Gut und Böse im Wandel der Zeit

von | 28.02.2018 | #philosophiestadt, Kreativlabor, Specials

Hell und dunkel, schwarz und weiß, heiß und kalt, gut und böse. Unser Leben besteht aus Gegensätzen, mit denen die Menschheit schon seit Jahrhunderten versucht, Ordnung in das Chaos, das wir „Universum“ nennen, zu bringen. Stadtbesucherin Johanna philosophiert.

Wie wir alle in der Schule lernen, streben Atome, Teilchen und alles, was es sonst noch gibt, den Zustand der größtmöglichen Unordnung an. Um Kontrolle zu haben, braucht es deshalb Begriffe. Jedes dieser sogenannten „Wörter“ braucht ein Gegenstück. Was hat es jedoch mit diesen Gegensätzen auf sich – und wie werden sie umgesetzt?

Schon in der Bibel wird von Gut und Böse gesprochen: Im Buch Hiob meint Gott, der Mensch brauche das Böse, um das Gute schätzen zu lernen. So schickt er den Teufel zu seinem treuen Diener Hiob, um ihn auf die Probe zu stellen. An diesem Vorbild orientierte sich später Goethe und schrieb sein Werk „Faust“, wo ebenfalls der Inbegriff des Bösen, hier Mephistopheles genannt, den Menschen zum Schlechten verführen soll. Auch in weltlichen Erzählungen wie Märchen geht es um den Konflikt von Gut und Böse. Hänsel und Gretel vertreten in diesem Fall die klassische Heldengeschichte: Die Guten werden vom Bösen bedroht und besiegen es schließlich. Darum geht es doch – das Schlechte MUSS ausgelöscht werden. Oder?

Auch in der Kunst wurden Gut und Böse schon immer gegenübergestellt. Stark von der Religion beeinflusst, sollten dabei das Böse und die Sünde abschreckend sein. Als erste Vorlage für das Böse gilt hier ebenfalls der Teufel, der mit allen von uns als schlecht definierten Eigenschaften ausgestattet wurde: laut, dreckig, hässlich, launisch. Man habe das Bild „Weltgericht“ von Stefan Lochner vor Augen – auf der einen Seite wacht der Teufel über die Menschen, die gesündigt haben. Sie sind dreckig, Feuer lodert im Hintergrund, werden von teuflischen Gestalten gepeinigt. Auf der anderen Seite sind die guten Menschen, alle in weiß gekleidet, sauber, auf dem Weg in eine schöne Kirche. Sie werden von Gott gerettet. Bei solchen Darstellungen kann man gar nicht anders als auf Gott, das Gute, den Retter, zu vertrauen. Oder?

Früher wurden die Gegensätze stark getrennt, nicht nur in Literatur und Kunst, sondern auch in allen anderen Lebensbereichen. Heute bemüht man sich jedoch, dieses „Problem“ zu bekämpfen und zu lösen. Aus Hell und Dunkel wird Dämmerung, aus Schwarz und Weiß Grau, aus Heiß und Kalt Lauwarm und aus Gut und Böse jemand, der aus seinen Fehlern lernen kann. Man sollte stets daran denken, dass alles auf der Welt in Verbindung miteinander steht und abhängig voneinander ist. Vielleich MUSS das Böse gar nicht ausgelöscht werden, vielleicht braucht es wirklich das Schlechte, damit wir das Gute schätzen lernen, denn „Schwarz und Weiß sind beide Licht“ („Sockosophie“- Käptn Peng)- ergo: Gegensätze sind gar nicht so gegensätzlich, wie sie oft scheinen.

Ein Beitrag zum Special #philosophiestadt. Hier findet ihr alle Beiträge.

Bild: Stefan Lochner, Last Judgement (circa 1435)

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