Der Mord ist angerichtet

von | 24.04.2018 | #litfutter, Buchpranger, Specials

Die Nero-Wolfe-Krimis von Rex Stout sind Klassiker und erscheinen nun in neuer Übersetzung bei Klett-Cotta. Zeilenschwimmerin Ronja hat sich mit der Neuauflage von „Zu viele Köche“ an den Tisch gesetzt.

Nero Wolfe hasst es, zu reisen. Dass er sich dennoch auf das Abenteuer begibt, mit einem Nachtzug zu reisen, ist nur durch eines gerechtfertigt: Eine Einladung, als Ehrengast beim Treffen der weltbesten Köche teilzunehmen. Doch kaum ist Wolfe mit seinem Sekretär, Archie Goodwin, im Hotel angekommen, bahnen sich schon erste Probleme an. Zu viele Köche können mehr verderben als nur den Brei …

Obwohl der (stark) übergewichtige Privatdetektiv Nero Wolfe – wie gesagt – ein echter Krimi-Klassiker ist, waren die Romane des US-Amerikaners Rex Stout in den letzten Jahrzehnten auf Deutsch nur noch antiquarisch erhältlich. Umso erfreulicher ist es, dass die Neuauflage von Klett-Cotta nicht nur optisch (und haptisch) ansprechend ist, sondern den Text auch durch eine Neuübersetzung aktualisiert. Während mir ein anderer Stout-Krimi in einer 80er-Jahre-Taschenbuchausgabe zwar gut, aber etwas störrisch und altbacken erschien, liest sich die Neuübersetzung wirklich gut, ohne dabei den Charme der Zeit zu verlieren.

„Zu viele Köche“ – erstmals erschienen 1938 – ist dabei allerdings nicht immer politisch korrekt und auch nicht frei von rassistischen Ressentiments, auch wenn sich diese in Grenzen halten. Besonders hervorzuheben ist dabei, dass dies im ausführlichen Nachwort von Tobias Gohlis aufgegriffen wird. Darin finden sich viele Informationen zum Autor (und seiner – erfreulicher Weise positiven – Einstellung gegenüber der afroamerikanischen Bevölkerung), zu seinem Werk und zur Geschichte selbst. Außerdem gibt es einen kurzen Anhang, in dem Dokumente aus dem Rex-Stout-Archiv abgedruckt sind: etwa ein Rezept, das bei einer Veranstaltung zur Erstveröffentlichung des Romans serviert wurde.

Nero Wolfe ist ein wunderbar verschrobener Charakter, der aus der Ich-Erzähler-Perspektive seines Sekretärs und ständigen Begleiters Archie Goodwin dennoch auch sehr menschlich und nicht selten komisch wirkt. Die Auflösung des Krimis selbst ist für mich allerdings etwas enttäuschend, da dort Informationen zum Einsatz kommen, die den Leser*innen vorenthalten wurden. Auf diese Weise ist ein faires Miträtseln nicht möglich, zumal der letztendliche Mörder zuvor keinerlei Anzeichen von (emotionaler) Involviertheit gezeigt hat.

Dennoch ist „Zu viele Köche“ ein unterhaltsamer Krimi, der mit vielen Verwicklungen aufwartet und ein atmosphärisches Bild der Zeit zeichnet. Endlich gibt es eine schöne Ausgabe von Nero-Wolfe-Krimis!

Zu viele Köche. Rex Stout. Aus dem amerikanischen Englisch von Simone Salitter & Gunter Blank. Klett-Cotta. 2017.

Ein Beitrag zum Special #litfutter. Hier findet ihr alle Beiträge.
Bücherstadt Magazin

Bücherstadt Magazin

Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir sind umgezogen!

Wir sind kürzlich umgezogen und müssen noch einige Kisten auspacken. Noch steht nicht alles an der richtigen Stelle. Solltet ihr etwas vermissen oder Fehler entdecken, freuen wir uns über eine Nachricht an mail@buecherstadtmagazin.de – vielen Dank!

Newsletter

Erhaltet einmal im Monat News aus Bücherstadt. Mehr Informationen zum Newsletter gibt es hier.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner