Abschied von einer Lieblingsbuchhandlung

von | 10.09.2022 | Buchpranger, Lieblingsbuchhandlung

Manchmal ist es an der Zeit, von liebgewonnen Orten Abschied zu nehmen. Zeilenschwimmerin Ronja hat ihre Lieblingsbuchhandlung verloren, die seit den Anfängen ihrer Lesekarriere für all ihre Buchbedürfnisse da war.

Meine Lieblingsbuchhandlung gibt es nicht mehr. Mittlerweile schon seit einigen Jahren. Sie befand sich in einem alten, etwas schiefen Fachwerkhaus, war kleiner als manche Einzimmerwohnung, ausgestattet mit zusammengewürfeltem Mobiliar (vermutlich war es mal in den 90ern neu) und ziemlich vollgestopft. Sie war etwas christlich und esoterisch angehaucht und wurde von einer ruhigen Inhaberin geführt, unterstützt von zwei freundlichen Angestellten. Direkt Charme hatte die Buchhandlung nicht, aber man konnte sich dort wohlfühlen – etwas, das man von der überlebenden konkurrierenden Buchhandlung in meiner Heimatstadt nicht behaupten kann. In meiner Lieblingsbuchhandlung habe ich jahrelang fast alle meine Bücher gekauft, von den Anfängen meiner Lesekarriere bis zu meinem Umzug fürs Studium. Dort habe ich auch mein Schulpraktikum gemacht.

Das Ende kam nicht überraschend. Es hat sich schon länger abgezeichnet. Die konkurrierende Buchhandlung hatte die deutlich bessere Lage – direkt am Marktplatz und nicht erst in der Seitenstraße –, größere Schaufenster, mehr Ladenfläche, keine Treppenstufen vor und im Laden, aber vor allem: Sie war von Beginn an moderner. In meiner Lieblingsbuchhandlung standen jahrelang dieselben Bücher. Ich könnte schwören, dass ich dort noch wenige Monate vor der Schließung Bücher stehen sah, die schon während meines Praktikums da waren (und während meines Praktikums im Jahr 2008 musste ich einmal Bücher umetikettieren, die noch DM-Preise hatten). Einen Internetauftritt konnte man lange suchen und genialokal[1] schloss sich die Buchhandlung auch nicht an. Schließlich wurden Lücken in den Regalen nicht wieder aufgefüllt, nur wenige Neuerscheinungen lagen noch auf den Tischen.

Zum Abschied habe ich einen Brief an die Buchhandlung geschickt, um mich zu bedanken. Meine Lieblingsbuchhandlung war nicht meine Lieblingsbuchhandlung, weil sie die größte, schönste oder bestsortierte Buchhandlung war, die ich je betreten habe. Sie war meine Lieblingsbuchhandlung, weil sie mit Büchern verknüpft war, die ich gelesen hatte, und vor allem mit Erinnerungen.

Mittlerweile habe ich viele größere, schönere, besser ausgestattete oder besser sortierte Buchhandlungen betreten. In Bremen habe ich mich in zweien davon besonders wohl gefühlt, optisch, menschlich und literarisch. Hier also zwei Empfehlungen für alle Bremer*innen unter euch: die Buchhandlung Balke in der Neustadt und die Buchhandlung Storm in der Innenstadt.

[tds_info][1] genialokal ist eine Onlineplattform, über die ihr Bücher online bestellen könnt, damit ihr nicht bei den großen Internetriesen kaufen müsst. Die beste Funktion der Plattform für örtliche Buchhandlungen ist aber:  Wenn ihr eine Buchhandlung um die Ecke habt, die bei genialokal registriert ist, könnt ihr das Buch an die Buchhandlung senden lassen und dort abholen. Dann bekommt eure Buchhandlung auch einen Teil vom Gewinn. Oder ruft doch ganz altmodisch einfach bei eurer Buchhandlung des Vertrauens an. ;)[/tds_info]

Ronja Storck

Ronja Storck

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