Für Gott und Vaterland

Mit dem Kriegs­drama „Hack­saw Ridge“ adap­tierte Regis­seur Mel Gib­son 2016 das Leben des US-Sol­da­ten Des­mond Doss, der meh­rere Schlach­ten im zwei­ten Welt­krieg schlug. Die Beson­der­heit: Doss tat dies, ohne je eine Waffe in die Hand genom­men zu haben. Geschich­ten­er­zäh­ler Adrian war von die­ser Aus­gangs­lage fasziniert.

Des­mond Doss (Andrew Gar­field) wächst in einer streng­gläu­bi­gen Fami­lie auf. Diese lei­det stark unter dem alko­hol­kran­ken Vater Tom (Hugo Wea­ving), ein Vete­ran des ers­ten Welt­kriegs. Die immer wie­der auf­tre­ten­den Gewalt­aus­brü­che des Vaters sor­gen bei Des­mond für den Ent­schluss, nie eine Waffe anzu­fas­sen. Den­noch mel­det er sich bei der Armee. Das Fest­hal­ten an sei­nem pazi­fis­ti­schen Dogma bringt ihm dort jedoch nicht nur Freunde ein.

Blut und Schweiß

Regis­seur und Schau­spie­ler Mel Gib­son gilt in der Film­bran­che nicht als unum­strit­ten. Mit „Bra­ve­he­art“ bewies er 1995 sein Händ­chen für epo­chale Meis­ter­werke, in „Die Pas­sion Christi“ sorgte die Ver­ar­bei­tung sei­ner kon­ser­va­ti­ven reli­giö­sen Ansich­ten für mehr Skan­dal als Erfolg. In „Hack­saw Ridge“ über­rascht Mel Gib­son zwar anfangs, ver­fällt dann aber wie­der in eine maso­chis­tisch-sadis­ti­sche Gewaltdarstellung.

Die erste Hälfte zeigt das Leben von Des­mond in sei­ner Fami­lie. Gewalt­dar­stel­lun­gen gibt es immer mal wie­der, jedoch eska­lie­ren diese nie zu einer Gewalt­or­gie. Erst ab der zwei­ten Hälfte des Films, sobald Doss nach Oki­nawa kommt, nimmt der Gewalt­grad und das Blut­ver­gie­ßen rasant zu. Dort sol­len die US-Sol­da­ten die namens­ge­bende Hack­saw Ridge – eine Fel­sen­klippe – einnehmen.

Dar­stel­lun­gen

Bis auf zwei Cha­rak­tere, Vater Tom und Des­mond Doss selbst, ist der rest­li­che Cast schau­spie­le­risch eher laues Mit­tel­feld. Auch wenn Tom-Dar­stel­ler Hugo Wea­ving nur in der ers­ten Hälfte zu sehen ist, impo­niert er mit einer gran­dio­sen Dar­stel­lung eines ver­bit­ter­ten, alko­hol­kran­ken Kriegs­ve­te­ra­nen. Andrew Gar­field prä­sen­tiert seine Rolle als Des­mond Doss und des­sen pazi­fis­ti­sche Ein­stel­lung authen­tisch und nachvollziehbar.

Ebenso spielt die Dar­stel­lung von Reli­gion in „Hack­saw Ridge“ eine prä­gnante Rolle. Wäh­rend Mel Gib­son diese in der ers­ten Hälfte pas­send in die Geschichte mit­ein­baut, kommt in der zwei­ten Hälfte Gib­sons eige­ner theo­lo­gi­scher Anspruch durch. So gibt es immer wie­der Sze­nen, in denen Des­monds Cha­rak­ter bei­nah Jesus­gleich dar­ge­stellt wird und vor allem im letz­ten Vier­tel mehr wie ein Hei­li­ger wirkt als wie ein Mensch.

Knapp vor­bei

Auch wenn Mel Gib­son mit „Hack­saw Ridge“ bild­tech­nisch ein ein­drucks­vol­les Werk geschaf­fen hat, schei­tert der Film daran, in die Fuß­stap­fen gro­ßer Anti-Kriegs­filme wie etwa „Der Sol­dat James Ryan“ zu tre­ten. Zwar wird die rohe Bru­ta­li­tät des Krie­ges unan­ge­nehm gut prä­sen­tiert, jedoch büßt der Film durch eine Schwarz-weiß-Insze­nie­rung – Ame­ri­ka­ner: gut, Japa­ner: böse – und Gib­sons Drang zur Hei­li­gen­dar­stel­lung seine anfangs auf­ge­baute Ernst­haf­tig­keit ein.

Hack­saw Ridge. Regie: Mel Gib­son. Dreh­buch: Robert Schenk­kan, Andrew Knight. Mit: Andrew Gar­field, Hugo Wea­ving, Vince Vaughn u.a. Uni­ver­sum Film. USA. 2016. FSK 16.

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