Erzähl mir eine Gute-Nacht-Geschichte

von | 21.06.2018 | Bilderbücher, Buchpranger

Zeichensetzerin Alexa hat in der Bücherei gestöbert und einige lesenswerte Bilderbücher entdeckt. Darunter drei Gute-Nacht-Geschichten: eine ruhige, eine märchenhafte und eine lustige.

Aus Tag wird Nacht: Wenn die Nacht erwacht

„Der Tag gähnt. Stille lässt sich in den Bäumen nieder. Die Vögel schließen ihre Flügel und das Singen hört auf.“ Es ist Schlafenszeit und Max verabschiedet sich vom Tag, der ganz müde geworden ist. Langsam macht sich Max bereit zum Schlafen. Er zieht sich um und macht die Vorhänge zu. Dann bringt ihm seine Mutter warme Milch und singt ihm etwas vor, bevor sie das Zimmer verlässt. Aber Max ist noch nicht müde. Erst einmal muss er mit seinem geheimnisvollen Schlüssel die Nachtkiste öffnen, um die Nacht herauszulassen …

„Wenn die Nacht erwacht“ von Louise Greig und Ashling Lindsay ist eine ruhige Geschichte. Der Wechsel zwischen Tag und Nacht wird phantasievoll dargestellt – nicht als etwas Zeitliches, sondern vielmehr als etwas Lebendiges, zu dem Max eine Beziehung aufbauen und worauf er sich einlassen kann: „Max hält sich fest, als das Dunkel wogt und wie Tinte in die Welt fließt.“ Weder der Tag noch die Nacht werden problematisiert. Max nimmt beides als etwas Selbstverständliches wahr, auf das er sich immer freuen kann. Dabei erleichtert ihm seine Kiste den Wechsel. Sobald die Nacht einschläft, verschwindet sie wieder darin, während der Tag hinausfliegt. Passend zum Thema hat die Illustratorin mit Licht und Schatten gespielt, sowie mit hellen und dunklen Farben. Aber selbst die Nacht ist nicht gänzlich schwarz – es gibt immer noch Lichtquellen wie den Mond und die Sterne.

Märchenhaft farbenfroh: Schlaf wie ein Tiger

In „Schlaf wie ein Tiger“ geht es um ein Mädchen, das nicht schlafen möchte. Nachdem es sich den Schlafanzug angezogen und die Zähne geputzt hat, ist es immer noch nicht müde. Im Bett streckt es sich aus und fragt seine Eltern: „Geht eigentlich alles auf der Welt irgendwann schlafen?“ Die Eltern bejahen und nun erzählen sie, wer schon alles schläft: der Hund, die Katze, die Wale, der Tiger … nur die Fledermäuse nicht. Sie schlafen tagsüber.

„Schlaf wie ein Tiger“ nimmt die Betrachtenden mit auf eine Einschlafreise. Während das Mädchen im Bett liegt, denkt es an die schlafenden Tiere, es ist warm, gemütlich und kuschelig. Die Phantasie trägt das Mädchen zu den Tieren, bis es einschläft „wie ein Tiger“. Traumhaft und farbenfroh sind auch die Illustrationen von Pamela Zagarenski. Es bereitet Freude, sie zu betrachten und kleine Details zu entdecken (zum Beispiel, dass es sich bei dem Buch, welches die Mutter mit ins Schlafzimmer bringt, um „Der kleine Prinz“ handelt). Mit „Schlaf wie ein Tiger“ haben Mary Logue und Pamela Zagarenski ein liebevoll gestaltetes Märchen geschaffen, an dem kleine wie große LeserInnen Gefallen finden können.

Es war einmal: Die beste Gute-Nacht-Geschichte

Ob „Die beste Gute-Nacht-Geschichte“ tatsächlich die beste ist, sei mal dahingestellt. Was sie aber auf jeden Fall ist: anders. Denn die Erzählerstimme spricht mit den Lesenden. Und nicht nur das: Sie kommuniziert auch noch mit den darin vorkommenden Figuren. Man könnte sagen, dass diese Geschichte ein Stück weit interaktiv ist. Figuren, Lesende, Medium – alles wird in die Geschichte eingebunden, um „Die beste Gute-Nacht-Geschichte“ zu erzählen.

Und darum geht es: Die Erzählerstimme leitet wie im Theater die Darstellerinnen und Darsteller an, deren Aufgabe es ist, eine schöne Geschichte zu erzählen, um die Lesenden zum Einschlafen zu bringen. Das ist aber alles andere als einfach, weil mittendrin weitere Figuren auftauchen, die ebenfalls mitspielen wollen. Wir sehen die drei kleinen Schweinchen, Aschenputtel, Rotkäppchen und den bösen Wolf. Und alle wollen eine wichtige Rolle spielen. Das kann nur im Streit enden. Vorerst. Bis sich die Figuren entschließen, an einem Strang zu ziehen, um das gemeinsame Ziel zu erreichen. Am Ende haben sie genauso viel Spaß wie die Lesenden.

 

  • Wenn die Nacht erwacht. Louise Greig. Illustration: Ashling Lindsay. Übersetzung: Uwe-Michael Gutzschhahn. Gerstenberg Verlag. 2017. Ab 4 Jahren.
  • Schlaf wie ein Tiger. Mary Logue. Illustration: Pamela Zagarenski. Übersetzung: Gundula Müller-Wallraf. Knesebeck Verlag. 2014. Ab 3 Jahren.
  • Die beste Gute-Nacht-Geschichte. Nicola O’Byrne. Übersetzung: Constanze Steindamm. Lappan Verlag. 2017. Ab 4 Jahren.
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