Assassin’s Creed Origins – der Anfang der Assassinen

von | 19.02.2020 | Digitale Spiele, Open World Games, Spielstraße

Der inzwischen zehnte Teil der „Assassin’s Creed (AC)“-Hauptserie ist der Nachfolger von „Syndicate“ und bringt viele neue Aspekte mit sich. Mit Bayek von Siwa, einem Medjai, gehen wir in „Assassin’s Creed Origins“ zurück zum Anfang, dem Anfang der Assassinen. – Von Satzhüterin Pia

Alles neu – oder nicht?

Mit „Origins“ hat Ubisoft die Serie neu ausgerichtet, aber nicht neu erfunden. Es ist im Grunde wie gewohnt: historische Fiktion mit tatsächlichen historischen Persönlichkeiten und Ereignissen in einer offenen Spielwelt, die wir mit unserem Avatar zu Fuß, per Reittier, mit Booten oder den AC-typischen Adlerausgucken als Schnellreisepunkte erkunden. Anders als in den bisherigen Teilen der Serie wird uns hier die Map nicht erst durch die Synchronisation mit den Aussichtspunkten freigeschaltet, sondern die Gebiete werden sichtbar, sobald wir sie betreten oder des Adlers Senu darüber fliegt. (Als Schnellreisepunkte und für die erweiterte Wahrnehmung Senus ist es weiterhin wichtig, diese freizuschalten.) „Origins“ ist in narrativer Hinsicht ein Prequel der Serie: Unser Avatar Bayek von Siwa ist ein Medjai und soll am Ende – Achtung, wenig überraschender Spoiler – zum ersten Assassinen werden. Die Medjaj stammen noch aus den Zeiten des klassischen Alten Ägyptens und stellen eine Art Sheriff/Kopfgeldjäger/Söldner dar.

Dazu gibt es einige Änderungen im Gameplay, die das Spiel erfrischend anders gestalten. Spielende schalten nach Interaktionen Quests frei, die für das Fortschreiten der Geschichte erfüllt werden müssen. Diese verläuft – auch ohne klassische Assassinen vs. Templer Geschichte – im Prinzip typisch nach AC-Muster: Unsere Hauptfigur wird von Rache angetrieben und muss Zielpersonen eliminieren. (Zur Story später mehr.)

Ausgeweitet wurden zudem die Stealth-Elemente – also das Schleichen und heimliche Töten. Dagegen ist das noch in „Syndicate“ viel genutzte Springen und Klettern von Dach zu Dach deutlich zurückgegangen – gut, wir befinden uns auch nicht im dicht mit Häusern bepflasterten London, sondern im weitläufigen Ägypten, circa 50 vor Christus. Auch in „Origins“ gibt es, wie schon in früheren Spielen, Missionen auf hoher See, die jedoch deutlich verändert wurden.

Außerdem wird erstmals ein wählbarer Schwierigkeitsgrad eingeführt. Dies dürfte mit den neuen Rollenspielaspekten zusammenhängen. Wir können leveln und haben gegen Gegner höherer Level wirklich keine Chance. Die erworbenen Fähigkeitspunkte können wir investieren und uns entweder in Richtung Krieger, Jäger oder Seher entwickeln (wobei wir nach der höchsten Stufe 40 weiterhin Punkte bekommen, wenn wir genug Erfahrung für einen theoretischen Levelaufstieg gesammelt haben – so könnte man auch alle Punkte freischalten). Unsere Ausrüstung können wir herstellen, aufrüsten oder auch kaufen. Die verschiedenen Materialien werden beim Jagen oder bei Überfällen gesammelt und geplündert oder einfach beim Händler gekauft. Neben Distanz- und Nahkampfwaffe können wir auch Teile der Montur aufrüsten und durch Herstellung zum Beispiel die Armschienen verstärken.

Damit einhergehend: Das Kampfsystem wurde verändert und deutlich verbessert. Durch die Möglichkeit, die Figur zu leveln, Ausrüstung aufzurüsten, unterschiedliche Skills zu erwerben und nicht zuletzt verschiedene Waffen zu benutzen, ist es deutlich spannender geworden und nicht selten ist das heimliche Meucheln sinnvoller, als frontal die Gegner anzugehen. Taktik und Geschick sind wichtiger geworden. Das neue Kampfsystem wird somit dem gewünschten persönlichen Spielstil gerechter, als es noch die vorherigen AC-Teile vermochten. Mit einer schlagkräftigen Keule sind wir leider behäbig wie eine Abrissbirne, mit den schnellen und effektiven Doppelschwertern jedoch ohne den Schutz eines Schildes. Genauso unterschiedlich spielen sich die verschiedenen Bogenarten. Sie alle bieten Vor- und Nachteile und machen es uns möglich, sich mit dem persönlichen Favoriten auszurüsten.

Story und Open World

Der Grund für Bayeks und Ayas Rachefeldzug ist der Tod ihres Sohnes – ein Schicksalsschlag, den die beiden schwer verarbeiten. Rache wollen beide auf ihre Art nehmen – wir spielen dabei grundsätzlich Bayek und nur in wenigen Missionen auch mal Aya, die wir jedoch nicht weiter bearbeiten können. Es ist also nicht wie „Syndicate“ ein Spiel mit zwei ebenbürtig spielbaren Figuren, zwischen denen wir beliebig wechseln können. (Warum die Geschichte nicht von vorneherein auf Aya ausgelegt und Bayek die Nebenfigur sein kann, ist mir persönlich schleierhaft. Aber das Warum würde vom Ende zu viel vorwegnehmen.) Unsere Zielpersonen sind natürlich nicht irgendjemand, sondern in diesem Fall Mitglieder im „Orden der Ältesten“, die versuchen, die Macht über Ägypten zu erlangen, das bereits seit einer Weile von den Griechen regiert wird.

Die Open World ist wunderschön anzusehen – wie auch nicht anders zu erwarten war –, besonders nach dem eher grau-tristen London in „Syndicate“. Die Landschaft Ägyptens, unterschiedliche Gegenden, das Lichtspiel – es ist ein wirklich ästhetisch ansprechendes Spiel geworden, das dank der Neuerungen auch noch besser spielbar als die Vorgänger geworden ist (die ich ebenfalls schon sehr gerne gespielt habe). Leider ist die offene Spielwelt aber zwischen der Hauptstory ziemlich formelhaft. So schön „Origins“ auch ist, so gut es sich auch spielt, es bleibt eine im Prinzip gleiche Vorgehensweise, egal welche Nebenquest wir auch annehmen. Die Hauptgeschichte ist spannend, emotional, hat große, sehr unterschiedliche Kämpfe und Gegner – die Nebenquests sind dagegen keine Highlights. Anfangs stört das gar nicht, ab einem gewissen Punkt fällt es vermehrt auf – letztendlich ist dies nun ein Grund, warum ich nicht von 91 Prozent noch auf die 100 kommen möchte.

Schema: Um dem nächsten großen Gegner, der fünf Level weiter ist, entgegentreten zu können, müssen wir mit Nebenquests aufleveln und arbeiten die Aufgaben ab – mit Spaß, aber eintretender Routine. Dabei sind die Storys dahinter ziemlich austauschbar und ohne echte Highlights, inzwischen erinnere ich mich kaum mehr konkret an welche. Entführte Personen finden, vor Krokodilen und anderen Raubtieren retten oder Verletzte aus gegnerischen Lagern befreien (die grundsätzlich erst wieder laufen können, wenn wir sie bis ein Stück vor das Lager getragen haben). Kurz: Erzählerisch ziemlich langweilig und spielerisch repetitiv.

Mir persönlich haben dagegen die Stealth-Elemente einen Heidenspaß gemacht. Große, dicht besiedelte und gut bewachte Lager komplett heimlich zu leeren, taktisch vorzugehen, lautlos aus dem Hinterhalt zu kommen, das funktioniert in „Origins“ extrem gut. Und wenn alles nichts hilft, gibt es eben einen großen Kampf, der mit diesem Kampfsystem wirklich Spaß macht und angenehm herausfordert.

Die Neuerungen waren wichtig, haben drive ins Spiel gebracht, sehr viel Spaß und Individualität geschaffen und machen so den – aus meiner Sicht – bis dahin wohl besten Teil der Serie aus. Die starke und emotionale Hauptstory, der sympathische Bayek und das wunderschöne Ägypten sind Grund genug, sich „Origins“ zuzulegen, auch wenn es am Abwechslungsreichtum und an der Entscheidungsfreiheit der Open World letztendlich etwas hapert.

Assassin’s Creed Origins. Publisher: Ubisoft. Plattformen: PC, PS4, Xbox One (gespielt am PC). Genre: Action-Adventure. Einzelspieler. 2017.

[tds_council]Wer eine wirklich radikale Neuausrichtung der Serie haben will, sollte sich unbedingt „Odyssey“ anschauen. Das spiele ich derzeit und bin bisher, unter anderem ob des neuen Gameplays und der Möglichkeit, endlich zwischen weiblicher und männlicher Hauptfigur wählen zu können, begeistert.[/tds_council]

 

[tds_note]Ein Beitrag zur Themenreihe „Open World Games“. Vom 17. bis zum 25. Februar 2020 stellen wir euch in der Spielstraße anhand von augewählten Open-World-Spielen unterschiedliche Open-World-Konzepte vor. Hier werden alle Beiträge gesammelt. Wir wünschen allen viel Freude beim Lesen und sind gespannt auf eure Kommentare!

 

Grafik (Open World Map): Satzhüterin Pia[/tds_note]

 

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