Hildegard Müller

von | 20.11.2012 | Buchpranger, Im Interview, Stadtgespräch

Am Anfang ist immer dieser Funke, die erste Idee – im Sinne von „Da musst du Mal was zu machen!“

*Klick* Foto © Hildegard Müller himue.de

Hildegard Müller ist 1957 in Bell im Hunsrück geboren. Nach einer Ausbildung zur Erzieherin schloss sie ein Kommunikationsdesign Studium in Darmstadt ab. Danach arbeitete sie als Illustratorin bei der Agentur HO&M Frankfurt und studierte Kunstpädagogik in Mainz. Heute arbeitet sie als freie Grafikdesignerin, Illustratorin und Autorin. Ihre Bilderbücher wurden bis jetzt in acht Sprachen übersetzt, darunter Litauisch, Französisch und Japanisch. Das zuletzt erschienene Bilderbuch „Der Cowboy“ wurde für den Jugendliteraturpreis 2012 nominiert.

Wie kam es dazu, dass Sie begannen Bilderbücher zu schreiben und zu illustrieren?

Ich habe lange Zeit für andere Autoren illustriert. Aber dann wollte ich auch eigene Ideen, eigene Geschichten aufschreiben und illustrieren.

Könnten Sie sich vorstellen, auch für Erwachsene zu schreiben?

Vorstellen schon, aber es brennt mir nicht unter den Nägeln. Ich habe meine Berufung gefunden, es erfüllt mich, als Bilderbuchautorin und –illustratorin zu arbeiten. Da gibt es noch eine Menge Herausforderungen.

Was inspiriert Sie?

Die Inspiration kommt immer zufällig. Durch Beobachtungen, durch Aussagen von anderen, Bilder, Zeitungsartikel, Lesen, handwerkliches Arbeiten, bei Gesprächen mit meinem Mann, wenn die 05er gespielt haben. Es kann auch ein Spaziergang sein oder Musik. Inspirierend ist auch, wenn ich frei male oder mich mit der Kunst anderer und mit der freien Kunst allgemein beschäftige. So finde ich Anregungen und neue Sichtweisen.

Haben Sie bestimmte Rituale, bevor Sie anfangen zu schreiben oder zu illustrieren?

Ich genieße die Stille, höre bei der Arbeit aber auch manchmal gerne Musik. Am liebsten konzentriere ich mich auf eine Sache, und beschäftige mich mit dieser ausschließlich, dann ist das Ergebnis besser.
Bevor ich anfange zu arbeiten, schau ich, ob der Tisch ordentlich ist. Ich brauche die Ordnung. Altes muss weg, damit Raum für Neues ist! Auch auf dem PC. Gut, dass auch da ein Papierkorb ist – auch den sollte man nutzen. *lacht*

In welchen Sprachen wurden ihre Bücher bisher veröffentlicht?

Englisch, Litauisch, Französisch, Koreanisch, Spanisch, Portugiesisch, Hebräisch und Japanisch.

Welches Ihrer Bücher liegt Ihnen am meisten am Herzen?

»Katers Käse« – das Buch mit diesem eifrigen und kantigen Kater als Figur und mit einem Schluss, der ganz viel Augenzwinkern hat. Das Buch hatte leider keine lange Saison. Aber es wurde ins Koreanische und Litauische übersetzt. Diesem Buch wünsche ich von Herzen eine Neuauflage.

Haben Sie schon mal Angebote (Illustrationen, Grafik) abgelehnt?

Ja, ich habe auch schon mal Aufträge abgelehnt, wenn mir die Geschichte oder das Thema überhaupt nicht zugesagt haben, inhaltlich und sprachlich. Ich mag auch keine Klischees. Es ist aber immer eine ökonomische Frage, ob man es sich gerade leisten kann Aufträge abzulehnen.

Können Sie alle Ihre Idee umsetzen? Oder mussten Sie auch schon mal welche verwerfen?

Am Anfang ist immer dieser Funke, die erste Idee – im Sinne von „Da musst du Mal was zu machen!“ Das baue ich dann weiter aus. Natürlich gibt es Ideen, die ich wieder verwerfe, weil sie mir nicht tragfähig erscheinen, für zum Beispiel ein Bilderbuch nach meinem Anspruch. Ich bin da eher streng mit mir.

Wie zufrieden sind Sie mit dem Endergebnis einer bspw. Illustration? Sieht es am Ende aus wie Sie es sich vorgestellt haben? Oder doch ganz anders?

Man entwickelt sich immer weiter. Ich male, bis ich zufrieden bin – und das ein oder andere Werk landet eben auch mal im Müll. Wichtig ist aber auch der Abstand. Manchmal muss man das Werk ruhen lassen, Zeit verstreichen lassen, weil man später mit einem anderen Blickwinkel auf das Ergebnis sieht. Sofern ich diese Zeit habe, nutze ich sie dafür. Geht leider nicht immer.
Ganz ehrlich, es gibt auch Bilder, die ich in von mir illustrierten, gedruckten Werken finde, die ich heute lieber überblättere.

Haben Sie schon Ideen für neue Projekte?

Ja, wie gesagt, „…Da musst du Mal was zu machen…“ Aber die verrate ich noch nicht.

Sie sind gelernte Erzieherin – arbeiten Sie auch in diesem Berufsfeld?

Nein. Ich habe nach der Ausbildung zur Erzieherin ein Studium in Kommunikationsdesign abgeschlossen, dann in einer Werbeagentur gearbeitet und einige Semester Kunstpädagogik angehangen. Ich arbeite als Illustratorin, Autorin und Grafikdesignerin.

Sie bieten Projekte zum Kommunikationsdesign für bspw. Verlage an – erzählen Sie uns doch bitte, worum es dabei geht.

Ich erstelle grafische Konzepte und Layouts für Bücher, Broschüren und Plakate, ich habe zum Beispiel das Umschlagkonzept der Reihe »Die wilden Zwerge« für den Klett-Kinderbuchverlag entwickelt.
Zu diesem Arbeitsgebiet gehören auch die Entwicklung von Logos und Identifikationsfiguren, wie zum Beispiel die »Lesemaus« für den Carlsen-Verlag oder das Lesestart-Känguru für die Stiftung Lesen.

Stellen Sie sich einmal vor, sie selbst wären ein Buch – welches wären Sie?

Ich wäre ein Bilderbuch. Ein sehr großes, mit doppelseitigen Bildern. Ein Buch, ganz ohne Text und nur mit der Poesie und der Erzählkraft der Bilder. Kennen Sie »Helico und das Vögelchen« von André Dahan? So ein Buch, oder so ein ähnliches.

Welche Frage haben Sie sich schon immer in einem Interview gewünscht und wie würde Ihre Antwort darauf lauten?

Ich erwarte keine bestimmten Fragen.

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben!

Alexa

Bücherstadt Magazin

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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