Assassin’s Creed Origins – der Anfang der Assassinen Themenreihe: Open World Games

by Satzhüterin Pia

Der inzwi­schen zehnte Teil der „Assassin’s Creed (AC)“-Hauptserie ist der Nach­fol­ger von „Syn­di­cate“ und bringt viele neue Aspekte mit sich. Mit Bayek von Siwa, einem Med­jai, gehen wir in „Assassin’s Creed Ori­g­ins“ zurück zum Anfang, dem Anfang der Ass­as­si­nen. – Von Satz­hü­te­rin Pia

Alles neu – oder nicht?

Mit „Ori­g­ins“ hat Ubi­s­oft die Serie neu aus­ge­rich­tet, aber nicht neu erfun­den. Es ist im Grunde wie gewohnt: his­to­ri­sche Fik­tion mit tat­säch­li­chen his­to­ri­schen Per­sön­lich­kei­ten und Ereig­nis­sen in einer offe­nen Spiel­welt, die wir mit unse­rem Ava­tar zu Fuß, per Reit­tier, mit Boo­ten oder den AC-typi­schen Adler­aus­gu­cken als Schnell­rei­se­punkte erkun­den. Anders als in den bis­he­ri­gen Tei­len der Serie wird uns hier die Map nicht erst durch die Syn­chro­ni­sa­tion mit den Aus­sichts­punk­ten frei­ge­schal­tet, son­dern die Gebiete wer­den sicht­bar, sobald wir sie betre­ten oder des Adlers Senu dar­über fliegt. (Als Schnell­rei­se­punkte und für die erwei­terte Wahr­neh­mung Senus ist es wei­ter­hin wich­tig, diese frei­zu­schal­ten.) „Ori­g­ins“ ist in nar­ra­ti­ver Hin­sicht ein Pre­quel der Serie: Unser Ava­tar Bayek von Siwa ist ein Med­jai und soll am Ende – Ach­tung, wenig über­ra­schen­der Spoi­ler – zum ers­ten Ass­as­si­nen wer­den. Die Med­jaj stam­men noch aus den Zei­ten des klas­si­schen Alten Ägyp­tens und stel­len eine Art Sheriff/Kopfgeldjäger/Söldner dar.

Dazu gibt es einige Ände­run­gen im Game­play, die das Spiel erfri­schend anders gestal­ten. Spie­lende schal­ten nach Inter­ak­tio­nen Quests frei, die für das Fort­schrei­ten der Geschichte erfüllt wer­den müs­sen. Diese ver­läuft – auch ohne klas­si­sche Ass­as­si­nen vs. Temp­ler Geschichte – im Prin­zip typisch nach AC-Mus­ter: Unsere Haupt­fi­gur wird von Rache ange­trie­ben und muss Ziel­per­so­nen eli­mi­nie­ren. (Zur Story spä­ter mehr.)

Aus­ge­wei­tet wur­den zudem die Ste­alth-Ele­mente – also das Schlei­chen und heim­li­che Töten. Dage­gen ist das noch in „Syn­di­cate“ viel genutzte Sprin­gen und Klet­tern von Dach zu Dach deut­lich zurück­ge­gan­gen – gut, wir befin­den uns auch nicht im dicht mit Häu­sern bepflas­ter­ten Lon­don, son­dern im weit­läu­fi­gen Ägyp­ten, circa 50 vor Chris­tus. Auch in „Ori­g­ins“ gibt es, wie schon in frü­he­ren Spie­len, Mis­sio­nen auf hoher See, die jedoch deut­lich ver­än­dert wurden.

Außer­dem wird erst­mals ein wähl­ba­rer Schwie­rig­keits­grad ein­ge­führt. Dies dürfte mit den neuen Rol­len­spiel­aspek­ten zusam­men­hän­gen. Wir kön­nen leveln und haben gegen Geg­ner höhe­rer Level wirk­lich keine Chance. Die erwor­be­nen Fähig­keits­punkte kön­nen wir inves­tie­ren und uns ent­we­der in Rich­tung Krie­ger, Jäger oder Seher ent­wi­ckeln (wobei wir nach der höchs­ten Stufe 40 wei­ter­hin Punkte bekom­men, wenn wir genug Erfah­rung für einen theo­re­ti­schen Level­auf­stieg gesam­melt haben – so könnte man auch alle Punkte frei­schal­ten). Unsere Aus­rüs­tung kön­nen wir her­stel­len, auf­rüs­ten oder auch kau­fen. Die ver­schie­de­nen Mate­ria­lien wer­den beim Jagen oder bei Über­fäl­len gesam­melt und geplün­dert oder ein­fach beim Händ­ler gekauft. Neben Distanz- und Nah­kampf­waffe kön­nen wir auch Teile der Mon­tur auf­rüs­ten und durch Her­stel­lung zum Bei­spiel die Arm­schie­nen verstärken.

Damit ein­her­ge­hend: Das Kampf­sys­tem wurde ver­än­dert und deut­lich ver­bes­sert. Durch die Mög­lich­keit, die Figur zu leveln, Aus­rüs­tung auf­zu­rüs­ten, unter­schied­li­che Skills zu erwer­ben und nicht zuletzt ver­schie­dene Waf­fen zu benut­zen, ist es deut­lich span­nen­der gewor­den und nicht sel­ten ist das heim­li­che Meu­cheln sinn­vol­ler, als fron­tal die Geg­ner anzu­ge­hen. Tak­tik und Geschick sind wich­ti­ger gewor­den. Das neue Kampf­sys­tem wird somit dem gewünsch­ten per­sön­li­chen Spiel­stil gerech­ter, als es noch die vor­he­ri­gen AC-Teile ver­moch­ten. Mit einer schlag­kräf­ti­gen Keule sind wir lei­der behä­big wie eine Abriss­birne, mit den schnel­len und effek­ti­ven Dop­pel­schwer­tern jedoch ohne den Schutz eines Schil­des. Genauso unter­schied­lich spie­len sich die ver­schie­de­nen Bogen­ar­ten. Sie alle bie­ten Vor- und Nach­teile und machen es uns mög­lich, sich mit dem per­sön­li­chen Favo­ri­ten auszurüsten.

Story und Open World

Der Grund für Bay­eks und Ayas Rache­feld­zug ist der Tod ihres Soh­nes – ein Schick­sals­schlag, den die bei­den schwer ver­ar­bei­ten. Rache wol­len beide auf ihre Art neh­men – wir spie­len dabei grund­sätz­lich Bayek und nur in weni­gen Mis­sio­nen auch mal Aya, die wir jedoch nicht wei­ter bear­bei­ten kön­nen. Es ist also nicht wie „Syn­di­cate“ ein Spiel mit zwei eben­bür­tig spiel­ba­ren Figu­ren, zwi­schen denen wir belie­big wech­seln kön­nen. (Warum die Geschichte nicht von vor­ne­her­ein auf Aya aus­ge­legt und Bayek die Neben­fi­gur sein kann, ist mir per­sön­lich schlei­er­haft. Aber das Warum würde vom Ende zu viel vor­weg­neh­men.) Unsere Ziel­per­so­nen sind natür­lich nicht irgend­je­mand, son­dern in die­sem Fall Mit­glie­der im „Orden der Ältes­ten“, die ver­su­chen, die Macht über Ägyp­ten zu erlan­gen, das bereits seit einer Weile von den Grie­chen regiert wird.

Die Open World ist wun­der­schön anzu­se­hen – wie auch nicht anders zu erwar­ten war –, beson­ders nach dem eher grau-tris­ten Lon­don in „Syn­di­cate“. Die Land­schaft Ägyp­tens, unter­schied­li­che Gegen­den, das Licht­spiel – es ist ein wirk­lich ästhe­tisch anspre­chen­des Spiel gewor­den, das dank der Neue­run­gen auch noch bes­ser spiel­bar als die Vor­gän­ger gewor­den ist (die ich eben­falls schon sehr gerne gespielt habe). Lei­der ist die offene Spiel­welt aber zwi­schen der Haupt­story ziem­lich for­mel­haft. So schön „Ori­g­ins“ auch ist, so gut es sich auch spielt, es bleibt eine im Prin­zip glei­che Vor­ge­hens­weise, egal wel­che Neben­quest wir auch anneh­men. Die Haupt­ge­schichte ist span­nend, emo­tio­nal, hat große, sehr unter­schied­li­che Kämpfe und Geg­ner – die Neben­quests sind dage­gen keine High­lights. Anfangs stört das gar nicht, ab einem gewis­sen Punkt fällt es ver­mehrt auf – letzt­end­lich ist dies nun ein Grund, warum ich nicht von 91 Pro­zent noch auf die 100 kom­men möchte.

Schema: Um dem nächs­ten gro­ßen Geg­ner, der fünf Level wei­ter ist, ent­ge­gen­tre­ten zu kön­nen, müs­sen wir mit Neben­quests auf­le­veln und arbei­ten die Auf­ga­ben ab – mit Spaß, aber ein­tre­ten­der Rou­tine. Dabei sind die Sto­rys dahin­ter ziem­lich aus­tausch­bar und ohne echte High­lights, inzwi­schen erin­nere ich mich kaum mehr kon­kret an wel­che. Ent­führte Per­so­nen fin­den, vor Kro­ko­di­len und ande­ren Raub­tie­ren ret­ten oder Ver­letzte aus geg­ne­ri­schen Lagern befreien (die grund­sätz­lich erst wie­der lau­fen kön­nen, wenn wir sie bis ein Stück vor das Lager getra­gen haben). Kurz: Erzäh­le­risch ziem­lich lang­wei­lig und spie­le­risch repetitiv.

Mir per­sön­lich haben dage­gen die Ste­alth-Ele­mente einen Hei­den­spaß gemacht. Große, dicht besie­delte und gut bewachte Lager kom­plett heim­lich zu lee­ren, tak­tisch vor­zu­ge­hen, laut­los aus dem Hin­ter­halt zu kom­men, das funk­tio­niert in „Ori­g­ins“ extrem gut. Und wenn alles nichts hilft, gibt es eben einen gro­ßen Kampf, der mit die­sem Kampf­sys­tem wirk­lich Spaß macht und ange­nehm herausfordert.

Die Neue­run­gen waren wich­tig, haben drive ins Spiel gebracht, sehr viel Spaß und Indi­vi­dua­li­tät geschaf­fen und machen so den – aus mei­ner Sicht – bis dahin wohl bes­ten Teil der Serie aus. Die starke und emo­tio­nale Haupt­story, der sym­pa­thi­sche Bayek und das wun­der­schöne Ägyp­ten sind Grund genug, sich „Ori­g­ins“ zuzu­le­gen, auch wenn es am Abwechs­lungs­reich­tum und an der Ent­schei­dungs­frei­heit der Open World letzt­end­lich etwas hapert.

Assassin’s Creed Ori­g­ins. Publisher: Ubi­s­oft. Platt­for­men: PC, PS4, Xbox One (gespielt am PC). Genre: Action-Adven­ture. Ein­zel­spie­ler. 2017.

Wer eine wirk­lich radi­kale Neu­aus­rich­tung der Serie haben will, sollte sich unbe­dingt „Odys­sey“ anschauen. Das spiele ich der­zeit und bin bis­her, unter ande­rem ob des neuen Game­plays und der Mög­lich­keit, end­lich zwi­schen weib­li­cher und männ­li­cher Haupt­fi­gur wäh­len zu kön­nen, begeistert.

Ein Bei­trag zur The­men­reihe „Open World Games“. Vom 17. bis zum 25. Februar 2020 stel­len wir euch in der Spiel­straße anhand von augewähl­ten Open-World-Spie­len unter­schied­li­che Open-World-Kon­zepte vor. Hier wer­den alle Bei­träge gesam­melt. Wir wün­schen allen viel Freude beim Lesen und sind gespannt auf eure Kommentare!

Gra­fik (Open World Map): Satz­hü­te­rin Pia

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1 comment

#Zeitfresser: Spieletipps – Bücherstadt Kurier 30. März 2020 - 16:05

[…] Spi­­der-Man‘ – Die freund­li­che Spinne aus der Nach­bar­schaft“ vor, in „Assassin’s Creed Ori­g­ins – der Anfang der Assas­si­nen“ schreibt Satz­hü­te­rin Pia über den inzwi­schen zehn­ten Teil der […]

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