ACHTUNG SPOILER

von | 21.12.2020 | Belletristik, Buchpranger

Als Bücherstädterin Mareike den Klappentext von Beka Adamaschwilis „In diesem Buch stirbt jeder“ las, musste sie augenblicklich an den Film „Schräger als Fiktion“ denken, freute sich auf die Rettungsversuche bekannter Helden anderer Werke und ging so mit einem völlig falschen Erwartungshorizont an die Lektüre des Romans heran.

Memento Mori ist sich nicht nur dessen bewusst, eine Romanfigur zu sein, nein, er kann auch durch Bücher reisen. Als er erfährt, dass in seinem eigenen Roman jemand dem Tode geweiht ist, bricht er seine eigentliche Mission ab und sucht sich Gefährten, um gegen seinen eigenen Autor aufzubegehren. Gemeinsam mit dem Archäologie-Professor Arno, dessen Ziel es ist, inspirierende letzte Worte zu finden, dem Pseudodetektiv Matthäus, der mit der induktiven Methode arbeitet, und der feministischen Aktivistin Lea begibt er sich auf die Reise durch verschiedene Werke, Epochen und Zeiten, um die Apokalypse zu verhindern.

Bei der Lektüre des Romans war ich angetan vom Witz des Autors, seinen Ideen, Anspielungen, Kommentaren und Fußnoten. Als dann aber ausgerechnet der Part, der auf dem Buchrücken angekündigt war, in ein paar Sätzen abgehakt wurde, war ich überrascht und etwas enttäuscht. Bis dahin freute ich mich noch ob der Figur des Todes, die in das Buch einführt, samt der Sammlung an Terry Pratchett-Büchern in seinem Regal und seinen Plänen einer Band, zusammengesetzt aus seinen toten Lieblingsmusikern, wenn sie erstmal alle das Zeitliche gesegnet hätten. Ohnehin musste ich viel schmunzeln und lachen beim Lesen und stellte mir vor, dass es dem Autor beim Schreiben ebenso ergangen war. Doch mitunter verlor ich mich in den zahlreichen Fußnoten und intertextuellen Verweisen – keine Lektüre für schläfrige Stunden, in denen einem die Augen schon fast zufallen.

Der Klappentext und das leicht kinderbuchanmutende Design können etwas in die Irre führen, denn es ist ein Buch für Literatur- und Philosophiefans, vollgepackt mit Anspielungen, die man nur versteht, wenn man die entsprechenden Werke gelesen hat oder bei dem ein oder anderen zumindest die Titel von ihnen kennt. Je mehr man kennt, desto mehr Spaß wird man mit diesem Buch wohl haben.

In diesem Buch stirbt jeder. Beka Adamaschwili. Aus dem Georgischen von Sybilla Heinze. Voland & Quist. 2020.

Bücherstadt Magazin

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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