Die Opfer: junge Frauen. Die Mordwaffe: ein Eisengebiss

von | 22.04.2018 | Belletristik, Buchpranger

Jo Nesbø hat nach drei Jahren spannungsvollen Wartens seiner Fans einen neuen Psychothriller herausgebracht. Es ist das 11. Buch der Harry-Hole-Reihe und genau so spannend wie die bereits erschienenen. Mit „Durst“ meldet sich der Erfolgsautor aus Norwegen zurück. Poesiearchitektin Lena geht mit Harry Hole auf Verbrecherjagd.

Harry Hole ist glücklich. Was braucht man dafür? Einen Lebenspartner und einen neuen Job. Er unterrichtet nun die jungen Polizisten in der Ausbildung, anstatt aktiv Serienmörder zu fassen. Wartet da das Unglück nicht bereits? Leider ja. Der Polizeihauptkommissar lässt Hole keine Wahl. Entweder er hilft der Polizei bei dem aktuellen Fall, bei dem sie nicht weiterkommen, oder sein Sohn wird aus der Ausbildung geschmissen. Seine Alpträume sind erneut zu seiner Realität geworden.

Tatort: Eine Wohnung, in die nicht eingebrochen wurde. Opfer: Eine junge Anwältin. Tatwaffe: Ein Eisengebiss. Motiv: Psychose. Hinterlassene Spuren: Keine. Hole stellt sich ein kleines Team zusammen. Ein ganz frischer Azubi, ein Psychologe, der sich dem Vampirismus verschrieben hat, und einen Pathologen. Sie beraten sich in einem Kellerraum in einem Stuhlkreis. Nicht sehr professionell, aber effektiv. Vier Männer, vier verschiedene Bereiche und vier Talente diskutieren, rätseln und analysieren. Erst als der Mörder absichtlich Spuren hinterlässt, beginnt das Katz- und Mausspiel. Gut und Böse stehen sich sogar gegenüber. Wer kann sich besser in den anderen hineinversetzen? Wer kann dem anderen einen Schritt voraus sein? Gibt es eventuell noch einen zweiten Mörder?

„Durst“ ist ein Buch, welches die Leser in die Irre führt. Das Thema „Tinder“ wird anfangs extrem thematisiert. Das virtuelle Kennenlernen ist gefährlich. Jeder kann sich dort verstecken und als jemand anderes ausgeben. Man fühlt sich angesprochen. Es ist aktuell und es kann einen selber treffen. Das Thema des Internetdatings und den versteckten Persönlichkeiten wird nie langweilig. Die Datingapp rückt aber in „Durst“ schnell in den Hintergrund und ist nicht mehr von Wichtigkeit. Es kommt mir so vor, als wurde diese Thematik genutzt, um die Leserschaft anzulocken.

Nesbø hat das absolut nicht nötig, denn das Buch ist sehr komplex und spannend. Man muss sich erst einen Überblick verschaffen, um die vielen Personen auseinanderzuhalten. Aber jede einzelne ist gut ausgearbeitet und sie lesen sich, als wären sie real. Man ist gefesselt. Leidet mit, liest manche Stellen schneller, weil man unbedingt wissen will, wie es weitergeht, und wird am Ende hinters Licht geführt, bleibt verblüfft und nachdenklich über das Buch gebeugt sitzen. Wer nicht bereits die vorherigen Bücher aus der Harry-Hole-Reihe gelesen hat, ist definitiv nach diesem hier an der Vorgeschichte interessiert.

Durst. Ein Harry-Hole-Krimi 11. Jo Nesbø. Aus dem Norwegischen übersetzt von Günther Frauenlob. Ullstein Verlag. 2017.

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

1 Kommentar

  1. Avatar

    Eine brillante Rezension!

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