Dracula, Dracula! (Teil II)

von | 31.10.2017 | #Todesstadt, Buchpranger, Specials

Blut saugen, durch einen Pflock sterben und in den Hals junger Frauen beißen – schon anhand dieser wenigen Merkmale weiß jeder, worum es sich handelt: Vampire, insbesondere Dracula. Nachdem sich Geschichtenzeichnerin Celina im ersten Teil mit Bram Stokers Roman „Dracula“ und der Verfilmung „Bram Stoker’s Dracula“ auseinandergesetzt hat, widmet sie sich im zweiten Teil der Comicadaption und Parodie.

Der Vampir der Vampire in neuem Design

Vielfach gibt es erst einen Comic und dazu eine Verfilmung. Beim Comic „Bram Stoker´s Dracula“, welcher sich am gleichnamigen Film und vor allem an dem Drehbuch von James V. Hart orientiert, ist es genau anderes herum. Die Bleistiftzeichnungen wurden von Mike Mignola (Hellboy Kompendium 1 und 2) angefertigt. Wie bei eigentlich allen Werken, an denen Mignola mitwirkt, ist auch dieser Comic düster gehalten und wirkt sogar noch finsterer als der Film selbst. Auf Grund der Orientierung an der Verfilmung sind die Figuren und Schauplätze sehr geprägt von dieser, was sich unter anderem durch ähnliche Frisuren und Kostüme bemerkbar macht. Dennoch sind einzelne Schauspieler nicht genau wiederzuerkennen.

Einziges kleines Manko ist, dass im Film teilweise Verwirrung entsteht. Beispielsweise, wenn auf einer Seite der Graf noch als Wolf zu sehen ist, während er Lucy attackiert, und nur wenige Panels weiter in einer gerade vom Schiff entladenen Kiste ruht. Auffällig ist im Vergleich auch, dass die Dialoge und Szenen gekürzt und entsprechend für den Comic adaptiert wurden.

Im Comic werden markante Kontraste geschaffen durch schwarze, teils flächige Schattierungen. Es werden Details, wie zum Beispiel starrende Augen, somit hervorgehoben. In Abgrenzung zum Film ist es im Comic gegeben, auch mal innehalten zu können. Es ist möglich zu verweilen und Bilder genauer zu betrachten. Zusätzlich werden Details aus Szenen in Einzelpanels abgebildet, die somit genauer in Augenschein genommen werden können. Es gibt immer wieder einen Wechsel an Bildperspektiven und -ausschnitten. Auf der letzten Seite spricht Van Helsing. Diese Abschlussworte erscheinen nicht in der Verfilmung, aber sind original dem Buch entnommen.

Übrigens gibt es noch weitere gezeichnete Adaptionen, in denen Dracula erscheint, die sich allerdings nicht mehr direkt auf Bram Stokers Dracula beziehen:

  • Manga- und Anime-Serie: Hellsing, Manga-Serie aus dem Jahr 1997, zu der es 2003 (in Deutschland) eine gleichnamige Anime-Serie (Studio Gonzo) zu sehen gab. Dracula heißt hier Alucard (Ananym: Dracula rückwärts geschrieben). Von 2005 bis 2012 wurde der Anime in Japan erneut, düsterer und näher am original Manga umgesetzt, als Original Video Animation unter dem Titel „Hellsing Ultimate“.
  • Parodie: Graf Duckula (Zeichentrickserie 1988-1993)
  • DC-Animationsfilm: Batman vs. Dracula (2005)

Eine Parodie der blutsaugenden Legende

1995 erschien die Parodie „Dracula – Tot aber glücklich“ zum Film „Bram Stoker’s Dracula“ unter der Regie von Mel Brooks und Leslie Nielsen in der Hauptrolle als Dracula. Allerhand wurde ironisch aufgegriffen, ergänzt und in anderen Kontext gestellt. Selbst das berühmte Schattenspiel wurde so karikiert, dass der Schatten mehr Eigenleben hat.
Zu Anfang der Geschichte ist zu sehen, wie Thomas Renfield, gespielt von Peter MacNicol (Ghostbusters II), als Vorgänger von Jonathan, zum Schloss-Dracula kommt. Es handelt sich um eine Vorgeschichte, die im Film von 1992 angesprochen, aber nicht filmisch umgesetzt wird. Dies greift nun die Parodie auf.
Humorvoll gestaltet sich der Film und legt Wert auf – typisch für Filme mit Nielson – sexuelle Anspielungen, tollpatschige Handlungen sowie überspitzte Darstellungen. Mel Brooks, der so gut wie in allen seinen Filmen selbst mitspielt, übernahm hier die Rolle des Prof. Abraham Van Helsing.

Dracula ist und bleibt eine faszinierende Figur

Seit Bram Stokers Roman bis in die Gegenwart hat Dracula Bestand und regt immer wieder zur Inspiration von neuen Werken an. Erst 2014 erschien ein neuer Film, „Dracula Untold“, in welchem Dracula der Protagonist ist. Allerdings gibt es auch hier nur noch Anspielungen auf den einstigen Roman. Mal davon abgesehen, dass Dracula auch in seiner Darstellung wieder ganz anderes ausfällt. Er erscheint noch menschlicher, obgleich der Film actiongeladen ist. Ebenso hat es Dracula 2016 als Musical in die Leipziger Oper geschafft. Sicherlich wird es noch weitere Werke und Neuinterpretationen geben. Allerdings kann man schon jetzt in die bereits vorhandenen Werke eintauchen und sich von Dracula immer wieder auf neue verführen lassen.

Zum Weiterlesen/Weiterschauen:

  • Roman: Dracula, Bram Stoker, Erstveröffentlichung 1897.
  • Filme: Bram Stoker’s Dracula, Regie: Francis Ford Coppola, Drehbuch: James V. Hart, nach dem Roman „Dracula“ von Bram Stoker, Kamera: Michael Ballhaus, Schnitt: Anne Goursaud, Glen Scantlebury und Nicholas C. Smith, Musik: Wojciech Kilar, Darsteller: Gary Oldman, Winona Ryder, Keanu Reeves, Anthony Hopkins, Richard E. Grant, Cary Elwes, Tom Waits, Sadie Frost, Bill Campbell, Monica Bellucci, 1992, Columbia Pictures.
  • Dracula – Tot aber glücklich, Regie: Mel Brooks, Drehbuch: Rudy De Luca, Steve Haberman, Kamera: Michael D. O’Shea, Schnitt: Adam Weiss Musik: Hummie Mann, Darsteller: Leslie Nielsen, Peter MacNicol, Mel Brooks, Amy Yasbeck, Steven Weber, 1995.
  • Comic: Bram Stoker´s Dracula, Szenario: Roy Thomas, Bleistiftzeichnungen: Mike Mignola, Tuschezeichnungen: John Nyberg, Übersetzung: Karlheinz Borchert und Georg F.W. Tempel, 1993, Ehapa.

Ein Fund aus der Todesstadt.

Illustrationen: Geschichtenzeichnerin Celina

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