Der Tag, an dem ich Eiskristalle nieste

by Bücherstadt Kurier

Kalt, kalt, kalt! Wer sich in letz­ter Zeit nach drau­ßen gewagt hat, musste mit schwe­ren Käl­te­schä­den rech­nen. Dabei hatte der Früh­ling doch schon ver­hei­ßungs­voll gewunken!

Doch Herr Win­ter möchte sich noch nicht ver­ab­schie­den und mar­tert uns mit sibi­ri­schen Tem­pe­ra­tu­ren. Dass es nun wirk­lich kalt sein muss, erkenne ich nicht nur an den Eis­kris­tal­len an mei­nem Fens­ter, son­dern vor allem daran, dass meine rus­si­sche Mit­be­woh­ne­rin nun eine leichte Strick­ja­cke über ihrem T‑Shirt trägt. Wer emp­find­lich auf Kälte reagiert, packt sich in eine Dau­nen­ja­cke, trägt drei Paar Socken und zwei Schich­ten Pullover.

Die Mensch­heit ver­wan­delt sich lang­sam, aber sicher in Miche­lin­männ­chen. Gesichts­kon­tu­ren sind von Schals und Müt­zen ver­deckt und wer seine Freunde sucht, muss jedem Pas­san­ten die Jacke her­un­ter­rei­ßen und drun­ter nach­schauen. Kein Wun­der, dass man sich lie­ber zu Hause vor dem Kühl­schrank ein­igelt und seine Hände am Gemü­se­fach wärmt.

Laut Ver­brau­cher­zen­trale stieg der Ver­zehr von Tee in den letz­ten Tagen auf einen Durch­schnitts­wert von zehn Litern pro Ein­woh­ner. Dass man anschlie­ßend dau­ernd zur kal­ten Toi­lette ren­nen muss, wurde von den Ver­brau­chern nicht bedacht. Hier­für hel­fen selbst­ge­hä­kelte Wär­me­be­läge für Klo­schüs­seln, denn schon manch einer musste die ange­fro­rene Brille von sei­nem Aller­wer­tes­ten ope­ra­tiv ent­fer­nen lassen.

Gelän­der und Außen­klin­ken führ­ten in den letz­ten Stun­den zu den meis­ten Unfäl­len in Deutsch­land und in ganz schlim­men Fäl­len muss­ten die fest­ge­fro­re­nen Hände abge­hackt wer­den. Die ein­zig gute Nach­richt ist: Min­der­jäh­rige Rau­cher müs­sen sich nun nicht mehr ver­ste­cken. Bei die­sen Minus­gra­den ist Ziga­ret­ten­rauch von Atem­wölk­chen nicht mehr unterscheidbar.

Gibt der Vor­rats­schrank nichts mehr her, ver­mummt man sich not­ge­drun­gen mit sei­nem Ski­an­zug und stie­felt zum nächs­ten Markt. Jeder Meter brennt sich schmerz­voll in die Kno­chen ein. Nach drei Schrit­ten spürt man seine Zehen nicht mehr. Nach zehn Schrit­ten ist die Nase nur noch ein leb­lo­ses Stück Knor­pel und nach fünf Minu­ten in der Außen­welt knir­schen die Gelenke bei jedem Schritt. Vor­sorg­lich hat man sich heiße Kar­tof­feln in die Jacken­ta­schen gesteckt. Betend umklam­mert man diese, doch selbst warme Hände schüt­zen nicht vor dem kal­ten Wind, der einen anweht. Sollte man also nicht inner­halb von sie­ben Minu­ten den Super­markt erreicht haben, droht man zur Eis­sta­tur zu erstarren.

Wirk­lich gefähr­lich wird es, wenn man sich eine Grippe ein­fängt. Jedes Hus­ten lässt einen aus­se­hen wie eine schnau­fende Dampf­lock und selbst reiß­feste Taschen­tü­cher wer­den von den Eis­kris­tal­len durch­bohrt, wel­che man hin­ein schnieft. Vor­sorg­lich sollte man min­des­tens einen Liter Frost­schutz zu sich neh­men und für die Kin­der im Haus­halt emp­feh­len wir Frost­schütz-Junior, die Fla­sche mit dem lus­ti­gen Schnee­mann drauf.

Ich selbst gehe nur noch die kür­zes­ten Wege und ver­meide es in Taschen­tü­cher zu schnup­fen. Bleibt ein­zig das Pro­blem: Was tun, mit all den abge­fro­re­nen Fin­gern und Zehen, wel­che die Stra­ßen säu­men? Ich glaube, ich werde sie ein­sam­meln und mir eine leckere Lasa­gne draus kochen. Oh ja, das sollte ich.

Ramona

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3 comments

Vaari "Aaron" Ahorn 23. Februar 2013 - 12:04

Oh danke, für diese wit­zige Glosse... äh die­sen lecke­ren Gedan­ken­krü­mel! Der Nächste, der die­sen Gedan­ken­krü­mel fin­det, darf ihn gerne essen. Es könnte ja Fin­ger­la­sa­gne sein – und die ist nicht so mein Fall.

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Alexa 24. Februar 2013 - 11:34

Lasa­gne scheint es momen­tan mit vie­len ver­schie­de­nen Fleisch­sor­ten zu geben. Wel­che wählt ihr? 😀

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Aaron 25. Februar 2013 - 15:22

Aus aktu­el­lem Anlass: Pferd? =D

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