Der Teufel trägt kein Prada; aber Hörner

von | 20.01.2016 | Filme, Filmtheater

Das Horror-Drama „Horns“, basierend auf der gleichnamigen Romanvorlage von Joe Hill, ist jetzt auf DVD erschienen. Längst hat Harry Potter-Darsteller Daniel Radcliffe in „Die Frau in Schwarz“ (2012) und „A Young Doctor’s Notebook“ (Serie; 2012-2013) bewiesen, dass sein schauspielerisches Repertoire über den Zauberlehrling mit der Stirnnarbe hinausreicht. Hier übernimmt er die Rolle des Protagonisten Ig Perrish, der sich nicht nur den dunklen Dämonen seiner Heimatstadt stellen muss, sondern Stück für Stück selbst zu einem wird. Ob der Film höllisch gut oder ein himmelschreiendes Desaster ist, hat Geschichtenzeichnerin Celina für euch herausgefunden.

HornsAls die Leiche der jungen Merrin brutal erschlagen im Wald gefunden wird, steht der Schuldige schnell fest: Ig Perrish, der Freund der Kleinstadtschönheit, wird von einen auf den anderen Moment zur meistgehassten Person des Ortes. Von nun an wird er nicht nur von Schuldgefühlen und Trauer über den Verlust seiner Jugendliebe verfolgt, sondern auch von Reportern, welche von ihm sein Schuldgeständnis hören wollen, um es auf der Karriereleiter weiter nach oben zu bringen. Ig schwankt zwischen Hass auf den Mörder seiner Freundin und Verzweiflung hin und her, was er versucht mit Alkohol zu ertränken. Nach einer alkoholreichen Nacht mit der Bardame Glenna scheint jedoch sein Kater nicht das größte Problem zu sein, denn ein Blick in den Spiegel verrät ihm, dass ihm über Nacht Hörner gewachsen sind.
Zuerst geschockt von seinem neuen Kopfschmuck stellt Ig bald fest, dass ihm diese Hörner die Fähigkeit verleihen, die tiefsten Gelüste und Geheimnisse von Menschen zu erfahren. Auch bringen die Hörner für Ig eine gewisse Überzeugungskraft mit sich. Hierbei reichen wenige Worte aus, damit jemand seinem dunkelsten Verlangen nachgeht, um etwa ein Gebäude in Flammen aufgehen zu lassen oder sich mit Drogen vollzupumpen. Erst als Fluch angesehen, stellt Ig bald fest, dass diese Fähigkeiten ihm erlauben, den Mörder seiner Freundin Merrin ausfindig zu machen und zu bestrafen sowie seine eigene Unschuld zu beweisen. So macht er sich auf zu einem Rachefeldzug, der die Kleinstadt ganz schön auf den Kopf stellt.

Der Sohn von Stephen King, der seine Bücher unter dem Pseudonym Joe Hill veröffentlicht, lieferte 2010 mit Horns (deutsch: „Teufelszeug“) eine Geschichte, die seinem Vater alle Ehre macht. Stephen King liebte es, in seinen Büchern eine Kleinstadt in Angst und Schrecken zu versetzen, was Joe Hill mit dem gehörnten Ig Perrish ebenfalls gut gelingt.
Wo das Buch an einigen Stellen etwas langatmig erscheint, hapert es bei der Verfilmung genau am Gegenteiligen. Der Film wirkt an manchen Stellen zerstückelt und in manchen Szenen ist das Handeln einiger Charaktere schwer nachvollziehbar. So bedroht Merrins Vater Ig in ihrer ersten gemeinsamen Szene noch mit einer Waffe, in der nächsten hat er ihm schon verziehen. Ebenso fragt man sich, warum Lee Tourneau sein Leben riskiert, um Ig vor dem Ertrinken zu bewahren. So fehlen des Öfteren genauere Hintergrundinformationen, um zu verstehen, warum Personen so handeln, wie sie es in diesem Moment tun.
Wie auch im Buch sind die Szenen, in denen die Menschen durch die Hörner ihre dunkelsten Geheimnisse offenbaren, recht prägnant im Film dargestellt. So wird es Kenner des Buches auch freuen, dass einige dieser Szenen fast schon wortgenau verlaufen, jedoch werden eben jene auch feststellen, dass diese oder jene Szene verändert wurde. Personen, die jedoch nicht mit dem Buch vertraut sind, werden ihre Freude an diesen Szenen haben.

Die schauspielerischen Leistungen sind gut gelungen, vor allem Daniel Radcliffe verkörpert die Rolle des Ig Perrish weitaus positiv, ebenso wie Max Minghella, welcher Lee Tourneau spielt. Auch die Inszenierung des Regisseurs Alexandre Aja, der berühmt und berüchtigt ist für seine sonstigen, blutrünstigen Horrordarstellungen, kann sich sehen lassen.
Zieht man allerdings Vergleiche zu anderen Buchverfilmungen, welche in den letzten Jahren recht häufig aufgetreten sind, ging nicht erst letztens die Filmreihe zu den „Tributen von Panem“ ziemlich erfolgreich zu Ende, hinkt Horns doch sehr hinterher. Trotz seiner zwei Stunden wirkt der Film lückenhaft und bei all jenen, die das Buch gelesen haben, kommt das Gefühl auf, nur den ersten Teil des Buches gesehen zu haben.
Der Film ist ab 16 Jahren freigegeben, aufgrund einiger recht blutiger und freizügiger Szenen.

Horns. Regie: Alexandre Aja. Universal Pictures. 2013 (DVD: 2015). Daniel Radcliffe. Max Minghella. Juno Temple.

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

1 Kommentar

  1. Avatar

    Ich habe den Film nun auch gesehen und fand den gar nicht so schlecht. Es ist zwar keiner dieser Filme, die ich immer wieder schauen würde, aber zur einmaligen Unterhaltung eignet er sich allemal.

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