Einmal Beouf Bovignon à la Hassan, bitte!

von | 02.05.2018 | #litfutter, Filme, Filmtheater, Specials

Das Blind Date von Wortklauberin Erika vereint in „Madame Mallory und der Duft von Curry“ französische Gourmet-Küche mit dem Duft von Curry. Wie das wohl zusammenpasst?

Familie Kadam hat schon einiges hinter sich, als die Bremsen ihres Wagens vor einer französischen Kleinstadt den Geist aufgeben. Dass Bremsen ihren Geist aufgeben, muss einen Sinn haben, ein Wink des Schicksals sein, glaubt Hassans Vater (Om Puri), und sieht sich etwas genauer um. Er findet ein verlassenes Restaurant – genau gegenüber des Michelin-gekrönten Restaurants von Madame Mallory (Hellen Mirren), was dieser überhaupt nicht gefällt.

Die Familie betrieb ein Restaurant in Indien, bis Brandstifter es zerstörten. Bei dem Feuer kam auch die Mutter von Hassan (Manish Dayal) und seinen Geschwistern ums Leben. Die Familie verließ Indien mit einem Koffer voller Gewürze im Gepäck und dem Wunsch, an einem anderen Ort ein neues Leben aufzubauen. Hassan, der älteste Sohn, erfuhr vor dem Tod der Mutter eine besondere Ausbildung. Er lernte von seiner Mutter nicht nur das Kochen, sondern auch das Sehen, (Ab-)Schmecken und (Ver-)Kosten von Speisen aller Art. Dies macht er sich auch in der Küche des neuen indischen Restaurants zunutze, sehr zum Missfallen von Madame Mallory gegenüber.

Michelin-Küche vs. indische Hausmannskost

Madame Mallory hält sehr viel auf ihr Restaurant und den mühsam erkochten Michelin-Stern. Sie fühlt sich von der ausländischen Präsenz gegenüber gestört und beleidigt, weshalb sie alles unternimmt, um Familie Kadam das Leben schwer zu machen. Vater Kadam zahlt es ihr allerdings in gleicher Münze heim und so entspinnt sich ein amüsanter Kleinkrieg zwischen den beiden Restaurantbesitzern, der zum Schmunzeln verleitet.

Während Vater Kadam und Madame Mallory an einer Trennung ihrer beiden Küchen – der indischen und der französischen – festhalten, wird Hassan neugierig auf die Geschmäcker, Gerüche und Gerichte Frankreichs. Gemeinsam mit Marguerite (Charlotte Le Bon), ihres Zeichens Sous Chef im Michelin-gekrönten Restaurant von Madame Mallory, entdeckt er die kulinarischen Feinheiten Frankreichs und stiftet in seinem Bestreben, die andere Kultur kennenzulernen, Frieden zwischen den beiden Restaurants.

Auch der Vater weiß: Sein Sohn hat ein Talent, das nicht verlorengehen soll. Zugleich ist ihm nicht so ganz wohl bei der Sache, dass Hassan seine Fühler auch nach der französischen Küche ausstreckt. Doch Hassan vermag es, auch die Traditionen seines Herkunftslandes gekonnt einzusetzen und die französischen Gourmets zu überraschen.

Die Prise Heimat im Geheimrezept

„Madame Mallory und der Duft von Curry“ spricht ein fundamentales Thema des 21. Jahrhunderts an: Wie viel Heimat muss erhalten bleiben? Wie viel Fremdes darf man hereinlassen? Über die Metapher der Küche werden Kulturen vereint. Hassan verfeinert etwa das zweihundert Jahre alte Rezept des Beouf Bovignon mit etwas indischem Gewürz, um neue Geschmacksnoten zu erzielen – zweihundert Jahre seien immerhin genug. Die beiden doch sehr unterschiedlichen Kulturen bleiben jede auf ihre Weise erhalten, wobei nicht wenige Klischees bedient werden. Zugleich ergänzen sie sich jedoch wie das indische Gewürz, das Beouf Bovignon à la Hassan, und bringen neue, ungeahnte Geschmäcker hervor.

Madame Mallory und der Duft von Curry (engl. The Hundred-Foot Journey). Regie: Lasse Hallström. Drehbuch: Stephen Knight. Darsteller: Hellen Mirren, Om Puri, Manish Dayal u.a. USA/Arab. Emirate/Indien. 2014. FSK ab 6.

Bilder: Constantin Film

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