Familie sein, Familie werden

von | 03.05.2022 | Buchpranger, Kinder- und Jugendbücher

Ob Patchwork-Familie, das Konzept „Vater-Mutter-Kind“ oder Mutterersatz: In diesen drei Büchern werden verschiedene Möglichkeiten dargestellt, wie eine Familie aussehen oder entstehen kann. – Von Zeichensetzerin Alexa

Patchwork-Familie: „Allerbeste Schwestern“

Alles läuft super – und das, obwohl sich Bellas Eltern getrennt haben –, bis Laura in Bellas Leben tritt. Laura ist die Tochter von Paulo, dem neuen Freund von ihrer Mama, und soll nun auch bei ihnen wohnen. Bella muss fortan alles teilen: vor allem ihr Zimmer und die Aufmerksamkeit ihrer Mama. Das findet sie überhaupt nicht toll und tut alles Mögliche, um Laura zu ärgern. Bella braucht nämlich keine neue Schwester! Aber dann merkt sie, dass Laura gar nicht so übel ist …

In „Allerbeste Schwestern“ zeigen Caroline Rosales und Laura Bednarski sehr anschaulich, wie aus Eifersucht Konflikte entflammen, wie eine neue Familie entsteht und was es alles braucht, um zueinander zu finden: Es bedarf viel Kooperation und die Bereitschaft, sich auf die neue Situation einzulassen. Das Buch eignet sich dank des einfachen Schreibstils und der vielen bunten Illustrationen hervorragend als Vorlesebuch für Kinder ab etwa 5 Jahren und kann dabei helfen, mit (betroffenen) Kindern ins Gespräch zu kommen. Aufgezeigt werden nämlich nicht nur Probleme, sondern auch Lösungen. Eine sehr einfühlsame Geschichte mit authentischen Charakteren, die als Identifikationsfiguren fungieren können!

Vater-Mutter-Kind: „Karline und der Flaschengarten“

In Maike Siebolds „Karline und der Flaschengarten“ geht es nicht nur um einen geheimen Garten und Freundschaft, sondern auch um Familie. Denn Karlines Vater hat sich in Arve verliebt und hofft nun, dass diese sich mit seiner Tochter verstehen wird. Allerdings gefällt Karline die Vorstellung, dass Arve die Mutterrolle einnehmen soll, ganz und gar nicht, weshalb sie ihr die kalte Schulter zeigt. Dabei haben die beiden weitaus mehr Gemeinsamkeiten, als Karline denkt – wie beispielsweise die Leidenschaft für japanische Gärten.

„Karline und der Flaschengarten“ ist ein lockeres Kinderbuch, das sich sehr angenehm liest. Es zeigt, wie vielfältig und beruhigend die Natur ist, und wie ein Garten Menschen verbinden kann. Wer sich für das Gärtnern interessiert, wird mit diesem Buch besondere Freude haben. Und für alle, die sich von der Geschichte inspirieren lassen, gibt es am Ende des Buches eine Anleitung für den eigenen Flaschengarten.

Mutterersatz: „Papierklavier“

Auch in „Papierklavier“ von Elisabeth Steinkellner und Anna Gusella spielt die Familiensituation eine große Rolle: Maia ist 16 Jahre alt und kümmert sich um ihre jüngeren Schwestern, weil ihre Mutter viel arbeiten muss. Doch sie verdient so wenig, dass auch Maia neben der Schule einem Job nachgehen muss. Die Vorräte sind schnell aufgebraucht, das Geld ist ständig knapp und es gibt kaum Platz in ihrer Zweizimmerwohnung. Maia ist verantwortungsbewusst und hilft, so viel sie kann – und das in einer Phase des Lebens, in der sowieso schon alles Kopf steht.

Was Maia erlebt und was sie beschäftigt, können Leser*innen in Form von Tagebucheinträgen erfahren. Dieser Stil, verbunden mit den vielen Zeichnungen und grafischen Elementen in Schwarz, Weiß und Hellblau macht das Buch zu einer spannenden Sammlung aus Text- und Bild-Collagen. Allerdings fehlt dadurch der rote Faden. Zu empfehlen ist das Buch daher vor allem denjenigen, die gerne Tagebuchromane lesen und keine klassische Handlungsstruktur erwarten. Wer sich darauf einlässt, wird mit vielen Gedankenanstößen belohnt – zu Themen wie Schönheitsideale, Verantwortungsbewusstsein, Konsum, Umwelt, Freundschaft und Familie.

  • Allerbeste Schwestern. Text: Caroline Rosales. Illustration: Laura Bednarski. Carlsen. 2021. Ab 5 Jahren.
  • Karline und der Flaschengarten. Text: Maike Siebold. Illustration: Kai Schüttler. Südpol. 2021. Ab 9 Jahren.
  • Papierklavier. Text: Elisabeth Steinkellner. Illustration: Anna Gusella. ‎Beltz & Gelberg. 2020. Ab 15 Jahren.
Alexa Sprawe

Alexa Sprawe

Alexa ist als Chefredakteurin an den verschiedensten Orten der Bücherstadt anzutreffen, vor allem dort, wo die Redaktionsmitglieder an neuen Ideen tüfteln, ein kritischer Blick auf Texte gefragt ist oder es um Gestaltungsfragen geht. Sie hat Germanistik und Kunst-Medien-Ästhetische Bildung an der Uni Bremen studiert und den Bücherstadt e.V. mitgegründet. Heute lebt sie mit ihrem Mann, ihren zwei Kindern und zwei Katzen in Halle an der Saale, studiert Angewandte Medien- und Kulturwissenschaft, schreibt für diverse Magazine und gestaltet Websites.

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