Charles Darwins Evolutionstheorie prägt unsere heutige Vorstellung vom Leben auf der Erde. In „Darwins große Reise“ nimmt Jake Williams Kinder mit auf die große Fahrt rund um die Welt, auf der Darwin diese Theorie entwickelte. Worteweberin Annika ist mitgefahren.

Jake Williams‘ illustriertes Sachbuch begleitet Charles Darwin auf seiner fünf Jahre langen Reise um unseren Planeten. Es werden einige Etappen der Reise und Ereignisse präsentiert: wie Charles seine Schiffskameraden vor einem Eisberg rettete, wie er in Südamerika das Fossil eines Riesenfaultiers ausbuddelte oder von einem Magellanpinguin über den Haufen gerannt wurde.

Andere spannende Aspekte der Reise werden hingegen ausgespart, darunter der patagonische Einheimische namens Jemmy Button, der mit an Bord der Beagle reiste. Natürlich kann man eine so lange Reise auch nicht umfassend auf unter 100 Seiten darstellen, noch dazu leicht verständlich für Kinder erklärt. „Darwins große Reise“ gibt jedoch einen guten ersten Einblick und bringt den Leserinnen und Lesern Charles Darwin näher. So gibt es einen Überblick über die wichtigste Schiffsausrüstung, den geplanten und tatsächlichen Reiseverlauf und den Aufbau der HMS Beagle.

Von Palmendieben, Glühwürmchen und Tintenfischen

Einige Arten, denen Darwin auf seiner Reise begegnete, werden genauer vorgestellt. So kann man erfahren, warum die größten Landwirbellosen – Krabben namens Palmendiebe – auf Bäume klettern, wie Tintenfische ihre Farbe wechseln oder warum Glühwürmchen nachts ihr Licht einschalten. Damit ist „Darwins große Reise“ ein tolles Buch, um jungen Entdeckerinnen und Entdeckern die Vielfalt der Tierwelt vor Augen zu führen.

Die modernen, am Computer erzeugten Illustrationen sind stimmungsvoll und gleichzeitig übersichtlich. Manche Bilder sind einfach schön anzusehen und lassen die Betrachterinnen und Betrachter in ferne Welten abtauchen. In Grafiken werden komplizierte Zusammenhänge verdeutlicht. Zum Beispiel erfährt man, was die Schnabelform von Darwinfinken mit ihrer bevorzugten Nahrung zu tun hat. Das macht es Kindern leichter, Darwins Überlegungen nachzuvollziehen. Auch sprachlich wird die Reise zumeist sehr anschaulich dargestellt. Das Buch enthält allerdings einige schwierige Wörter wie „Hemisphäre“ oder „Intervalle“. Hier sind Erwachsene gefragt, die Kindern diese Begriffe erklären können.

Entwicklung, Anpassung, Verwandtschaft?

Während der gesamten Reise sind Gedanken über die Entwicklung, Anpassung und Verwandtschaft von verschiedenen Tier- und Pflanzenarten bei Darwin sehr präsent. Da diese Ideen für uns heutzutage selbstverständlich sind, erstaunt das beim Lesen erstmal nicht – allerdings beruhen diese Überlegungen ja auf Darwins Theorie von der Abstammung der Arten, die er nach seiner Reise aufstellte. Sie werden nicht schon während seiner Fahrt auf der Beagle Darwins gesamtes Denken geprägt haben. Hier wäre eine bewusstere Wortwahl hilfreich gewesen.

„Die aufregende Tierwelt, die er beobachtete, die eigenartigen Fossilien, die er aus der Erde zog, und die neuen Proben, die er sammelte, warfen viele große Fragen auf. Wie konnten sich einige Tiere so geschickt an ihre Umwelt anpassen?“ (S. 46)

Außerdem waren Darwins Theorien damals revolutionär. Dass die Menschen zu seiner Zeit noch nicht an eine Evolution glaubten, sondern davon ausgingen, dass Gott alle Lebewesen geschaffen hat, wird im Buch erst auf der vorletzten Doppelseite kurz angerissen. Für junge Leserinnen und Leser wäre es sicherlich hilfreich gewesen, Informationen über den geschichtlichen Hintergrund bereits zu Beginn des Sachbuchs zu liefern. Darwins Entdeckungen könnten dann von Anfang an besser gewürdigt und verstanden werden.

Darwins große Reise. Die Entdeckung der Natur. Jake Williams. Übersetzung: Kathrin Lichtenberg, Claudia Koch. Midas. 2019. BK-Altersempfehlung: ab 7.

[tds_note]Wollt ihr mehr über Darwin lesen? Hier stellt Worteweberin Annika die Graphic Novel „Charles Darwin und die Reise auf der H.M.S. Beagle“ vor.[/tds_note]

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