Auf den Spuren realer Hintergründe von „Game of Thrones“

von | 30.10.2016 | Buchpranger, Sach- und Fachbücher

Carolyne Larrington, Dozentin für englische Literatur des Mittelalters am St John’s College in Oxford, ist bekennender „Game of Thrones“-Fan. In „Winter is coming. Die mittelalterliche Welt von Game of Thrones“ verbindet sie Beruf und Hobby gekonnt. Satzhüterin Pia hat sich für euch die realen und oft auch fantasievollen Hintergründe von „Game of Thrones“ angesehen.

Es ist eine umfangreiche Welt, die George R. R. Martin in seiner Fantasy-Saga „A Song of Ice and Fire“, im Deutschen „Das Lied von Eis und Feuer“, geschaffen hat. Doch sein fiktives Universum um Westeros und Co. ähnelt der mittelalterlichen Welt – so wie sie tatsächlich war, inklusive Legenden und Aberglaube. Auf gut 300 Seiten lässt Larrington Lesern an ihren Forschungen, Überlegungen und interessanten Entdeckungen teilhaben. Ihre Begeisterung für das Thema ist spürbar und bringt eine fesselnde Art zu erzählen mit sich, die auf bildliche Weise Leser und Leserin mit auf die Reise nimmt.
winter-is-comingEs gibt viele Namen, Orte, Vergleiche und Daten – dennoch bleibt man dran, taucht ein in die Welt von „Game of Thrones“ und ihre realen Vorbilder und Ähnlichkeiten. Obwohl es vermutlich nicht erwähnt werden muss: Dieses Buch ist nur etwas für Fans der Serie oder der Buchreihe.

„‘Winter is coming‘ geht davon aus, dass Sie mit dem Inhalt der Fernsehserie gut vertraut sind, und zwar bis zum Ende der fünften Staffel.“ (S.7)

Zwar geht sie auch auf die Buchreihe ein, doch sind bekanntermaßen inzwischen gravierende Unterschiede zwischen Büchern und Serie entstanden, so dass man schon von verschiedenen Fassungen eines Stoffes sprechen kann. Larrington vermeidet es tunlichst Kenner der Serie, die die Bücher nicht gelesen haben – auch sie nutzt dafür den Fanbegriff „Unbefleckte“ – durch Wissen aus den Büchern zu spoilern. Dort, wo es doch nicht anders möglich ist, gibt es Absatzmarkierungen in Form von Raben: Weiß bedeutet geringfügiger, grau mittelschwerer und schwarz schwerwiegender Spoiler. Diese Stellen beim Lesen tatsächlich zu überspringen, kostet einige Überwindung. Wer die Serie bis zur neuesten Staffel kennt, kann allerdings recht gefahrlos „Winter ist coming“ lesen.

„[…] das ist […] die Zielsetzung dieses Buches: die Bekannte [sic] Welt, ihre Bräuche, Bewohner, Machtspiele, Religionen, und Kulturen durch die Augen einer Mediävistin zu erklären.“ (S. 23)

Diese anfangs definierte Zielsetzung kann Larrington einhalten und schafft es dabei sogar, diesen gebündelten Geschichtsunterricht extrem interessant zu machen. Denn es ist wissenschaftliche Arbeit, die die Autorin hier leistet, wenn auch auf unterhaltsamere Art, als zum Beispiel Geschichtsstudierende es gewohnt sein dürften. Ein Abkürzungsverzeichnis und ein Register erleichtern die Orientierung, Anmerkungen laden zu weiteren, eigenen Recherchen ein und für Abwechslung im Textfluss sorgen interessante Abbildungen vor allem geschichtlicher Art, aber auch aus der Serie – zum Beispiel vom Künstler David Desbois.

Auch wenn die vielen Informationen gut verpackt sind, sind sie natürlich reichhaltig. Das Buch lädt ein, noch weitere Male darin zu stöbern und so noch mehr zu entdecken. Noch ein letzter Tipp: Mich überkam mehr als einmal die Lust, die Serie einzuschalten, also diese besser beim Lesen direkt bereithalten!

Winter ist coming. Die mittelalterliche Welt von Game of Thrones.
Carolyne Larrington. Übersetzer: Jörg Fündling. Verlag: Theiss. 2016.

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