Der Weg des Helden mal anders

von | 24.06.2021 | #BKtastisch, Buchpranger, Graphic Novels, Comics, Manga, Specials

Auf den ersten Blick wirkt die Comicreihe „Birthright“ von Joshua Williamson wie eine generische Fantasy-Geschichte: Orks, Bösewichte und ein Held, der die Welt retten soll. Jedoch führt uns diese Geschichte auf einen anderen Weg, denn was ist, wenn der Held scheitert? Geschichtenerzähler Adrian hat sich mit auf eine Heldenreise der anderen Art begeben.

Kurz vor seiner Geburtstagsparty verschwindet der junge Mikey auf mysteriöse Weise. Es werden Stimmen laut, dass Vater Aaron seinen Sohn umgebracht haben soll und Stück für Stück muss Mikeys älterer Bruder Brennan mitansehen, wie die Familie am Verlust zerbricht. Doch plötzlich, nach einem Jahr, taucht Mikey wieder auf. Aber er ist nicht mehr der kleine Junge, der verloren gegangen ist, denn nun sitzt dort ein erwachsener, hünenhafter Krieger, bis an die Zähne bewaffnet. Er erzählt, dass er in der Welt namens Terrenos gelandet ist, wo er zum Krieger herangezogen wurde, mit dem Ziel, den Gottkönig Lore zu stürzen. Nachdem ihm dies gelang, führt ihn seine Quest nun zurück in seine Welt. Jedoch steckt hinter Mikeys scheinbar heldenhaften Auftrag etwas viel Dunkleres, denn Mikey ist nicht als Held von Terrenos zurückgekehrt, sondern als gefallener Sklave des Gottkönigs.

Ein neuer Ansatz

Bestimmt sind viele schon einmal mit der klassischen Heldenreise in Berührung gekommen. Ein zum Helden auserkorener Niemand stellt sich dem großen Bösen, das die Welt bedroht und geht nach einem glorreichen Kampf schließlich als Sieger hervor. Auf dieser Heldenreise gibt es einen Moment des Zweifelns, in dem der Held droht zu scheitern, bis er schließlich doch die Kraft findet und obsiegt. Was geschieht, wenn der Held diese Kraft jedoch nicht findet, stellt die Geschichte, die „Birthright“ erzählt, wunderbar dar. Schließlich endet die Reise für den Helden nicht, sondern zeigt seinen Weg auf der dunklen Seite.

Eindrucksvolle Bilder

Zeichner Andrei Bressan und Kolorist Adriano Lucas hauchen der von Williamson geschriebenen Geschichte mit wunderbar dynamischen und teils kraftvollen sowie fantasievollen Bildern Leben ein. So steckt viel Wucht in den Schlägen von Brennan, wenn er einen Jungen verprügelt, der die Suche nach seinem Bruder sabotiert, oder wenn Mikey im Polizeirevier seine Ketten sprengt. Aber auch wenn Mikeys Ork-Ziehvater Rook seinem Schützling von einem Felsen aus einen Überblick über das unterjochte Terrenos eröffnet, ist dies ebenso beeindruckend wie erschreckend dargestellt.

Fantastisch

Die Comicreihe „Birthright“ schafft es, sowohl Mikeys fantastische Heldenreise, in der ein eigentlich verlorener Junge, Stück für Stück zum erhofften, gefeierten Helden wird, ebenso wie seinen Fall, zu inszenieren. Es wird ein Bild gezeichnet, welches erahnen lässt, was beispielsweise geschehen wäre, wenn Luke Skywalker dem Imperator nachgegeben hätte und als sein Spion innerhalb der Rebellen gearbeitet hätte, oder Frodo dem einen Ring verfallen wäre und anstelle von den Menschen Sauron den Sieg gebracht hätte. Erzählerisch und optisch ist Williamson, Bressan und Lucas ein ebenso erschreckender, wie fantastischer Epos gelungen.

Birthright. Autor: Joshua Williamson. Zeichner: Andrei Bressan. Farben: Adriano Lucas. Übersetzung: Franz He. Cross Cult. 2015.

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