Cottage-Küche

von | 14.12.2019 | Buchpranger, Sach- und Fachbücher

Ein Leben auf dem Land ist genau das, was viele Städter sich heutzutage wünschen. Marte Marie Forsberg hat sich getraut und ist in ein englisches Cottage gezogen. Worteweberin Annika ist ihr im Kochbuch „Marte kocht“ dorthin gefolgt.

Hals über Kopf verliebt sich Marte Marie Forsberg in ein kleines Cottage im englischen Wiltshire und träumt von einem Neustart: weniger Arbeit im Ausland, zu sich selbst finden, Garten und Hund. Insbesondere das Kochen aber ist es, das Marte in ihrem neuen Leben ankommen lässt und sie verändert. Was im Laufe eines Jahres auf Martes Cottage-Herd brutzelt und brät, verrät sie in zahlreichen Rezepten, die eingebettet sind in ihre persönliche Geschichte.

Regionale Jahreszeitenküche

Für jede Jahreszeit stellt die Autorin Vorspeisen und Beilagen, Hauptgerichte, Desserts, Getränke und Marmeladen vor. Außerdem widmet die Wahlengländerin ein Kapitel dem britischen Afternoon Tea. Für ihre Rezepte verwendet die Autorin frische Zutaten aus ihrem Garten, aus der Natur und vom Markt. Sie sammelt Holunderblüten und Bärlauch, die man auch an deutschen Wegesränden finden kann. Verwendung finden aber auch einige ungewöhnliche Zutaten, die man normalerweise nicht im Kochtopf erwartet. Zum Beispiel bereitet Marte im Frühling eine Suppe aus Brennnesseln und fügt ihrem Kaninchen-Eintopf Schnecken hinzu.

Doch keine Angst, die meisten Gerichte in diesem Kochbuch sind nicht so abenteuerlich – es gibt auch Rezepte für Fleischbällchen, Pizza oder Zucchininudeln mit Pesto. Wenn man ein schnelles Essen für den Alltag sucht, kann man hier also fündig werden, doch unter den Hauptgerichten finden sich ebenfalls aufwändige Braten. Hier wären Angaben zur Zubereitungszeit hilfreich gewesen, die man sich aber aus dem Erklärtext erschließen kann.

Soulfood aus England und Norwegen

Mit Marte kann man sich sicherlich wunderbar durchs ganze Jahr kochen – die Rezepte für die kalte Jahreszeit, die ich bis jetzt probiert habe, waren überzeugend. Der Nudelauflauf zum Beispiel, der an die typischen Käsemakkaroni aus den USA angelehnt ist, überzeugt durch eine Senfnote und herrlich vollmundigen Geschmack. Jetzt freue ich mich schon darauf, dass es Frühling wird, und das nächste Kapitel aufgeschlagen werden kann.

Die Autorin hat schon in vielen Ländern gelebt und so finden sich Einflüsse aus Italien, den USA, ihrer neuen Heimat England und ihres Geburtslandes Norwegen. Insbesondere sind es norwegische Rezepte der Mutter, die Marte Marie Forsberg aufgepeppt oder abgewandelt hat. So ist das Kochbuch eine schöne Liebeserklärung an die Familie Forsberg. Auch in den erzählenden Texten geht es immer wieder darum, wie Familie unterstützen kann und Martes Mama sie mit Rezeptideen aufbauen konnte, wenn sie in ihrem neuen Leben unsicher war. Denn durch die langen Texte ist „Marte kocht“ mehr als nur eine Rezeptsammlung – darauf deutet ja auch schon der Untertitel „Rezepte und Geschichten aus meinem Cottage“ hin.

Kochbuch-Empfehlung

Besonders praktisch sind die Hinweise dazu, welche Rezepte man am besten kombinieren kann. Außerdem muntert Marte Marie Forsberg die Leserinnen und Leser dazu auf, die Rezepte selbst abzuwandeln, an vorhandene Zutaten oder den eigenen Geschmack anzupassen. Bei Gebäck und Eingemachtem ist zudem angegeben, wie lange und wie es aufbewahrt werden kann.

Marte Marie Forsberg kocht nicht nur leidenschaftlich, sie ist auch Fotografin. Kein Wunder, dass „Marte kocht“ mit vielen stimmungsvollen Bildern der Gerichte und der englischen Landschaft aufwarten kann. Die Aufmachung des gesamten Buches ist skandinavisch-schlicht und so macht es viel Spaß (und Hunger), sich durch die Jahreszeiten zu blättern.

„Marte kocht“ ist nicht nur ein Kochbuch mit zahlreichen leckeren und teils ungewöhnlichen Rezepten. Es ist auch ein Mutmacher, der dazu aufruft, seinen eigenen Weg zu gehen. Und wenn man die Bilder betrachtet, ist es auch noch wie eine kleine Reise nach England.

Marte kocht. Rezepte und Geschichten aus meinem Cottage. Übersetzung: Annegret Hunke-Wormsen und Caudia Theis-Passaro. Knesebeck. 2019.

 

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