Faszinierende Welten: Der Herr des Turmes

von | 23.02.2016 | Belletristik, Buchpranger

Der Herr des TurmesNach dem letzten atemlosen Werk von Anthony Ryan ist es wieder soweit: Ich halte freudig den Nachfolger des besten schottischen Exportschlagers in Sachen Fantasy in den Händen.
„Der Herr des Turmes“ ist Ryans lang ersehnte Fortsetzung von „Das Lied des Blutes“ und die Geschichten von Vaelin al Sorna alias Dunkelklinge. Doch anders als im Vorgänger, wo es sich fast ausschließlich um den Aufstieg der Dunkelklinge handelte, ist dieses aufgefächert in die Konsequenzen, die so einen Aufstieg nach sich ziehen. So wird zum Beispiel die Tochter der getöteten Wahrklinge auf ihn angesetzt und soll ihn zur Strecke bringen. Ein ehemaliger Bruder des Ordens wird als Sklave gehalten und beginnt, sich mit einer sehr mächtigen Frau einzulassen, die das Potential von Frentis erkennt.
Neben diesen persönlichen Geschichten wird die Welt um einen herum gewebt und ist im Wandel. Der König ist schwach, die Prinzessin als Diplomatin unterwegs und ein Feind, in der Gestalt der blutfordernden Volarianer, droht dem Land mit Krieg, Tod und Unterwerfung.

Mit der Leichtigkeit eines Tolkien bewegt sich Ryan durch seine Welt, mitsamt ihrer Politik, den Wäldern, Dörfern, Städten und Kriegen. Unsere Protagonisten sind wie einzelne Puzzlestücke aufeinander angewiesen und beleuchten alle Geschehnisse des Krieges, der sozialen und kapitalistischen Unruhen, aus mehreren Blickwinkeln. So wird Vaelin scheinbar zur Hintergrundfigur degradiert und nimmt eine sehr passive Haltung in diesem Teil ein. Obwohl er zum Herrn des Nordturmes berufen wird und der Krieg im Süden stattfindet, ist Vaelin nicht darauf erpicht, tatenlos herumzusitzen. So kommt es, dass viele eigenständig handelnde Charaktere logische Schlüsse ziehen und ihrem freien Willen folgend, versuchen, das Richtige zu tun. All diese Tatsachen ergeben ein wirklich faszinierendes Theaterstück, das Ryan zu projizieren und zu transportieren schafft. Vergangene Ortschaften, Momente und Charaktere wirken nach wenigen Seiten wieder vertraut und flechten sich in das auf über 800 Seiten starke, spektakuläre Weltgeschehen.

Diungo

Der Herr des Turmes. Anthony Ryan. Übersetzer: Hannes Riffel, Birgit Maria Pfaffinger. Klett-Cotta. 2015.

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