Ein nasses Vergnügen: Shakespeare im Bremer Bürgerpark

von | 22.07.2015 | Stadtgespräch

Der 20. Theatersommer wurde trotz Regen erfolgreich im Bremer Bürgerpark mit Shakespeares Komödie „Wie es euch gefällt“ eingeleitet. – Von Jonathan Schaller

Zwei Brüderpaare liegen im Streit. Herzog Frederick (dargestellt von Erik Roßbander) verbannt seinen älteren Bruder in den Wald und nimmt ihm seine Macht und seine Tochter Rosalind (Theresa Rose). Der Edelmann Oliver (Tim Lee) verwehrt seinem jüngeren Bruder Orlando (Philipp Börner) seine Rechte und versucht ihn bei einem Ringkampf vor dem Herzog zu demütigen. Doch Olivers Plan geht nicht auf: Orlando gewinnt den Kampf und zugleich die Liebe Rosalinds. Aber das Geschehen zwingt ihn dazu, in den Wald zu fliehen. Auch Rosalind muss flüchten und nimmt zu ihrem Schutz die Identität eines Mannes an. Dabei begleitet sie der Hofnarr (Christian Bergmann) und des Herzogs Tochter Celia (Svea Auerbach).
Im Wald treffen sie erneut auf Orlando, der Rosalind in ihrer Verkleidung jedoch nicht erkennt. Sie nutzt die Gelegenheit und stellt – als Mann – seine Liebe auf die Probe. Doch nicht nur Orlando lässt sich von ihrem Kostüm täuschen: In den vermeintlichen Mann verliebt sich auch eine Schäferin, die wiederum von einem Schäfer angeschmachtet wird. Und auch der Hofnarr sucht die Liebe und verliebt sich in eine Hirtin. Derweil soll Oliver in Herzog Fredericks Auftrag seinen Bruder ausfindig machen. Doch letztlich kommt alles anders als gedacht.

Regisseur Thomas Weber-Schallauer und sein Ensemble ließen sich auch durch den Bremer Regen im Bürgerpark nicht aufhalten. Sowohl das Publikum als auch die Schauspieler hielten tapfer bis zum Ende durch, um der Versöhnung der Brüder und der Zusammenführung der Verliebten beizuwohnen. Dabei wurde auch die durchnässte Bühne zum Hindernis, was jedoch souverän umspielt und sogar humorvoll in das Stück integriert wurde. Leider war der Ton zu Beginn viel zu leise, sodass die erste Szene beinahe unverständlich blieb, was aber schnell erkannt und behoben wurde und dem gesamten Stück keinen Abbruch tat.
Die Schauspieler des Ensembles spielten häufig mehrere Rollen, legten jedoch allesamt eine souveräne Leistung hin. Besonders beeindruckend war Christian Bergmann, der vom Narren bis hin zur Schäfersfrau sein vielseitiges Talent zeigen konnte und dabei die Lacher des Publikums immer auf seiner Seite hatte.
Ab und zu driftete die Komödie jedoch fast ins Alberne ab, wenn etwa slapstickartig ein multifunktionales Brett als Tisch oder Wand durchs Bild getragen wurde. Das Brett war auch eines der wenigen vorhandenen Requisiten. Ansonsten stand die puristische Bühne im Vordergrund, deren Zentrum eine schräge, dem Publikum zugewandte Fläche bildete. Daneben waren auch die Kostüme einfach, aber ansprechend gehalten, sodass der Fokus voll und ganz auf der Handlung der Figuren lag.
Da das bekannte Stück zu sehr großen Teilen in Wald und Wiese stattfand, muss man sich allerdings fragen, warum die natürliche Umgebung des Parks nicht stärker genutzt wurde. Insgesamt herrschte aber eine gute Atmosphäre, die auch in der Pause vom gitarrenspielenden Hauptdarsteller unterstützt wurde und vom Publikum, dem Regen zum Trotz, mit einem langen Applaus belohnt wurde. So wurde der 20. Theatersommer der Shakespeare Company erfolgreich und unterhaltsam eingeleitet.

Der Theatersommer wird auch nächstes Jahr wieder stattfinden. Wer schon vorher ein Stück der Shakespeare Company sehen will, findet den aktuellen Spielplan hier: www.shakespeare-company.com.

Foto: Marianne Menke

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