„Ach, meine über alles geliebte Königin“

von | 23.09.2018 | Buchpranger, Kinder- und Jugendbücher

Wie weit bist du bereit, für deinen Gott zu gehen? Oder: der schmale Grat zwischen Glaube und Fanatismus. Dies bildet die Grundlage des Jugendthrillers „Fanatisch“ von Patricia Schröder. – Von Bücherstädterin Jasmin

Donnerstag, 29. Juni: Die siebzehnjährige Muslima, die aus keiner streng gläubigen Familie kommt, hat Freunde, einen kleinen Bruder sowie einen kleinen Jack Russel Terrier namens Mister Ibrahim, doch vor allem hat Nara ein normales Leben.

Das Chaos beginnt erst, als sie einen Zettel in ihrer Jackentasche findet, auf dem „Stelle dich niemals gegen den Göttlichen Willen! Es könnten furchtbare Dinge geschehen.“ (S. 24) steht. Danach befindet sich Naras Leben in einer einzelnen Abwärtsspirale. Wer ihr die Botschaft auch immer zugesteckt hat, der meint es ernst, denn Nara bekommt auch weiterhin solche Nachrichten und auch ihr Hund ist unauffindbar. Als sie schließlich in einem Verlies erwacht, scheint sie auch das letzte Stückchen Kontrolle verloren zu haben. Ohne jegliche Ahnung, was vor sich geht, stolpert Nara nach sechs Tagen wieder zurück in ihr vorheriges Leben – stumm und darauf wartend, weitere Anweisungen zu erhalten.

„Sechs Gaben habe ich (haben wir) durchlaufen. Aber damit ist das Ganze noch nicht zu Ende. Denn es fehlen noch drei. Und die haben alle mit Sterben, Trauer und Tod zu tun.“ (S. 218)

Mit diesem Buch spricht die Autorin ein äußerst ungewöhnliches, aber doch aktuelles Thema über Fanatismus sowie Ausländerfeindlichkeit an. Geschrieben wird hauptsächlich aus der Sicht von Nara, zwischendurch wird aber die Sicht des Peinigers sowie vermutlich die Sicht ihres ebenfalls vermisst gemeldeten Freundes Jamie geschildert, was den Lesern einen guten Rundumblick bietet.

Auch wenn der Anfang äußerst interessant wirkt, lässt die Spannung schnell nach. Trotzdessen kam die Auflösung für mich vollkommen überraschend, was einen schönen Abschluss bildete. Nara an sich ist ein recht gewöhnlicher Charakter und mir an manchen Stellen etwas zu naiv. Ich hätte mir die Geschichte gerne aus der Sicht eines anderen Charakters gewünscht, den ich um einiges interessanter fand. Die Botschaft des Buches, die ich an dieser Stelle nicht verraten werde, ist unerwartet, was zu einem schönen Abschluss führt.

Zusammenfassend muss ich sagen, dass viel mehr Potential vorhanden war, welches nicht ganz ausgeschöpft wurde, was eigentlich schade ist. Die Idee hinter „Fanatisch“ gefällt mir aber.

Fanatisch. Patricia Schröder. Coppenrath. 2018.

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