Der magische Sturm geht weiter

von | 11.01.2015 | Belletristik, Buchpranger

Unerwartete Ereignisse haben im zweiten Teil der Hara-Reihe ihre Schatten hinterlassen, die sich nun erheben, um im dritten Band „Donner“ weitergesponnen zu werden. Nachdem einige Charaktere auf ungewöhnliche Weise zu Tode gekommen sind und dabei die Anhäufung von vermeintlichen Feinden ganz offensichtlich nicht zueinander passen konnte, werden die Intrigen von Verdammten – die, welche den dunklen Funken beherrschen, und den Schreitenden, die mit dem lichten Funken – zu einem schier undurchdringlichen Netz, in dem man sich nur allzu schnell verfängt.

Der Sturm der Verdammten, die mit den Heeren der Nabatorer und mithilfe der Nekromanten aus Sdiss über die Reiche des Imperiums hergefallen sind, geht weiter. Erfolgreich rollen sie richtiggehend über das Land und nehmen dieses Stück für Stück ein. Ness indes ist mit seiner kleinen Gruppe unterwegs ins Regenbogental zur Schule der Schreitenden. Er muss dahin, um Antworten zu finden, aber auch, weil er Shen begleitet. Dieser hat sich als Heiler entpuppt, der dann bei Lahen in die Ausbildung gegangen ist. Allerdings birgt sein Ankommen dort Gefahren, denn Shen wurde nicht nur im lichten Funken unterrichtet.
Noch auf dem Weg dorthin erhalten sie unerwartete und unliebsame Gesellschaft einer Verdammten. Ausgerechnet Thia, die ihren alten Körper zurück will, schließt sich ihnen an und bietet ihre Hilfe an, doch niemand traut ihr. Auch nicht, nachdem sie offenlegt, warum sie der Gruppe nicht feindlich gesinnt ist. Doch muss die kleine Reisegesellschaft am Ende dann doch zugeben, dass sie recht froh um diese starke magische Unterstützung ist, als sie die Schule der Schreitenden erreicht und nicht so freundlich empfangen wird, wie sie es sich gewünscht hätte. Gleichzeitig kämpft sich andernorts eine Gruppe von Soldaten des Imperiums durch eine Belagerung, der sich auch Ga-nor und Luk angeschlossen haben. Noch weiß niemand, außer dem Betreffenden selbst, dass sich unter ihnen ein Mann aus dem Geschlecht der Falken befindet, der für die Verdammten eine wichtige Schlüsselrolle für ihren Sieg einnimmt.
In den Bergen des Nordens treffen die Freunde Ness, Ga-nor und Luk wieder aufeinander und beschreiten nun einen nicht weniger gefährlichen Weg, denn alle, die vor dem Sturm der Verdammten geflohen sind, scheinen sich ausgerechnet hier zu verbergen und sich zur Aufgabe gemacht zu haben, der größer gewordenen Gruppe das Leben schwer zu machen.

Alexey Pehov spinnt seine Geschichte vielfältig weiter, teilt Handlungsstränge, die sich dann wieder vereinen. Die vielfältigen Ideen seiner Welt, in der es ungewöhnliche Kreationen von Monstern und ganz andere Arten von Elben gibt, als die, die man sonst gewöhnt ist, präsentiert er immer wieder als Zwischenstücke des Hauptstrangs. Auch wenn man sich manchmal fragt, ob diese Auftritte der ungewöhnlichen Wesen kleine Intermezzi sind, oder vielleicht doch noch einen Sinn für die Handlung ergeben.
Egal wie, die fantastische Welt Haras ist sehr bildhaft und ausführlich beschrieben. Der Leser kann sich den Weg der Reisenden mit allen Strapazen und Überraschungen sehr gut vorstellen. Dazu wird auch eine sehr eindrucksvolle Sprache verwendet, die manchmal mit markanten Worten und auch Wortspielen glänzt. Leider leidet der Spannungsbogen unter den genauen Beschreibungen, den vielen Gesprächen und Erklärungen, die andererseits für das Verständnis der intriganten Machenschaften der einzelnen Parteien wichtig sind. Oftmals steigt die Spannung bei den Geschehnissen an, wird aber nicht immer weitergetrieben, sondern fällt recht ereignislos wieder ab. Schade für eine Geschichte mit eigentlich vielen kleinen Spannungsspitzen im Rahmen des Ganzen. Alles in allem ist „Donner“ durch die ganzen Gespräche und Erklärungen nicht mehr ganz so treibend wie der zweite Teil, durch die vielen interessanten Ideen, die der Autor einbringt und sehr bildhaft beschreibt, dennoch ein lesenswertes Abenteuer. Möge der nächste Teil kommen!

Elisabeth

Donner – Die Chroniken von Hara 3, Alexey Pehov, Piper, 2013;
Ein Beitrag zum Leseprojekt “Russische Literatur”.

Im April dieses Jahres erscheint die Taschenbuchausgabe!
Weitere Bücher von Alexey Pehov:
Wind – Die Chroniken von Hara 1 | Blitz – Die Chroniken von Hara 2

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