Achtzehnmillionenfünfhundertsiebenundvierzigtausenddreihundertundein Euro und achtundzwanzig Cent

by Worteweberin Annika

Auf „Alle meine Wün­sche“ von Gré­go­ire Dela­court ist Worte­we­be­rin Annika in einer Bücher­kiste gesto­ßen und ver­sprach sich eine kurze, ein­fa­che Gute-Laune-Geschichte. Dass der Roman eigent­lich viel mehr ist, hat sie posi­tiv überrascht.

Joce­lyne ist zufrie­den: Ihr gefällt die Arbeit in ihrem Kurz­wa­ren­la­den, ihr Blog über Knöpfe, Bän­der, Hand­ar­bei­ten und das Leben geht in Frank­reich gerade durch die Decke und das Leben mit Ehe­mann Joce­lyn hat sich ein­ge­pen­delt. Ja, die Kin­der sind aus dem Haus und könn­ten sich ruhig etwas öfter bei ihr mel­den – ja, eigent­lich hat Joce­lyne nie ihre Träume gelebt und – ja, Joce­lyn ist nicht unbe­dingt ihr Traum­mann. Aber was will man machen? Es könnte schlech­ter lau­fen! Und daran soll auch der uner­war­tete Lot­to­ge­winn nichts ändern, der Joce­lyne eines Tages über­rascht. Acht­zehn­mil­lio­nen­fünf­hun­dert­sie­ben­und­vier­zig­tau­send­drei­hun­dert­und­ein Euro und acht­und­zwan­zig Cent. Den Scheck ver­steckt Joce­lyne in einem Schuh und erzählt nur dem demen­ten Vater von ihrem Gewinn, denn alles soll so schön blei­ben, wie es ist. Höchs­tens ein paar kleine Wün­sche möchte sie erfül­len und schreibt Lis­ten über Dusch­mat­ten und Spar­schä­ler, die ange­schafft wer­den müss­ten. Bis sie fest­stellt, dass genau sol­che klei­nen Wün­sche den Men­schen am Leben hal­ten. Also bes­ser ganz weg mit dem Geld! Doch das geht schief, als ihr Ehe­mann den Scheck findet.

Auch wenn das Titel­bild einen Wohl­fühl-Roman ver­spricht, geht es in „Alle meine Wün­sche“ nicht fabel­haft-fröh­lich zu. Statt­des­sen schlägt der Ernst des Lebens zu und zeigt die häss­li­che Seite des Gel­des auf. Damit ist der kleine Roman eine große Ein­la­dung, über die eigene Ein­stel­lung zum Geld nach­zu­den­ken: Was würde man selbst mit einem Lot­to­ge­winn anstel­len? Was würde man auf seine eigene Liste schrei­ben? Und macht Geld dann eigent­lich glück­lich? Die Prot­ago­nis­ten in Dela­courts Roman jeden­falls stürzt der Reich­tum ins Unglück. „Alle meine Wün­sche“ ist eine schöne kleine Lek­türe, die trotz der weni­gen Sei­ten für mehr reicht als ein Zwischendurch.

Alle meine Wün­sche. Gré­go­ire Dela­court. Heyne. 2014. 6. Auflage.

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