Der Winter, die Liebe und die Literatur – Ein Wintermärchen

by Zeichensetzerin Alexa

„Eine Buch­hand­lung, ein berühm­ter Dich­ter und ein ver­schnei­ter Wie­ner Win­ter“, sagt der Klap­pen­text. Tat­säch­lich beschreibt diese Auf­zäh­lung sehr gut, worum es in Petra Hart­liebs neuem Buch „Ein Win­ter in Wien“ han­delt. Zei­chen­set­ze­rin Alexa ist in diese ver­schneite, kit­schig-unter­halt­same Welt eingetaucht.

Marie, die Prot­ago­nis­tin der Geschichte, erfüllt alle mög­li­chen Kli­schees: Auf­grund von Geld­man­gel muss sie ihre Fami­lie ver­las­sen und eine Stelle als Kin­der­mäd­chen anneh­men. Hier wird sie schlecht behan­delt, muss stän­dig Hun­ger lei­den und um ihren Job fürch­ten. Als sie die­sen schließ­lich ver­liert, lan­det sie im Hause Arthur Schnitz­lers, wo sie sich um seine Kin­der küm­mern soll. Schnell fin­det sie den Draht zu ihnen, lernt sie ken­nen und lie­ben und wünscht sich, für immer hier zu bleiben.

Als sei dies nicht Glück genug, begeg­net sie in einer Buch­hand­lung einem jun­gen Mann, in den sie sich bis über beide Ohren ver­liebt. Es fol­gen heim­li­che Tref­fen und Lie­bes­be­kun­dun­gen, eine Situa­tion, die Marie in eine schwie­rige Lage bringt, und jede Menge kit­schige Zeilen.

„Es hatte die ganze Nacht geschneit. Dicke Flo­cken, unun­ter­bro­chen. Als Maries Wecker klin­gelte, war es dun­kel, doch die Dun­kel­heit war anders als sonst, irgend­wie gedämpf­ter, wei­cher. Kein Geräusch war zu hören. In ihrer klei­nen Kam­mer war es kalt und klamm, und sie beschloss, noch fünf Minu­ten unter dem war­men Feder­bett lie­gen zu blei­ben.“ (S. 7)

„Ein Win­ter in Wien“ trägt die Leser­schaft mit­hilfe tri­via­ler Spra­che durch ein ver­schnei­tes Win­ter­mär­chen, das allzu sehr an kli­schee­hafte Hol­ly­wood-Lie­bes­ro­man­zen erin­nert. Die Welt, die hier kon­stru­iert wird, ist ein­fach und den­noch unter­halt­sam. Der Sprung zwi­schen Tri­via­li­tät und Anspruch wird mit der Rolle des Arthur Schnitz­ler ver­sucht. Teils gelingt es, seine Per­son so dar­zu­stel­len, dass man einen Ein­blick in seine Bio­gra­fie erhält. Dies geschieht aller­dings so unter­schwel­lig und schwam­mig, dass seine Rolle belie­big und aus­tausch­bar ist – Inter­esse an Schnit­zers Leben und Werk wird trotz­dem geweckt.

Allen, denen Kli­schees und Kitsch nichts aus­ma­chen und die auf der Suche nach einer leich­ten Lek­türe für einen kal­ten Win­ter­abend sind, sei „Ein Win­ter in Wien“ empfohlen.

Ein Win­ter in Wien. Petra Hart­lieb. Kind­ler. 2016.

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