Die Schlacht um Mittelerde als Echtzeit-Strategiespiel

von | 26.04.2017 | Digitale Spiele, Spielstraße

Mit dem 2004 erschienenen Spiel „Der Herr der Ringe: Die Schlacht um Mittelerde“ hat Electronic Arts den Grundstein für einen zeitlosen Klassiker der Echtzeit-Strategie gelegt. Mit „Der Herr der Ringe: Die Schlacht um Mittelerde 2“ und dem Add-On „Aufstieg des Hexenkönigs“ legten sie 2006 die Messlatte noch etwas höher. Geschichtenerzähler Adrian hat sich in die Schlacht gestürzt.

In beiden Teilen hat der Spieler die Wahl zwischen zwei Kampagnen. Die gute Kampagne im ersten Teil lässt einen die Reise der Gefährten zum Schicksalsberg sowie die Schlachten von Rohan und Gondor gegen die Horden des dunklen Herrschers Sauron spielen. Oder man ist in der bösen Kampagne drauf und dran die Schergen Saurons zum Sieg über die freien Völker Mittelerde zu führen. Stück für Stück verteidigt oder unterwirft der Spieler Ländereien.

PC Cover: Der Herr der Ringe - Die Schlacht um MittelerdeDas nachfolgende Spiel wirft hingegen einen Blick auf den Norden von Mittelerde und der Spieler erlebt zusammen mit dem Elbenkrieger Glorfindel und anderen teilweise bekannten Charakteren, was dort während des Ringkriegs geschehen ist. So erhält man etwa Einblicke in das Schicksal der Zwerge vom blauen Berg oder die Schlacht um Bruchtal, welche in den Filmen kaum bis gar nicht beleuchtet werden. Auch hier gibt es wahlweise wieder eine böse Kampagne, welche einen in die Rolle des dunklen Herrschers und seine Armeen schlüpfen lässt.

Mit dem Add-On zum zweiten Teil „Aufstieg des Hexenkönigs“ lieferte EA dann eine vom Schwierigkeitsgrad zwar eine sehr anspruchsvolle aber grandiose Kampagne rund um den Feldzug des Hexenkönigs von Angmar gegen das Königreich von Arnor. Dieses befindet sich im Bürgerkrieg und liefert dem Hexenkönig eine gute Chance, an Macht zu gewinnen, und somit auch die des dunklen Herrschers Sauron wieder erstarken zu lassen. Zeitlich ist „Aufstieg des Hexenkönigs“ nach dem Tod von Isildur, dem König der Menschen, der Sauron den Ring vom Finger schlug, zu verorten; also vor den Ereignissen des Ringkriegs.

Das Spielprinzip und die Völker

PC Cover: Die Schlacht um Mittelerde 2

Die Spielmechanik von „Der Herr der Ringe: Die Schlacht um Mittelerde“ baut, wie viele Vertreter der Echtzeit-Strategie, auf das Schere-Stein-Papier-Prinzip. Dies bedeutet, dass einige Einheiten Vorteile gegenüber anderen Einheiten haben, während dieselben Einheiten gegen andere Klassen schwächeln. So kann die Reiterei (Rohirim, Warg-Reiter) einfache Fußsoldaten mit Leichtigkeit niedertrampeln; sind diese Fußsoldaten jedoch mit Speeren ausgestattet, so sollte man lieber die Bogenschützen gegen sie ins Feld ziehen lassen und die Reiterei zurückhalten.
Ein Zusammenlegen von Einheiten ist möglich und bringt einige Vorteile. So können Speerträger etwa Bogenschützen vor Reitern schützen. Für jede Einheit gibt es dann noch Aufrüstungen wie etwa schwere Rüstungen oder bessere Schwerter. Einheiten werden für Rohstoffe in Produktionsgebäuden, beispielsweise in der Kaserne ausgebildet, wie es etwa schon aus „Warcraft“, „Starcraft“ oder „Age of Empire“ bekannt ist.

Während es im ersten Teil nur vier Völker (Gondor, Rohan, Mordor, Isengard) sind, kamen mit dem zweiten Teil die Elben und die Zwerge als spielbare Rassen hinzu. „Aufstieg des Hexenkönigs“ brachte dann noch die Armee von Angmar, mit Trollen und den schwarzen Númenor auf das Schlachtfeld.
Zudem bietet jedes Volk noch seine individuellen Stärken und Schwächen, welche für jeden Spieler etwas zu bieten haben. Während Gondor mehr auf seine gut gerüsteten Soldaten setzt, wartet Mordor mit seinen Orks zwar nicht durch Stärke einzelner Einheiten auf, dafür durch pure Masse. Vertraut Rohan eher auf seine Reiterei – außer den Ents besitzen sie gar keine Belagerungswaffen –, führt Isengart dagegen mehr Belagerungstechnik und stärkere Fußsoldaten ins Feld.

Durch Scharmützel verdient sich der Spieler zudem noch Erfahrungspunkte, welche er in den Kauf von Fertigkeiten investieren kann. So etwa einen Heilzauber in einem bestimmten Radius oder das Herbeirufen eines Trupps Elben auf das Schlachtfeld. Mit Teil zwei kommt zudem noch das Erstellen eigener Helden hinzu, welche – außerhalb der Kampagne – im Haupthaus beschworen werden können.

PC Cover: Die Schlacht um Mittelerde - Aufstieg des Hexenkönigs

Die Anfänge und technischen Sprünge

Größter Knackpunkt des ersten Teils ist die starke Einschränkung im Basen-Bau. Größere Basen sind auf sechs Bauplätze beschränkt, kleinere auf fünf; Außenposten und eigenständige Bauernhöfe auf drei und einen Platz. Ebenso ist der Standort vorgeschrieben. Auch die beinahe schon übermächtigen Helden, welche aus den Büchern und Filmen bekannt sind (Gandalf, Legolas, Saruman, etc.), werden auf höherem Level zu fast unaufhaltsamen Kampfmaschinen. Mit einem Helden wie etwa Aragorn, ist es somit möglich, nahezu ganze Armeen im Alleingang auszuschalten.
All diesen Kritikpunkten kam EA im zweiten Teil bei. Nicht nur der Platz der Basis ist nun frei wählbar, sie wurde auch auf eine beliebige Größe erweitert. Einzig Landschaftsstrukturen, beispielsweise Bäume oder Felsen, stehen dem Setzen eines Gebäudes im Weg. Auch die Stärke der Helden wurde angepasst. Zwar sind sie immer noch stärker als normale Einheiten, fallen aber schneller, treten sie einer Übermacht entgegen.

Auch grafisch wurde das Spiel in den nachfolgenden Teilen aufgehübscht. Viele Einheiten, so etwa die im zweiten Teil eingeführten Riesen, wirken nicht mehr wie matschige Texturhaufen, sondern bieten hier und dort sogar nette Details – z.B. die Schuppenhaut oder das Umklammern eines Felsens mit der Hand. Mit dem zweiten Teil kommt dann der sogenannte „Ringkrieg“ ins Spiel, wo man in bester „Total War“-Manier um die Vorherrschaft in Mittelerde kämpft.

Mein Fazit

„Der Herr der Ringe: Die Schlacht um Mittelerde“ ist ein schönes Stück Nostalgie und für Fans des derzeit leider im Sterben liegenden Genres der Echtzeit-Strategie ein Vergnügen. Zudem sind der erste und der zweite Teil gut gealtert und müssen sich nicht hinter aktuelleren Genre-Vertretern, wie beispielsweise „Starcraft 2“, verstecken. Wer sich gerne in der Welt von Tolkien tummelt und auch mit Echtzeit-Strategiespielen etwas anfangen kann, dem sei diese Spielreihe auf jeden Fall empfohlen. Da Teil eins und Teil zwei nicht aufeinander aufbauen, ist es egal zu welchem man zuerst greift.

Der Herr der Ringe: Die Schlacht um Mittelerde. Entwickler: EA Los Angeles. Publisher: EA. 2004 (für Windows). / Der Herr der Ringe: Die Schlacht um Mittelerde 2. Entwickler: EA Los Angeles. Publisher: EA. 2006 (für Windows und Xbox 360). / Der Herr der Ringe: Die Schlacht um Mittelerde 2: Aufstieg des Hexenkönigs. Entwickler: EA Los Angeles. Publisher: EA. 2006 (für Windows).

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2 Kommentare

  1. Avatar

    Eine schöne Idee auch mal eine Rezension über ein Spiel zu veröffentlichen. Auch oder gerade weil ich das Spiel kenne, war die Lektüre für mich interessant. Mir war zum Beispiel das Schere-Stein-Papier Prinzip immer vage bewusst, aber ich habe die einzelnen Synergien nie bewusst benutzt oder gar meine Truppen fusioniert. Insofern bin ich wohl ein unbedarfter Spieler.

    Ich spiele lieber den ersten Teil, weil ich es viel entspannter finde gleich zu Spielbeginn eine Burg zu kontrollieren(Mauern bauen nervt), die Grabenkämpfe um die Außenposten mag und besonders die Helden schätze, da diese meines Erachtens nach sehr viel schwächer sind als bei Schlacht um Mittelerde 2. In diesem Punkt geht meine Wahrnehmung mit der des Autors weit ausseinander.

    Antworten
    • Satzhüterin Pia

      Wenn du Spiele-Rezensionen bei uns gut und erfrischend findest, dann schau dich auf jeden Fall mal im restlichen Bereich der Spielstraße um! 🙂

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