Eine Frau

von | 24.03.2014 | Belletristik, Buchpranger

„Meine Herren“, sagte ich. „Ich habe weder Zeit noch Lust auf bilaterale Gespräche. Wir haben die Bude voll, und da hauen ein paar Typen australischen Wein weg, als ob es Cola wär.“ (S. 8)

Cover © Luchterhand Literaturverlag

Laura ist eine disziplinierte Frau um die sechzig und Besitzerin eines Gourmetrestaurants mit kleinem Hotel an der holländischen Küste. Sie hat alles im Griff, gestaltet ihr Leben mit so viel Selbstbewusstsein, dass man glaubt, sie hätte alles erdenkliche in ihrem Leben gemeistert. Doch ihre Vergangenheit erzählt etwas anderes…

Als Laura Sylvia kennenlernte, erlebte sie eine Achterbahnfahrt von Ereignissen und Emotionen. Sie liebte sie wie sonst keinen Menschen zuvor. Umso schmerzlicher war es zu sehen, wie Sylvia sich mit ihrem Exmann Alfred einließ. Als dieser erfuhr, dass Sylvia sich Laura zuliebe von ihm schwängern lassen hatte, um ihn gleich darauf zu verlassen, brachte er sie um und mit ihr das ungeborene Kind. Der Verlust war unerträglich. Lauras Leben ergab keinen Sinn mehr und sie spielte immer wieder mit dem Gedanken an Selbstmord.

Die Tiefe.
Der Tod.
Ich glaube nicht, daß ich mein Leben beenden wollte. Ich hatte keine Ahnung, was das bedeutete: mein Tod. So weit reichten meine Gedanken nicht. Ich wollte nur, daß es aufhörte. Ich wollte, daß es nicht mehr wehtat.

Es?
Das Leben.
Alles.
Ich.
(S. 31, 32)

Laura gab alles auf und machte sich auf eine Reise, auf eine Suche nach sich selbst, und landete auf einer Weinplantage in Australien, wo sie einige Jahre blieb und arbeitete. Die Zeit verging, aber der Schmerz war immer noch da. Sylvia ging ihr nicht aus dem Kopf, auch dann nicht, als Laura die Chance auf eine neue Liebe hatte: Janine. Eine Chance, die sie nicht ergriffen hatte…

Nun ist Laura um die sechzig, viele Jahre waren seitdem vergangen. Und auch wenn der Schmerz immer noch irgendwo in ihrem Inneren lauert, so hat sie gelernt, damit umzugehen. Sie weiß, dass sie Chancen im Leben verpasst hat, und erkennt: Es ist nie zu spät zum Leben!

„Eine Frau“ von Marcel Möring ist eine Novelle über den Verlust eines geliebten Menschen, über Trauer und Schmerz und dessen Verarbeitung. Eine Geschichte, die einen gefangen nimmt, nachdenklich stimmt und zeigt, wie wertvoll das Leben ist.

Autorenportrait

Marcel Möring, geboren 1957 in Enschede, gilt als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Literaten der Niederlande. Für seinen ersten Roman „Mendel“ erhielt er 1991 den wichtigsten Debütpreis des Landes, den Geertjan-Lubberhuizen-Preis, und weitere Romane wurden mit dem AKO-Literaturpreis, der Goldenen Eule und dem Flämischen Literaturpreis ausgezeichnet. Sein Roman „Der nächtige Ort“ wurde 2007 mit dem Ferdinand-Bordewijk-Preis zum besten niederländischen Roman des Jahres gekürt. Möring lebt mit seiner Familie in Rotterdam.

Alexa

Titel: Eine Frau, Originaltitel: Een Vrouw
Autor: Marcel Möring
Verlag: Luchterhand Literaturverlag
Erscheinungsjahr: 2009
Aus dem Niederländischen von Helga van Beuningen

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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