Eine lange Nacht im Irrenhaus

von | 02.04.2020 | Filme, Filmtheater

Mit „Grave Encounters“ sprangen Colin Minihan und Stuart Ortiz 2011 auf den wiederauflebenden Erfolg des Found-Footage-Genres auf. Geschichtenerzähler Adrian hat sich dem Horror in diesem Film gestellt.

Für eine fiktive Geisterjäger-Reality-Serie, in der Lance Preston (Sean Rogerson) und sein Team an unheimlichen Orten nach Übernatürlichem suchen, begeben sie sich für eine Nacht in ein altes Sanatorium, in dem es spuken soll. Während anfangs alles zwar recht unheimlich, aber ruhig wirkt, kommt es mit der Zeit zu immer extremeren Horrorszenarien. Jedoch scheint es kein Entkommen von diesem Ort des Schreckens zu geben.

Fast perfekt

In der ersten Hälfte schafft es „Grave Encounters“, eine intensive und unheimliche Stimmung aufzubauen. Minihan und Ortiz, die nicht nur auf dem Regiestuhl saßen, sondern auch das Drehbuch schrieben, finden hier ein angenehmes Gleichgewicht zwischen Jump-Scares und beklemmender Atmosphäre. Die Geräusche fügen sich natürlich in die Umgebung ein – zum Beispiel zuschlagende Türen oder quietschende Betten. Die zweite Hälfe, eingeleitet durch die erste Geistererscheinung, bricht mit dieser gut aufgebauten Atmosphäre. Lächerliches Geisterdesign gepaart mit schlechtem CGI machen es schwer, den Film noch ernst zu nehmen.

Hinter den Kulissen

„Grave Encounters“ gewährt neben Horror auch einen Einblick hinter die Kulissen von Geisterjäger-Reality-Shows. Hier zeigt der Film einen stark demontierenden Charakter, da er Methoden darstellt, mit denen in solchen Serien teilweise gearbeitet wird. So wird beispielsweise Houston Grey (Mackenzie Gray) vor der Kamera als Medium vorgestellt, entpuppt sich dahinter jedoch als einfacher Schauspieler. Auch die Bestechung eines Gärtners, der – für 20 Dollar – vor der Kamera plötzlich behauptet, überall Geister gesehen zu haben, hat beinah einen satirischen Charakter.

Die darstellerische Leistung ist nicht überragend, aber gelungen. Jedoch fehlt es den Charakteren mehrheitlich an Tiefe. Einzig für Kameramann T.C. (Merwin Mondesir) kommt während des Telefonats mit seiner Frau und seiner Tochter eine gewisse Empathie auf.

Ordentliche, halbe Portion

Geht man nach der ersten Hälfte des Films, ist „Grave Encounters“ ein solider Horrorfilm, der mit seiner gelungenen Kameraarbeit und der beklemmenden Atmosphäre wirklich bestechen kann. Jedoch zieht sich der Film ab der schwächeren, zweiten Hälfte so stark, dass es anstrengend wird, ihn zu gucken.

Grave Encounters. Regie & Drehbuch: Stuart Ortiz & Colin Minihan. Darsteller: Sean Rogerson, Merwin Mondesir, Mackenzie Gray u.a. Falcom Media. USA & Kanada. 2011. FSK 16.

 

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