„Ich bin noch da – Hilfe!“

von | 26.04.2019 | Bilderbücher, Buchpranger

Mit „Polymeer“ weist uns Autorin und Illustratorin Alexandra Klobouk auf eine reale Gefahr hin. Das 2012 im Onkel&Onkel Verlag erschienene Bilderbuch handelt von Umweltverschmutzung durch Plastik im Meer und dessen unwiderrufliche Folgen. – Von Zeichensetzerin Alexa

Klobouk zeigt eine apokalyptisch-utopische Vorstellung: es ist Mai 2043. Der Protagonist versucht sich vor dem steigenden Wasser zu retten und schafft es doch nicht. „Die Pole sind geschmolzen, das Meer steigt, Holland ist weg. Ich bin noch da – Hilfe!“ Alle Menschen sind verschwunden, als Einzelgänger versucht sich der Protagonist an der Wasseroberfläche zu halten. Doch das Wasser steigt unerbittlich höher, reißt ihn und all den vom Menschen produzierten Müll mit sich. Überall schwimmt es: an der Oberfläche, tief im Wasser zwischen den dort lebenden Tieren.

Auf den Illustrationen sieht man, dass sie unglücklich sind, dass der Müll ihnen den Lebensraum nimmt. Während die Umwelt dunkel dargestellt wird, sticht der Müll in leuchtenden Neonfarben hervor, sogar die Menschen sind grau. Als der Protagonist von der Schweizer Marine gerettet wird, wird er in die Alpen gebracht – der Ort der Rettung. Hierhin sind die Holländer geflüchtet, mit all ihren Häusern und Sachen. Doch der Protagonist will nicht einfach zusehen, wie sie hier zugrunde gehen. Mit Hilfe anderer nutzt er den Müll im Meer, um daraus ein neues Holland zu erschaffen, ein Land direkt auf dem Meer…

Wie unfassbar diese Geschichte auch erscheinen mag, so abwegig ist sie nicht. Auf den letzten Seiten des Bilderbuches erklärt die Autorin, dass es tatsächlich einen Plastikmüllstrudel im Nordpazifik gibt. Dort treiben 100 Millionen Tonnen Kunststoffmüll. Viele Plastikteilchen sind nicht sichtbar, da sie sich in 10-30 Metern Tiefe oder auf dem Meeresboden befinden. Die giftigen Plastikteilchen werden von den Tieren als Nahrung gehalten und gefressen. Viele Tiere sterben, andere wiederum essen wir.

Erschreckend ist außerdem die Tatsache, dass man von dem bisher hergestellten Kunststoff noch 90% auf der Erde findet. Für die Säuberung des Meeres fühlt sich jedoch keiner verantwortlich – zu viel, zu teuer. Im Jahre 2043 würden im Pazifik etwa 200 Millionen Tonnen Plastikmüll herumschwimmen. Von der Fläche wäre das so groß wie die Niederlande.

Polymeer. Alexandra Klobouk. Onkel&Onkel. 2012.

[tds_note]Dieser Text erschien zuerst in der BK-Ausgabe Nr. 14 (2014). Da das Thema Umweltverschmutzung durch Plastikmüll leider noch immer aktuell ist, haben wir den Text aus der PDF-Ausgabe auf die Website geholt.[/tds_note]

 

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