Ein Blick in die dunklen Abgründe der menschlichen Psyche

by Bücherstädterin Rosi

Der Ex-Söld­ner Richard Dun­kel arbei­tet als Secu­rity auf dem Gelände einer still­ge­leg­ten Mine. Als er eine Ent­de­ckung macht, eska­lie­ren die Ereig­nisse in dem klei­nen rhein­län­di­schen Dorf Alt­glück. Buch­schatz­meis­te­rin Rosi schaut in die Abgründe kri­mi­nel­ler Machen­schaf­ten in einer struk­tur­schwa­chen Gegend.

Sven Heu­cherts Thril­ler „Dun­kels Gesetz“ malt zunächst das Bild einer öden und trost­lo­sen, irgend­wie kaput­ten Land­schaft. Dadurch wird den Lesern ein Gefühl von Trost­lo­sig­keit, Hoff­nungs­lo­sig­keit und Resi­gna­tion ver­mit­telt, wie es in einer sol­chen Gegend leicht auf­kom­men kann.

Ein Krimi nur für Hartgesottene

Irgend­wie passt es, dass eine der Haupt­fi­gu­ren, Richard Dun­kel, nach Alt­glück ver­schla­gen wird. Richard Dun­kel ist ein ehe­ma­li­ger Söld­ner, der schon auf der gan­zen Welt gekämpft hat. Er wird ver­folgt von sei­ner Ver­gan­gen­heit, von der Erin­ne­rung an sei­nen gefühls­kal­ten Vater, aber auch an seine Geliebte, deren Leben er doch eigent­lich beschüt­zen sollte, deren Tod er jedoch nicht ver­hin­dern konnte. Ein alter Freund hat ihm den Job als Wach­mann auf dem Gelände einer still­ge­leg­ten Mine besorgt.

Richard Dun­kel lernt eine abge­half­terte Pro­sti­tu­ierte ken­nen und beginnt ein Ver­hält­nis mit ihr. Die bes­ten Zei­ten sind vor­bei, und sie lebt mit ihrer Toch­ter bei dem Tank­stel­len­be­sit­zer Achim in Alt­glück. Achim behan­delt sie schlecht, schlägt sie. Sie ver­dient sich mit Lie­bes­diens­ten Geld, das sie vor Achim ver­steckt. Im Grunde hat sie resi­gniert und erwar­tet nichts Gutes mehr von ihrem Leben. Nur ihre Toch­ter Marie soll es ein­mal bes­ser haben und eine gute Schul­aus­bil­dung genie­ßen. Dies ist ein Sym­bol für den Wunsch nach Ver­än­de­rung, nach Bes­se­rung, aber auch für die Resi­gna­tion der Mutter.

Marie ist erst 16 Jahre alt. Mit ihrem leib­li­chen Vater hat sie kei­nen Kon­takt. Sie muss bei Achim auf der Tank­stelle als Ver­käu­fe­rin arbei­ten. Marie erkennt das Schei­tern und die Resi­gna­tion ihrer Mut­ter, weiß aber nichts dage­gen zu tun. Achim hat längst ein Auge auf sie geworfen.

Das Böse tritt hervor

Achim schließ­lich ist ein ver­arm­ter Tank­stel­len­be­sit­zer und genauso abge­half­tert wie seine der­zei­tige Flamme. Er träumt vom schnel­len gro­ßen Geld und bie­tet dem Kri­mi­nel­len und Zuhäl­ter Falco einen Deal um Rausch­gift an. Dabei sieht er sich als gewief­ter Gau­ner, der alles und jeden im Griff hat, doch Falco schaut nur auf ihn herab. Sogar die bul­ga­ri­schen Dro­gen­lie­fe­ran­ten wol­len ihn und seine Kum­pels über den Tisch ziehen.

Im Laufe der Erzäh­lung wird Achim und damit der Thril­ler zuneh­mend bru­ta­ler: gegen­über der Pro­sti­tu­ier­ten, gegen­über den Dro­gen­lie­fe­ran­ten, gegen­über den Kum­pels, gegen­über Marie – und gegen­über Dun­kel, der zufäl­lig Achims Geheim­nis ent­deckt. Achims unbän­dige Bru­ta­li­tät zeigt sich gegen­über Men­schen und wehr­lo­sen Tie­ren. Er hat im wahrs­ten Sinne des Wor­tes Blut geleckt und scheut vor nichts mehr zurück. Als er sich an Marie her­an­macht, sieht ihre Mut­ter Rot; um jeden Preis will sie ihre Toch­ter vor dem glei­chen Schick­sal, wie sie es erfuhr, beschützen.

Prä­di­kat: Beson­ders lesenswert

Sven Heu­cherts Thril­ler ver­mit­telt zunächst die Tris­tesse einer abge­häng­ten und ver­arm­ten Region. Dabei beschreibt er sehr ein­drucks­voll die Lebens­wege der Ein­woh­ner. Alko­hol und Dro­gen sind an der Tages­ord­nung. Um ihren Traum vom schnel­len Reich­tum zu ver­wirk­li­chen, gehen einige Men­schen im wahrs­ten Sinne des Wor­tes über Lei­chen. Die Hand­lung wird zuneh­mend bru­ta­ler, bis die Situa­tion schließ­lich eskaliert.

Der Thril­ler lebt von sei­nen Haupt­fi­gu­ren und ihren gut gezeich­ne­ten Cha­rak­ter­zü­gen, die nach und nach her­vor­tre­ten. Eine jede hat ihre Träume, schleppt aber zu viele Pro­bleme mit sich herum, um diese ver­wirk­li­chen zu kön­nen. „Dun­kels Gesetz“ bie­tet inso­fern viel mehr als eine solide Krimi-Hand­lung und ver­dient das Prä­di­kat „Beson­ders lesenswert“.

Dun­kels Gesetz. Sven Heu­chert. Ull­stein-Ver­lag. 2017.

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