Die richtige Geschichte kann die Welt verändern

von | 31.08.2018 | #Kunterbunt, Filmtheater, Serien, Specials

Schon bevor die magische Welt von „Strowlers“ offiziell geöffnet wurde, konnte Stadtbesucherin Anne Zandt einen Blick auf die Pilot-Folge werfen.

„Strowlers“ ist ein Multimedia-Universum, erschaffen von Zombie Orpheus Entertainment, genauer gesagt Ben Dobyns, dem Kopf dahinter. Geschichten in diesem Universum erzählen von einer Welt, in der Magie real ist. Neben der Pilot-Episode – auch nur als „Strowlers“ bezeichnet –, die in Seattle spielt, wurden die Episoden „Strowlers: Amaaji“ (Mongolei) und „Strowlers: Pepper“ (Irland) gefilmt und fertiggestellt. Alle drei Folgen wurden im August auf der Gen Con 2018 veröffentlicht. Jede Folge erzählt einen anderen Teil der Geschichte der Strowlers aus einem anderen Blickwinkel und von einer anderen Art, mit Magie umzugehen.

„The right story can change the world.“

Gleichzeitig wird mit dem Konzept gespielt, dass die richtige Geschichte die Welt verändern kann. Denn Magie im „Strowlerverse“ wird zum Teil über das Erzählen von Geschichten mit Hilfe eines speziellen Decks von Spielkarten gewirkt.

Doch was sind Strowlers?

Strowlers“, zu Deutsch „Streuner“, ist die Bezeichnung derjenigen, die Magie frei anwenden. Sie sind ungebundene Menschen, die von Ort zu Ort ziehen und im Verborgenen kleine und große Wunder wirken. Aber das ist nur eine Möglichkeit, sie zu definieren. In ihrem Kern sind sie freie, kreative Menschen, seien es Schriftsteller*innen, Musiker*innen, Künstler*innen oder was immer sie sein wollen.

Ihnen gegenüber stehen die Arkanologen, die versuchen jede freie Magie zu bändigen und für ihre Zwecke kontrollierbar und nutzbar zu machen.

Worum geht es in der Pilot-Folge?

Der Pilot erzählt die Geschichte von Whit, einer Bibliothekarin, und ihrer Freundin Amanda, die als Arkanologin versucht, jungen Magie-begabten Kindern zu helfen und dafür eine Technologie erschafft, die für alle Magie-begabten Menschen gefährlich werden könnte.

Eines Tages liest Whit den Kindern eine Geschichte über einen Goldzeisig, der ein junges Mädchen immer tiefer in den Wald lockt, als um sie herum der Wald zum Leben erwacht. Blätter fegen über den Fußboden der Bibliothek und Äste recken sich nach den Kindern. Doch der Zauber währt nicht lange, denn das Einsatzkommando der Arkanologen zerstört ihn und unterbindet die Magie eines kleinen Jungen, den sie als Quelle vermuten, mit einem dafür hergestellten Halsband.

Doch bald findet Whit heraus, dass ein anderes Kind, Nikki, dahintersteckt und versucht, sie vor Amandas Kollegen zu beschützen, die die Magie aus ihr herausbrennen wollen …

Das Seherlebnis

Ich kenne von ZOE hauptsächlich ihre Webserien „The Gamers“ und „JourneyQuest“, aber die Qualität dieser Pilot-Folge ist noch einmal auf einem ganz anderen Level.

Nicht nur die Erzähltechnik ist faszinierend – indem zwischen der Ebene des Erzählers und der Erzählung gesprungen wird – sondern auch die visuellen Effekte sind atemberaubend. Das Lichtspiel passt sich dem Ton der Geschichte an und wechselt von bedrohend dunkel zu hoffnungsvoll strahlend.

Hinzu kommen die starken Botschaften, nicht nur über Magie und Angst vor dem Unkontrollierbaren, sondern auch über das Geschichtenerzählen selbst. Besonders für Autor*innen ein faszinierender Aspekt.

„Every story is a labyrinth. You begin a journey to the center, then wind your way out again and end up somewhere new, but while you’re in the center you have chance to change things.“

Die Charaktere

Die drei Hauptfiguren sind glaubhaft dargestellt und verhalten sich getreu ihrer Charakterisierung Whit, die Idealistin, die für das kämpft, was sie für richtig hält. Amanda, die Reumütige, die andere vor ihrem eigenen Schicksal zu bewahren versucht, und das um jeden Preis. Und Nikki, die Verängstigte, die noch gar nicht richtig begreifen kann, was mit ihr geschehen soll und mit so vielen anderen bereits geschehen ist.

Die Nebencharaktere werden zwar nur angeschnitten, trotzdem bekommt man ein Gefühl für sie. Gerade Nikkis ausgebrannter Vater und der Streuner Josiah hinterlassen einen bleibenden Eindruck.

Generelle Meinung

Als Pilot für eine weitaus größere Welt, macht es definitiv Lust auf mehr und lässt über die geringe Ausgestaltung der Nebencharaktere hinwegsehen, deren Geschichte eventuell später weiter aufgegriffen wird. Visuell hat mich diese Folge einfach unglaublich gefesselt, zusammen mit der Geschichte und dem Geschichtenerzählen ist es einfach eine wunderbare Mischung.

„The best fictions are the ones surrounded by truths.“

Wie wahr diese Aussage sein kann, wird deutlich, wenn man die dystopischen Elemente, die die Arkanologen in die Geschichte einbringen, betrachtet und sieht, wie schnell so etwas auch in unserer Welt passieren kann.

Auch du kannst ein Teil des Strowlerverse werden

Mit Veröffentlichung der Pilot-Folge wird diese Welt für alle geöffnet, sodass jede*r einen Teil dazu beisteuern kann. Sei es in Form von neuen Geschichten, Filmen, Gedichten oder anderen kreativen Ideen. Sie steht unter einer speziellen Creative Commons-Lizenz, die durch Nennung des Ursprungs erlaubt, selbst kreativ zu werden. Und mit etwas Geschick kann dieser Beitrag auch offizieller anon werden.

Strowlers – Pilot/Strowlers. Regie: Ben Dobyns, Gabriel L. Gonda. Skript: Elizabeth Armanacs, Elizabeth Heffron, Lindy Bousedt, Ben Dobyns. Schauspieler: Tanesha Ross, Trin Miller, Zaya Korver. Filmverleih:The Fantasy Network, Amazon Prime, später YouTube und BitTorrent. Produktionsland: USA. 2018 (Gen Con). FSK: 12.

Hier geht es zum Trailer. Auf randompoison.com ist diese Rezension außerdem auf Englisch erschienen.

Ein Beitrag zum Special #Kunterbunt. Hier findet ihr alle Beiträge.

 

Bücherstadt Magazin

Bücherstadt Magazin

Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir sind umgezogen!

Wir sind kürzlich umgezogen und müssen noch einige Kisten auspacken. Noch steht nicht alles an der richtigen Stelle. Solltet ihr etwas vermissen oder Fehler entdecken, freuen wir uns über eine Nachricht an mail@buecherstadtmagazin.de – vielen Dank!

Newsletter

Erhaltet einmal im Monat News aus Bücherstadt. Mehr Informationen zum Newsletter gibt es hier.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner