„Der kleine Geist, der sein BUH verlor“

von | 26.10.2022 | #Todesstadt, Bilderbücher, Buchpranger, Specials

Der kleine Geist möchte nicht viel, nur einfach mit einem ordentlichen BUH! Leute erschrecken! Aber plötzlich ist der Titel Programm, denn er verliert sein BUH. Können vielleicht ein paar Tiere weiterhelfen? – Von Satzhüterin Pia

Eine Waldszenerie mit Zelt am Lagerfeuer, ein Mädchen liest am Feuer sitzend ein Buch, von hinten schwebt ein leuchtender Geist heran, öffnet seinen Mund und … nichts!

„Mein BUH ist verschwunden!

Was soll ich nur tun?

Ich hab es verloren,

ich kann nicht mehr buh’n!“

Mama Geist tröstet ihren Sprössling, der mit neuer Zuversicht loszieht, um sein Buh wiederzufinden. Er hört ein „HU-HU!“ und folgt dem Geräusch voller Hoffnung. So beginnt eine Reise durch den Wald, auf der das kleine Gespenst neben Eule, Täubchen und Hahn auch eine Kuh trifft. Aber ob es auch sein BUH wiederfindet?

Großartig illustriert

Die Farben und Zeichnungen sind ausgesprochen stimmungsvoll und ansprechend. Die sanfte Nachtfärbung besteht vorwiegend aus Petroltönen, aus denen der kleine Geist deutlich hervorleuchtet. Die Silhouetten der Waldszene sind mit schwarzen Strichen, einem dunklen Wald entsprechend, dargestellt, durch Akzente in Blautönen aber in die Farbgebung stimmig eingefügt und verlieren kindgerecht an Bedrohlichkeit. Der kleine Geist ist mit seinen großen Augen und der ausdrucksstarken Mimik auf Anhieb eine sympathische Hauptfigur, seine leuchtende Aura und seine Bewegungen hat der Illustrator Raymond McGrath sehr gekonnt dargestellt.

Besonders viel Dynamik erhält das Buch aber auch durch seine spannenden Perspektiven. Mal blickt man durch viel Wald auf den kleinen leuchtenden Punkt, dann wieder ist der Fokus so stark auf beispielsweise den Geist und die Eule gelegt, dass man drumherum nur eine petrolfarbene Seite hat. Auf einer Seite geht der Blick von uns Leser:innen steil an einem Baum hinunter, während von unten Geist und Eule nach oben blicken und dem neuen Tiergeräusch nachgehen. Und schließlich seien noch die Tierzeichnungen erwähnt: Kunstvoll und kreativ hat der Illustrator hier bekannte Tierfiguren leicht abstrahiert dargestellt und mit Farben und Verzierungen kleine Kunstwerke geschaffen.

Vorlesefreuden

Elemente wie Reime und die Tiergeräusche machen das Buch zu einem sehr beliebten Vorlesebuch. Meine dreijährige Tochter bekam nicht genug davon und ließ es sich direkt mehrfach vorlesen. Die kurzen und durch rhythmische Worte geprägte Texte lassen sich sehr gut Vorlesen und von den kleinen Betrachter:innen des Buches schnell aufgreifen. So kann auch das kleine Kind schnell mitsprechen und sich an den melodischen Sätzen erfreuen. Ein feiner Kniff am Ende holt die Kinder besonders gut ab: Im Buch wird die vierte Wand aufgebrochen, wir kleinen und großen Leser:innen werden also direkt angesprochen. Das weckt direkt die Lust darauf, die Suche mit dem kleinen Geist sofort noch einmal zu durchleben.

„Der kleine Geist, der sein BUH verlor“ ist ein wirklich gelungenes Vorlesebuch, das vom Verlag für Kinder ab 4 Jahren empfohlen wird, hier aber auch schon bei einer Dreijährigen ausgezeichnet ankommt. Für vorlesende Erwachsene macht das wiederholte Vorlesen auch viel Spaß – nicht zuletzt durch die wunderschönen Illustrationen!

Der kleine Geist, der sein BUH verlor. Text: Elaine Bickell. Illustration: Raymond McGrath. Übersetzung: Cornelia Boese. Knesebeck. 2022. BK-Altersempfehlung: Ab 3 Jahren.

[tds_note] Ein Beitrag zur Todesstadt. Hier findet ihr alle Beiträge.[/tds_note]

Pia Zarsteck

Pia Zarsteck

Pias Liebe zur Literatur hat sie vor Jahren an die Uni Bremen geführt, wo sie bis zum Masterabschluss Germanistik studierte. Heute ist sie Vorsitzende im Bücherstadt e.V., Mama einer Vierjährigen und beruflich ganz woanders unterwegs - aber immer noch vernarrt in Bücher und Spiele. Ein Leben ohne die Bücherstadt kann sie sich nicht vorstellen.

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