In „Ich Igelkind – Botschaften aus einer anderen Welt“ erzählt Katja Rohde gemeinsam mit ihrer Mutter aus ihrem Leben mit Autismus. Geschichtenzeichnerin Celina hat dieses ältere Buch zum Anlass der Own Voices gelesen.

Zu Beginn des Buches beschreibt die Mutter Ulla Rohde, was Autismus ist, wie es ist, ein Kind mit Autismus zu haben, und wie diese Diagnose kaum bis gar nicht in den 1970er und 80er Jahren gestellt wurde. Daher galt ihre Tochter Katja Rohde bis zu ihrem dreiundzwanzigsten Lebensjahr als geistig behindert, obwohl sie das nicht ist. Im Gegenteil, denn sie war schon damals hochbegabt, jedoch konnte sie das nicht kommunizieren. Beispielsweise brachte sie sich selbst einige Fremdsprachen bei. Erst durch die gestützte Kommunikation (FC) konnte sie sich mitteilen.

Der Anfang vom Ende

So sehr das Buch einlädt, sich mit Autismus auseinanderzusetzen und gleichwohl die Familiensituation der Rohdes kennenzulernen, ist es etwas misslich, dass die Mutter auf den ersten 53 Seiten alles beschreibt. Ab dem zweiten Teil, den Kaja schreibt, wird die gleiche Geschichte aus ihrer Perspektive erneut geschildert. Es kommen im Verlauf zwar noch weitere Faktoren hinzu. Beispielsweise die Auseinandersetzung mit Schule, Freunde finden und sich zu verlieben, die neue und interessante Einblicke geben. Dennoch wäre das Buch gelungener, wenn Katja Rohdes Text zuallererst und somit vordergründiger gewesen wäre. Schließlich geht es im ganzen Buch um sie.

Auch heute noch aktuell

Bis heute ist die Thematik Diagnosen ein entscheidender Aspekt bei Kindern mit einer Behinderung. Nach diesen richtet sich zum Beispiel deren Förderung. Beispielsweise hat die Diagnose der geistigen Behinderung meist zur Folge, dass schon vorab bestimmt wird, dass diese Kinder kein Abitur machen werden. Im autistischen Spektrum gibt es durchaus Menschen, die das Abitur schaffen können. Daher hatte in Katjas Fall eine Fehldiagnose schwere Folgen. Zudem wird einem durch das Buch bewusst, dass es Autisten und deren Familienangehörige noch vor ein paar Jahren weitaus schwerer hatten, angemessene Unterstützung zu erhalten.

Das Buch „Ich Igelkind – Botschaften aus einer anderen Welt“ kann allen ans Herz gelegt werden, die sich mit Autismus aus einer anderen Perspektive auseinandersetzen möchten – und zwar aus der einer Betroffenen und deren Mutter.

Ich Igelkind – Botschaften aus einer anderen Welt. Katja Rohde. Nymphenburger. 1991.

Celina Ziebarth

Celina Ziebarth

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