die Steine ihrer Schätze berau­ben, die Mei­len am Auto­ma­ten abho­len (die am höchs­ten sind, wenn wir täg­lich rein­schauen, was auch sonst) und gucken, wel­chen Gast wir heute even­tu­ell auf der Insel haben, der mit uns Han­del trei­ben möchte. Aber vor allem zwei­mal täg­lich che­cken, wie denn gerade die Rüben­preise sind! Aber dazu spä­ter mehr.

Natur­ge­stal­tung … oder auch: Opti­mie­rung, Wirt­schaft­lich­keit, Wachs­tum, Profit!

Die eigene Insel zu gestal­ten ist das Grund­ele­ment die­ses „Ani­mal Crossing“-Teils (ver­mut­lich auch Grund­ele­ment eines jeden Teils, aber ich kenne ja nur die­sen). Dabei wird mas­siv in die Natur ein­ge­grif­fen. Bäume wer­den ver­setzt und gefällt, Gebäude errich­tet, Auf­gänge und Brü­cken gebaut. Wir jäten Unkraut, pflan­zen und gie­ßen Blu­men, ern­ten Obst und hacken Holz zur Gewin­nung von Res­sour­cen. Am Ende bekom­men wir sogar ein Tool an die Hand, mit dem wir Pla­teaus schaf­fen oder til­gen, Wege und Tei­che anle­gen und ver­schwin­den las­sen sowie Fluss­läufe ver­än­dern können.

Fast alles auf der Insel kön­nen wir dabei auch zu Geld machen – zu Ster­nis, par­don. Klingt doch gleich viel net­ter! Wir ver­die­nen also Ster­nis, indem wir Unkraut, Obst und hau­fen­weise Tier­chen ver­kau­fen. Nein, nicht die Nach­barn! Krab­bel­tier­chen und Fische sind unser Ziel, die wir mit dem Kescher bezie­hungs­weise der Angel fan­gen und zu den eif­ri­gen Nef­fen Tom Nooks brin­gen: Nepp und Schlepp. Aber Nepp und Schlepp kau­fen nicht nur mit Freu­den ein­fach alles, son­dern haben auch täg­lich neue Dinge in ihrem klei­nen Laden anzu­bie­ten. Dabei freuen sie sich die­bisch über jedes Sterni, das wir bei ihnen las­sen und fra­gen zuge­wandt: „Gäbe es sonst noch etwas, was wir dir andre­hen können?“

Unsere eigene Insel ist natür­lich nicht unend­lich mit ster­ni­brin­gen­den Res­sour­cen aus­ge­stat­tet und so kön­nen wir über das Mei­len­ti­cket andere Eilande berei­sen, diese bis auf den letz­ten Stein plün­dern und zu Hause alles zu Geld – Ster­nis! – machen. Die Mei­len sind Tom Nooks aus­ge­klü­gel­tes Beloh­nungs­sys­tem für uns kos­ten­lose Arbeits­kraft (Tom, du gewief­ter Kerl!). Fange einen Schmet­ter­ling, sprich mit drei Nach­barn oder hacke Holz – und für all das und mehr gibt es Mei­len. Diese las­sen sich neben den Mei­len­ti­ckets, mit denen andere Inseln bereist wer­den kön­nen, in bestimmte Objekte zur Insel­ge­stal­tung ein­tau­schen oder sogar selbst zu Ster­nis machen. 500 Mei­len wer­den 3000 Sternis.

Und diese Ster­nis benö­ti­gen wir drin­gend, denn vom Umzug auf die Insel über den eige­nen Haus­bau und des­sen Erwei­te­rung bis hin zum Bau von Brü­cken und Co. kos­tet alles Geld. Viel Geld. Ster­nis! Aber Tom Nook ist ein tie­ri­scher Men­schen­freund (hehe) und so kön­nen wir die Brü­cken und Auf­gänge über Spen­den finan­zie­ren (schade nur, dass wir alleine die Spen­den­den sind, unsere Nach­barn juckt dies wenig …) und unsere Haus­erwei­te­run­gen per zins­lo­sem Kre­dit in selbst­ge­wähl­ten Rück­zah­lun­gen ermög­li­chen (bei den Sum­men könnte einem aller­dings schwin­de­lig werden).

Wol­len wir die Geld­mit­tel erhö­hen, ohne groß einen Fin­ger zu krüm­men, kön­nen wir immer noch mit Rüben spe­ku­lie­ren. Sonn­tags wer­den diese von einer Händ­le­rin zum jewei­li­gen Tages­satz ver­kauft, unter der Woche kön­nen wir sie im Laden wie­der ver­kau­fen. Je nach Kurs machen wir einen schnel­len Gewinn oder aber pus­ten eine Menge Ster­nis in den Wind. Bis zum per­fek­ten Kurs kön­nen wir die Rüben näm­lich nicht hor­ten, weil sie uns bis zum Sonn­tag drauf ver­der­ben und wert­los wer­den. Gar nicht so sim­pel und harm­los wie man denkt, die­ses nied­li­che Spielchen!

Tie­ri­sche Charaktere

Unsere Nach­barn, die mit der Zeit sto­ry­be­dingt immer mehr wer­den, sind recht aus­ge­feilt. Mit ihren Eigen­hei­ten und spe­zi­el­len Arten zu spre­chen, sind sie ein­zig­ar­tig und wach­sen einem schnell ans Herz – oder ner­ven bald zu Tode. Aber gut, dass wir Melinda haben! Tom Nooks hün­di­sche Hel­fe­rin nimmt sich unse­rer Pro­bleme mit den Nach­barn an – sollte es denn ein Pro­blem für uns sein, wie sich diese eigent­lich immer freund­li­chen Insel­be­woh­ner klei­den oder aus­drü­cken (ich habe es noch nicht übers Herz gebracht, aber irgend­wann wird es bei der pseu­do­ent­spann­ten Cele­brity-Nasen­bä­rin Anna­belle bestimmt noch ein­mal soweit sein). Je mehr man mit den tie­ri­schen Nach­barn inter­agiert, desto inni­ger wird die Freund­schaft. Man schenkt sich gegen­sei­tig Dinge (nur bei aus dem Meer gefisch­ten Stie­feln kann sogar der net­teste Affe Lud­wig mal ungnä­dig reagie­ren) und tauscht Kom­pli­mente aus. Hin und wie­der – für mei­nen Geschmack deut­lich zu sel­ten – gibt es kleine Mini­spiele, die eine nette Unter­hal­tung zwi­schen­durch versprechen.

Neben den Insel­be­woh­nern und der Nook-Fami­lie gibt es vor allem noch die Eule Eugen, die das insel­ei­gene Museum lei­tet. Hier kön­nen wir alle Insek­ten und Fische stif­ten sowie auf der Insel gefun­dene Fos­si­lien ana­ly­sie­ren las­sen. Das von außen so unschein­bare Gebäude ist von innen unge­fähr in den Dimen­sio­nen von Her­mi­nes ver­zau­ber­ter Hand­ta­sche gehal­ten und wirk­lich detail­reich und schön auf­be­rei­tet. Wenn ihr mich fragt, ist dies der eigent­li­che Grund, beim Spiel dabei zu blei­ben: Das Museum will gefüllt wer­den! Zu den abge­ge­be­nen Tie­ren und Fos­si­lien will Eugen auch gerne eini­ges an Wis­sen los­wer­den – ledig­lich die Insek­ten beha­gen ihm so gar nicht. Dass er aber bei all dem net­ten Wis­sen die Spin­nen fälsch­li­cher­weise den Insek­ten zuord­net, macht mich zuge­ge­be­ner­ma­ßen fuchsig.

Klick – klick – klick

Abso­lut ner­vig: Alle Dia­loge müs­sen immer und immer wie­der durch­ge­klickt wer­den. Beim Ein­kau­fen in Nepps und Schlepps Laden, bei Tom und Melinda im Rat­haus, bei allen mobi­len Händ­lern und bei Eugen im Museum. Und es sind immer die glei­chen Sätze! Wenn wir ein Insekt fan­gen, einen Fisch angeln, immer wird die­ses Tier­chen mit den glei­chen Sprü­chen prä­sen­tiert. Wenn wir am Nook­Por­tal (eine Art Geld­au­to­mat im Rat­haus) Mei­len ein­lö­sen wol­len, unser Konto oder den Kre­dit ver­wal­ten wol­len, klick – klick – klick. Es ist wirk­lich ener­vie­rend. Beson­ders wenn wir Mei­len in Ster­nis umwan­deln wol­len, kön­nen wir nur je ein Cou­pon gene­rie­ren. Wenn es also direkt zehn sein sol­len, kli­cken wir uns einen Wolf, denn die Anzahl anpas­sen kön­nen wir weder hier noch beim Her­stel­len unse­rer Werk­zeuge oder Fischköder.

Social Gam­ing

„Ani­mal Crossing: New Hori­zons“ lässt sich sehr gut allein spie­len – zu tun gibt es genug, wenn es auch in gewis­ser Weise repe­ti­tiv ist. Zusätz­li­chen Spaß brin­gen die ver­schie­de­nen For­men des gemein­sa­men Bestrei­tens des Insel­aben­teu­ers. Ganz sim­pel ist dies als Couch-Koop mög­lich: Hier wird ein­fach ein zwei­ter Spie­ler mit eige­nem Account auf der­sel­ben Kon­sole hin­zu­ge­holt und mit eige­nen Joy-Cons kann die­ser (in abge­speck­ter Form) mit auf der Insel leben.

Außer­dem kann über den loka­len sowie den online Modus zusam­men­ge­spielt wer­den. Für letz­te­res wird aller­dings eine Nin­tendo Switch Online-Mit­glied­schaft benö­tigt. Über den Flug­steig kön­nen wir also ent­we­der die­sen für unsere Freunde öff­nen oder selbst zu deren Inseln rei­sen. Hier kön­nen wir uns weit­ge­hend frei bewe­gen – ledig­lich für den ein­hei­mi­schen Spie­ler sind gewisse Inter­ak­tio­nen aus­ge­schal­tet – zu auf­re­gend ist zum Bei­spiel für Eugen der Besuch, als dass er in die­ser Zeit gestif­tete Objekte ent­ge­gen­neh­men könnte! Besu­cher kön­nen fröh­lich Unruhe stif­ten (Äste von Bäu­men schüt­teln zum Bei­spiel), vor Ort gefan­gene und gesam­melte Dinge im Laden ver­kau­fen, das Museum besich­ti­gen oder mit den dor­ti­gen Bewoh­nern inter­agie­ren. Ein net­tes Gim­mick ist hier­bei, dass die Bewoh­ner spä­ter auch auf den Besuch zu spre­chen kom­men. Als ich zum Bei­spiel Wort­spie­ler Nicos Insel fröh­lich mit Ästen über­säht habe, sprach ein Insel­be­woh­ner ihn spä­ter dar­auf an, was ich doch eine elan­volle Bäu­me­schütt­le­rin sei. Naja, ein biss­chen Spaß muss sein! Und die­sen kann man nebst diver­ser Ner­ve­reien mit „Ani­mal Crossing: New Hori­zons“ defi­ni­tiv haben.

Ani­mal Crossing: New Hori­zons. Publisher: Nin­tendo. 2020. Nin­tendo Switch. Genre: Lebens­si­mu­la­tion. Einzelspieler/ Mehr­spie­ler. FSK 0.

Ein Bei­trag zum Spe­cial #BKUm­welt. Hier fin­det ihr alle Beiträge.

Illus­tra­tion: Sat­hü­te­rin Pia

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