Die „Mitwelt“ aktiv gestalten

von | 30.06.2020 | #BKUmwelt, Buchpranger, Sach- und Fachbücher

Auch wenn es in der Coronakrise teilweise nicht so wirken mag, ist der Klimawandel noch immer vorhanden und auch weiterhin eines der vordringlichsten Probleme unserer Zeit. Fabelforscher Christian hat in „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ das Problem genauer unter die Lupe genommen.

Harald Lesch, bekannt aus diversen wissenschaftlichen Fernsehprogrammen und Professor für Physik an der LMU München, und der Publizist und Dokumentarfilmer Klaus Kamphausen gehen von Anfang an in die Vollen und sagen ganz klar: Jeder Einzelne zählt! Das Märchen von der bösen Industrie und der Ohnmacht des Individuums wird als solches enttarnt. Den Lesern wird ihre aktive Rolle im Dialog mit ihrer „Mitwelt“ vor Augen geführt – im Gegensatz zur passiven Beobachterrolle in Bezug auf ihre Umwelt. Es wird aber nicht nur der moralische Zeigefinger gehoben, auch Lösungsansätze werden präsentiert.

Hierzu werden ganz unterschiedliche Projekte und Herangehensweisen vorgestellt. Von Plänen für gigantische Solarkraftwerke in der Wüste, die Europa mit nachhaltiger Energie versorgen sollen, über Kerosin für die Luftfahrt, das von Algen erzeugt wird, bis hin zu klimafreundlichen Wertpapierfonds für die Geldanlage bleibt kaum ein Lebensbereich unbehandelt. Die Autoren beschränken sich nicht auf ihre eigenen Ansichten und Erkenntnisse, sondern lassen in diversen Interviews auch Experten und Projektbeteiligte zu Wort kommen. Das macht das Buch vielstimmig.

„Wenn nicht jetzt, wann dann?“ fasst sehr gut die momentane Faktenlage zum Klimawandel zusammen und beschreibt deutlich, wo die Probleme auf der Ebene des Individuums liegen und was jeder und jede Einzelne tun kann, um sie zu lösen. Wer sich bereits intensiv mit den Themen Klimawandel und Umweltverschmutzung auseinandergesetzt hat, wird hier zwar wenig neue Fakten finden, aber besonders die kompakte Zusammenschau und die vorgestellten Lösungsansätze wirken sehr eindringlich. Um sich selbst oder andere wachzurütteln, lohnt es sich auf jeden Fall, das Buch zu lesen und danach an möglichst viele Freunde und Bekannte weiterzugeben.

Etwas störend sind gerade zu Beginn des Buches teilweise recht lange Einschübe beziehungsweise Infokästen mit Informationen zum Beispiel zum Sisyphos-Mythos, Urban Gardening oder Smart Cities. Nicht, dass der Inhalt uninteressant oder unnötig wäre, lediglich der Lesefluss leidet stark, wenn mitten im Satz plötzlich ein Infokasten beginnt, der sich über die kommenden zwei bis drei Seiten zieht. Passend zum Thema ist das Buch übrigens klimaneutral hergestellt (Taschenbuchausgabe) beziehungsweise nach dem Cradle-to-Cradle Konzept zertifiziert (Hardcoverausgabe).

Wenn nicht jetzt, wann dann? Handeln für eine Welt, in der wir leben wollen. Harald Lesch und Klaus Kamphausen. Penguin Verlag. 2019.

[tds_note]Ein Beitrag zum Special #BKUmwelt. Hier findet ihr alle Beiträge. // Illustration: Satzhüterin Pia[/tds_note]

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