Bitte einsteigen! Die literarische Reise beginnt.

von | 16.06.2019 | Buchpranger, Sach- und Fachbücher

Aaaaaachtung! Bitte einsteigen in den Bücherstadt-Express! In wenigen Minuten beginnt die Reise durch die bekanntesten literarischen Orte „von Wunderland bis Mittelerde“ und wieder zurück! Zeichensetzerin Alexa hat den „Atlas literarischer Orte“ eingepackt und wird euch während der Fahrt einige interessante Informationen geben. Der Bücherstadt-Express wünscht allen Fahrgästen eine angenehme Fahrt.

Unser erster Halt ist im London des Jahres 1984. „Oh, 1984, schreckliches Jahr! 366 Tage Dunkelheit, Manipulation, Hypervigilanz und politische Verfolgung.“ (S. 8) Die Stadt ist zerstört vom Krieg, die Fenster sind mit Pappkartons verhängt, überall kleben Flugblätter. Kein schöner Anblick und sicherlich auch kein besonders attraktives Reiseziel. Passt bloß auf, dass euch die Gedankenpolizei nicht beim Denken erwischt – hier können Gedanken nämlich zum Verbrechen werden. Wir nehmen uns George Orwells Warnung zu Herzen und verlassen diesen Ort besser so schnell wie möglich wieder.

Next Stop: Wonkas Schokoladenfabrik. Wir haben Glück, denn Willy Wonka hat sich bereit erklärt, eine kleine Führung durch die Schokoladenfabrik zu machen. Also: Herzlich willkommen im Paradies! Naschen ist selbstverständlich erlaubt, allerdings solltet ihr beachten, dass einige Köstlichkeiten unschöne Nebenwirkungen auslösen können: Haar-Toffees können euch in bärtige Wesen verwandeln und vom magischen Kaugummi färbt sich eure Haut blau – für immer versteht sich. Aber es gibt einiges, das ihr unbedingt probieren solltet: Luftballon-Brause, die euch „in die Luft steigen lässt“ und Regenbogen-Drops, „mit denen man in sechs verschiedenen Farben spucken kann“ (S. 27). Oh, schaut nur, da sind die Umpa-Lumpas (Oompa-Loompas)! Sie singen uns zum Abschied ein Lied! Wie schön.

Wir machen uns wieder auf den Weg. Unsere Reise führt uns an die seltsamsten und fantastischsten Orte, die wir jemals besucht haben: In Nimmerland begegnen wir Peter Pan und seinen Freunden. Gerade noch rechtzeitig kommen sie uns zu Hilfe, als Käpt‘n Hook und seine Piraten uns angreifen. Im unterirdischen Versteck können wir dann erst einmal zu Kräften kommen und uns gegenseitig Geschichten erzählen. Währenddessen fliegt die Fee Tinkerbell nervös hin und her und beruhigt sich erst wieder, als wir das Versteck verlassen.

Schließlich landen wir im Wunderland. Es war gar nicht so schwer, diesen Ort zu finden. Wir mussten nur einem weißen Kaninchen mit roten Augen folgen – und schwupps sind wir bei Alice, dem verrückten Hutmacher und der Grinsekatze angekommen. Nach einer Reise quer durchs Wunderland sitzen wir einige Stunden am Tisch und trinken Tee. Es gibt viel zu erzählen. Die Stunden vergehen. Und die Tage vergehen. Und die Wochen vergehen …

Nun aber weiter! Auch wenn der Abschied schwer fällt, gibt es noch vieles zu entdecken. Der Bücherstadt-Express bringt uns in den Norden, den Philipp Pullmann in seinem Werk „Der goldene Kompass“ beschrieb, dann nach Erdsee, Camelot, Panem, Phantásien, Hogwarts, Narnia, ins Auenland, zur Villa Kunterbunt und noch an viele andere Orte! Wir begegnen auch dem kleinen Prinzen auf dem Asteroiden B 612, unterhalten uns über sehr interessante Dinge und bestaunen seine Rose, die er liebevoll pflegt.

„Wusstest du, dass der kleine Prinz hin und wieder die Saharawüste bereist? Wenn du ihn dort gefunden hast, nimm dir Zeit, um seine Fragen zu beantworten und seinen überraschenden Berichten über deinen eigenen Planeten zu lauschen.“ (S. 55)

Unser letzter Halt ist … Zamonien! Moment, das ist ja gar nicht im „Atlas literarischer Orte“ verzeichnet. Wie ist das möglich? Wurde Zamonien bisher nicht ausreichend erforscht? Das müssen wir ändern. Ein kleiner Vermerk wird uns daran erinnern, dass wir diesem Ort noch mehr Aufmerksamkeit widmen sollten.

Auf dem Rückweg ist es ruhig im Bücherstadt-Express. Einige Fahrgäste sind vor Erschöpfung eingeschlafen, andere machen eifrig Notizen und Skizzen und man sieht in ihren leuchtenden Augen: Das war mit Sicherheit nicht ihre letzte Reise. Wer weiß, was in ihren Köpfen vorgeht und welche Welten gerade in ihrer Fantasie entstehen …

Zum Abschluss noch ein paar Worte zum Reiseführer „Atlas literarischer Orte“: Das Buch hat uns auf dieser Reise sehr geholfen. Es hat uns nicht nur geschichtliche Hintergründe nähergebracht, sondern auch vor Gefahren gewarnt, Sehenswürdigkeiten empfohlen und – was besonders spannend ist – Fakten und Spekulationen im Stil von „Schon gewusst?“ vermittelt.

Zu jedem Ort gibt es vier Seiten, von denen die zweite jeweils eine ganzseitige Illustration ist: eine Land- oder Stadtkarte, auf der die wichtigsten Motive des Ortes dargestellt sind. Die Illustrationen sind sehr ansprechend in wenigen Farben (Weiß, Rot, Blau) und detailreich gestaltet. Auch der Rest des Buches beinhaltet diese Farben: Überschriften und Fakten sind rot, der Rest des Textes ist blau.

Wer die unterschiedlichen literarischen Orte bereisen möchte, sollte diesen Atlas unbedingt mitnehmen. Es sollte nur beachtet werden, dass der Atlas nicht vollständig ist und somit nicht vor eventuellen Gefahren warnen kann. Im Falle eines neu entdeckten Ortes wäre es daher hilfreich – auch im Sinne der Sicherheit aller Menschen und anderer Wesen –, wenn Hinweise an den Bücherstadt Kurier weitergeleitet werden könnten. Dieser sieht sich in der Pflicht, alle Leserinnen und Leser zu informieren.

Wir bedanken uns bei allen Fahrgästen, dass sie den Bücherstadt-Express genutzt haben und wünschen noch einen schönen Aufenthalt in Bücherstadt.

Atlas literarischer Orte: Von Wunderland bis Mittelerde. Chris F. Oliver. Illustrationen: Julio Fuentes. Aus dem Spanischen von Janika Krichtel. Knesebeck. 2019. Bilder: Knesebeck.

 

Bücherstadt Magazin

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