Macht „Chocolat“ wirklich glücklich?

von | 14.12.2013 | Filme, Filmtheater

Der Kinofilm „ Chocolat – Ein Biss genügt“ von Regisseur Lasse Halström und Hauptdarstellerin Juliette Binoche gilt als erfolgreiche Halström-Produktion und ist 2000 in Deutschland erschienen.

Als die schöne und weltoffene Vianne (Juliette Binoche), Tochter einer südafrikanischen Nomadenschönheit, eines kalten Winterabends mit ihrer Tochter Anoux in ein typisch verschlafenes und erzkonservatives, französisches Provinzstädtchen kommt, beginnt dummerweise gerade die christliche Fastenzeit. Nicht gerade die beste Jahreszeit, um dort eine Schokoladenmanufaktur zu eröffnen. Doch mit viel bewundernswerter Selbstständigkeit, sehr viel erfrischender Unkonventionalität und psychologischen Geschick lässt sie sich, trotz beharrlicher Abwehr, angeführt durch den prinzipientreuen Bürgermeister Comte De Reynand (Alfred Molina), nicht so schnell von ihrem Vorhaben abbringen. Mit exotischen Rezepten zur Vertreibung so mancher kleiner Laster der Dörfler kann sich die hübsche Vianne eine Zeit lang einiger Kunden sicher sein, aber die gegenseitige Bespitzelung im Umgang mit der „zartbitteren“ Versuchung stört die dörfliche Ruhe.
Als dann noch der jugendliche und gitarrenspielende Vagabund Roux (Johnny Depp) mit seinen Freunden am Ufer des nahen Flusses campiert, ruft der Bürgermeister zur allgemeinen Ausgrenzung auf. Dass die beiden Ruhelosen schnell mit einander sympathisieren scheint unvermeidbar, doch es kommt anders als erwartet …
Der Film „Chocolat – Ein Biss genügt“ lebt von der liebevollen, freundlichen und zukunftsoffenen Ausstrahlung Juliette Binoches und ihrem jugendlich unkomplizierten „Retter“ gegen über der zurückgebliebenen, erzkonservativen und im Dornröschenschlaf der 50er Jahre verharrend Dorfbevölkerung.
Während Lasse Halström zu Beginn des Filmes verstärkt mit großartigen farblichen Kontrasten arbeitet, verwendet er in den Schokoladeverköstigungsszenen Close-Up-Kameraeinstellungen, um die Verzückung auf den Gesichtern nahe an den Zuschauer zubringen, was ihm gut gelingt und die Atmosphäre intensiviert. Hier lohnt sich auch die gute Besetzung der Nebencharaktere, die die Story authentischer machen.

Der Film, der als Liebeserklärung an die Schokolade bezeichnet werden kann, bleibt nicht nur oberflächlich, sondern geht sehr einfühlsam auf mehr oder weniger tiefere Probleme und Konflikte der Dörfler ein.
„Chocolat“ sticht aus der Masse der Liebesfilme heraus, weil er über eine klassische Liebesgeschichte hinaus geht und sehr sympathisch das Alltagsleben und die Alltagssorgen des Dorfes mit in die Spannung einbezieht. Obwohl der großangelegte Plot schnell durchschaut ist, bleibt der Film wegen der vielen süßen Eskapaden und dem unermüdlichen Kampf des Comte bis zum Ende unterhaltsam. Gelungen ist auch, dass die überzeichneten Szenen und Charaktere der französischen Provinz den Zuschauern ein Schmunzeln abverlangen; schafft er es doch, eine gute Balance zwischen Kitsch und Gefühl, Alt und Jung, Tradition und Moderne herzustellen.

Für Schokoladenliebhaber, Johnny-Depp-Fans oder verliebte Pärchen ist der Film äußerst empfehlenswert, denn die Story ist süß, erotisch-schokoladig und berührt. Drei schlichte Klischees, die es einfach machen den Film zu mögen, sich an einem kalten Winterabend auch zu zweit schön einlullen zu lassen. Am besten mit einer Tasse heißer Schokolade.

Jonas
Gast-Rezensent

Bücherstadt Magazin

Bücherstadt Magazin

Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

2 Kommentare

  1. Avatar

    Hallo , ein solch wunderbarer Film . Natülich mach Chocolat glücklich, was für eine Frage.

    Eine wunderschönes Adventswochenende
    LG Sonja

    Antworten
  2. Avatar

    Da muss ich mich anschließen: Definitiv macht Schokolade glücklich. Ganz deutlich habe ich noch die glücklich-staunenden Gesichter (und ich schaute bestimmt genauso) der Hotelgäste vor Augen, als statt des üblichen sowieso schon schönen und leckeren Desserts ein Nachspeisenbuffet – bzw. besser: ein Pralinenbuffet – aufgebaut wurde. Auf alten großen Spiegeln hatten die Köche die wunderbarsten kleinen schokoladigen Köstlichkeiten aufgebaut und alle Gäste standen mit glänzenden Augen wie die Kinder vor dem Weihnachtsbaum. Ja: Schokolade macht glücklich!
    Viele Grüße, Claudia

    Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Newsletter

Erhaltet einmal im Monat News aus Bücherstadt. Mehr Informationen zum Newsletter gibt es hier.

Wir sind umgezogen!

Wir sind vor einer Weile umgezogen und müssen noch einige Kisten auspacken. Noch steht nicht alles an der richtigen Stelle. Solltet ihr etwas vermissen oder Fehler entdecken, freuen wir uns über eine Nachricht an mail@buecherstadtmagazin.de – vielen Dank!

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner