Father and Son: Eine archäologische Entdeckungsreise

von | 09.12.2020 | Apps, Digitale Spiele, Spielstraße

Die App „Father and Son“ wurde vom Archäologischen Nationalmuseum Neapel entwickelt und überzeugt mit einem interessanten Konzept: Die Spieler:innen erleben nicht nur eine emotionale Geschichte, sondern werden auch durch das Museum geführt. – Von Zeichensetzerin Alexa

Michael, der Protagonist der Geschichte, kommt nach dem Tod seines Vaters nach Neapel, wo dieser als Archäologe gearbeitet hat. Das Archäologische Nationalmuseum lag ihm sehr am Herzen, weshalb sein letzter Wunsch darin bestand, dass Michael das Museum besucht. Den Sohn begleiten allerdings gemischte Gefühle, denn er hat seinen Vater lange nicht gesehen, weil dieser mehr Zeit mit seiner Arbeit als mit Michael verbracht hat.

Entscheidungen treffen – Handlungen beeinflussen

Im Laufe der Geschichte „Father and Son“ erleben die Spieler:innen verschiedene Sichtweisen und können die Dialoge mehr oder weniger beeinflussen, indem sie sich zwischen zwei Versionen entscheiden. Dabei können sie Michaels Haltung und seinen Umgang mit der Situation auf der erzählerischen Ebene leiten. Ist er eher der nachtragende Sohn, der seinem Vater nicht verzeihen kann? Oder findet er sich damit ab und kann in Frieden von seinem Vater Abschied nehmen?

Die Geschichte funktioniert mithilfe von Wiederholungen. Michael ist einige Tage in der Stadt und will das berühmte Archäologische Nationalmuseum von Neapel besuchen, in das sein Vater so viel Herzblut hineingesteckt hat. Jeden Tag geht Michael also in das Museum und schaut sich jeweils eine Abteilung an. Zwei weitere können freigeschaltet werden, wenn man das Museum live besucht.

Das ist sehr viel spannender, als es zunächst klingen mag, denn jedes Mal, wenn Michael dort ist, reist er in die Vergangenheit und sieht Parallelwelten, in denen andere Menschen mit unterschiedlichen Konflikten dargestellt werden. Beim Spielen kann man zwischen der Gegenwart, also Michaels Welt, und der Vergangenheit hin und her wechseln und dabei feststellen, wie sich die Orte und die Umstände, unter denen die Menschen lebten, verändert haben.

Interaktives Buch und Museumsführer

„Father and Son“ ist vorrangig eine Geschichte, die dazu einlädt, sich mit Michaels Konflikt auseinanderzusetzen und wird insbesondere von Dialogen getragen. Die spielerischen Elemente sind einzig dazu da, sich die Geschichte zu erarbeiten. Große Herausforderungen wird man hier deshalb nicht finden, nur kleine Aufgaben wie die Suche nach einem Gegenstand oder das Aufsuchen eines Menschen. Dieses Spielprinzip in Verbindung mit der ruhigen Musik und der schönen, bunten Grafik macht das Spiel zu einem kurzen, entspannenden Erlebnis, das schon nach höchstens einer Stunde vorbei ist.

„Father and Son“ ist ein Tipp für alle, die ein wenig abschalten und eine interaktive Geschichte lesen wollen, denn es gibt viel Text in Form von Dialogen, Briefen und Bildbeschreibungen. Die App wird zwar ab 4 Jahren empfohlen, aber vermutlich aufgrund der Thematik eher (junge) Erwachsene ansprechen. Nicht zuletzt macht diese App neugierig auf das Archäologische Nationalmuseum Neapel und weckt den Wunsch, ein Museum zu besuchen. Das ist in Pandemie-Zeiten etwas schwierig, aber zumindest virtuell ist ein Museumsbesuch dank dieser App möglich.

Father and Son. Entwickler: Ass. TuoMuseo. 2017. Gespielt auf Android. // Bilder: eigene Screenshots

 

Alexa Sprawe

Alexa Sprawe

Alexa ist als Chefredakteurin an den verschiedensten Orten der Bücherstadt anzutreffen, vor allem dort, wo die Redaktionsmitglieder an neuen Ideen tüfteln, ein kritischer Blick auf Texte gefragt ist oder es um Gestaltungsfragen geht. Sie hat Germanistik und Kunst-Medien-Ästhetische Bildung an der Uni Bremen studiert und den Bücherstadt e.V. mitgegründet. Heute lebt sie mit ihrem Mann, ihren zwei Kindern und zwei Katzen in Halle an der Saale, studiert Angewandte Medien- und Kulturwissenschaft, schreibt für diverse Magazine und gestaltet Websites.

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