Aus Liebe zum Buch

by Bücherstadt Kurier

Auf der Welt gibt es ziem­lich viele Bücher. Dünne, dicke, alte, neue, zer­knickte, dre­ckige, nie ange­rührte Schul­lek­tü­ren, bunt mar­kierte Schul­lek­tü­ren, leere Bücher, Notiz­bü­cher, Tage­bü­cher, Taschen­bü­cher, gebun­dene Bücher. Wir in Bücher­stadt lie­ben Bücher. Egal, ob wir nun als Buch­stap­ler, Sätz­chen­bä­cker, Geschich­ten­zeich­ner, Wör­ter­schmiede oder etwas ganz ande­res nach Bücher­stadt gekom­men sind, uns allen bedeu­ten Bücher eine ganze Menge. Zwi­schen all den Bücher­kis­ten und Papier­ber­gen habe ich mich mal einen Moment in Ruhe hin­ge­setzt, und mein Herz­chen befragt, woran das wohl lie­gen mag.

Der erste Gedanke dazu kommt mir schnell: Ich liebe die vie­len Geschich­ten, die zwi­schen den Buch­de­ckeln ste­cken. Ich liebe Orte vol­ler Bücher, die anmu­tige Stille von Biblio­the­ken, die fast schon erschla­gend sein kann, wenn man nicht auf­passt. Aber da ist noch viel mehr. Ich liebe es, dass ein Buch wächst, mit jedem Mal, wenn man es liest. Seien es nun Sand­körn­chen, Fus­seln, wacke­lig, aber vor­sich­tig gesetzte Blei­stift­mar­kie­run­gen oder ein­fach die Luft, die zwi­schen den Buch­de­ckeln ein­ge­sperrt wird, wenn man sie zuklappt – all diese Dinge erzäh­len die Geschichte des Buchs wei­ter. Sie erzäh­len, wie es mir beim Lesen ergan­gen ist.
Viel­leicht ist eine Seite wel­lig, weil sie mich zu Trä­nen gerührt hat, und wenn ich die Seite beim nächs­ten Mal auf­schlage, dann erin­nert sie mich daran. Oder an den Tag am Meer. Oder an die Sor­gen, die das Buch schlu­cken musste. Denn darin sind Bücher ganz schön gut. Viel­leicht hat da jeder seine eigene Methode, aber wenn mich etwas trau­rig macht, schlage ich oft ein Buch auf, und schon ist der Kum­mer vergessen.
Aber ja, jeder hat da wohl seine eige­nen Metho­den, wie es auch ganz unter­schied­li­che Metho­den gibt, Bücher zu lesen. Es gibt sol­che, die ihre Bücher hegen wie einen Schatz, nie­mals eine Seite oder gar einen Buch­rü­cken zer­kni­cken wür­den. Andere, die ihre Bücher über­all mit hin neh­men, auch in den Regen. Andere wie­derum, die in ihre Bücher malen und schrei­ben, was sie nie ver­ges­sen wol­len. Manch einer benutzt Lese­zei­chen, ein ande­rer Kas­sen­bons oder Bon­bon­pa­piere, der nächste macht Esels­oh­ren oder nimmt gleich ein zwei­tes Buch. Jeder Leser ist ein biss­chen anders, und jede Art zu lesen ver­rät etwas über den, der liest. Ich zum Bei­spiel habe eine ganze Weile die Bücher, die ich las, nachts unter mein Kopf­kis­sen gelegt, um davon zu träu­men (bis ich eines Mor­gens mit Nacken­starre auf­wachte, dann war das Pro­jekt gestorben).

Ein Buch ist natür­lich nicht nur das, was drin steckt, ein Buch ist auch Pappe, Papier und Lei­nen, eben das, wor­aus es ent­stand. Es ist das Gefühl, wenn man über den Ein­band streicht, wenn man die erste Seite auf­schlägt, und es macht leise „klack“. Es ist der Geruch nach Leim oder Dru­cker­schwärze oder Che­mie. Es sind die ein­zel­nen Sei­ten aus dün­nem oder fes­tem Papier, die man zwi­schen den Fin­ger­spit­zen flat­tern las­sen kann. Es sind die Stel­len, die ver­ra­ten, dass das Buch nicht vom Him­mel gefal­len ist, son­dern dass es gemacht wurde, gebun­den, viel­leicht sogar von einem ech­ten Men­schen und nicht nur von einer Maschine. Denn man­che Bücher kön­nen echte Kunst­werke sein, auch von außen.
Und natür­lich sind es auch die Wör­ter in Büchern, die ich liebe. Die Wör­ter von frem­den Wel­ten, schlauen Men­schen, gro­ßen Aben­teu­ern und klei­nen Ver­bre­chen, von Liebe, Hass, Krieg und Frie­den. Bücher sind wie Fahr­kar­ten ins Uni­ver­sum. Oder in die Köpfe der ande­ren. Sie sind Zeit­ma­schi­nen, nach vorne und zurück. Viele Men­schen haben Lieb­lings­bü­cher, oder zumin­dest sol­che, die ihnen viel bedeu­ten. Die ihnen viel­leicht die Augen geöff­net haben, oder das Herz, die sie mit einer beson­ders schö­nen Situa­tion ver­bin­den. Viel­leicht mit ihrer Kindheit.
Jeder liebt andere Bücher und hat andere Gründe dafür, und man­che gibt es, die has­sen Bücher, und sicher­lich haben auch sie dafür einen guten Grund. Mir selbst würde kei­ner ein­fal­len, hier, zwi­schen den Bücher­kis­ten und Papier­ber­gen. Denn auf der Welt gibt es ziem­lich viele Bücher. Dünne, dicke, alte, neue, zer­knickte, dre­ckige, nie ange­rührte Schul­lek­tü­ren, bunt mar­kierte Schul­lek­tü­ren, leere Bücher, Notiz­bü­cher, Tage­bü­cher, Taschen­bü­cher, gebun­dene Bücher. Und sie alle sind etwas Besonderes.

Annika
Bild: Jür­gen Wald, piqs​.de

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0 comment

SätzeundSchätze 13. Februar 2016 - 8:04

Eine schöne Liebeserklärung!
Bei mir um die Ecke hat eine Buch­bin­de­rin ihre Werk­statt – ab und an bin ich dort und lasse mich vom Geruch, der Hap­tik der Lei­nen- und Leder­ein­bände, vom Ambi­ente bezau­bern – das ist Bücher­liebe pur, die diese Frau jeden Tag pflegt!

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Zeichensetzerin Alexa 13. Februar 2016 - 19:00

Oh, ich habe das Bild direkt vor Augen! Dort möchte ich hin! Wir haben in Bre­men auch einen sehr schö­nen Bücher­ort: Das Haus der Bücher. Wie in einer klei­nen Bücher­stadt fühlt es sich dort an. Hier gibt es Bil­der: https://​www​.face​book​.com/​m​e​d​i​a​/​s​e​t​/​?​s​e​t​=​a​.​2​9​8​9​4​8​8​9​0​1​2​2​8​6​6​.​7​9​7​8​1​.​2​9​8​4​6​7​4​3​3​5​0​4​3​4​5​&​t​y​p​e=3

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