15 Jahre „Supernatural“ – das Ende einer Ära (Teil 2)

Bild: Bet­tina Strauss/The CW

Es war das pas­sende Ende einer epi­schen Serie. 15 Jahre vol­ler Span­nung, Lachen und Emo­tio­nen. Vor allem aber Jahre neuer Freund­schaf­ten und auf­re­gen­der Erleb­nisse. Geschich­ten­be­wah­re­rin Michaela hört beim Schrei­ben ein letz­tes Mal „Brot­hers in Arms“.

Die Autorin­nen und Autoren von „Super­na­tu­ral“ schi­cken die Fans auf eine Ach­ter­bahn der Gefühle – es geht um mehr als nur Dämo­nen­jagd. Trotz aller Action, Kämpfe und Komik, im Grund­te­nor geht es um Fami­lie, Ver­trauen und Ver­ant­wor­tung und darum, das Rich­tige zu tun. Doch was ist das Rich­tige? Wie weit würde ich gehen, um die Men­schen, die ich liebe, zu beschüt­zen? Und letzt­end­lich geht es um den freien Willen.

Sam und Dean kämp­fen nicht nur gegen über­sinn­li­che Wesen, son­dern auch gegen ihre inne­ren Dämo­nen. Haben wir nicht alle unsere eige­nen Dämo­nen? Viele Fans fan­den durch die Geschich­ten in „Super­na­tu­ral“ den Mut, ihr Leben zu ändern, gegen eine Sucht anzu­kämp­fen, wie­der in das Berufs­le­ben ein­zu­stei­gen, sich mit der Fami­lie aus­zu­spre­chen oder neue Wege zu gehen.

„Hun­ting things, saving peo­ple, the family busi­ness.“ – Dean Winchester

Ein beson­ders Bei­spiel ist Jared Padale­cki. Wäh­rend der Dreh­ar­bei­ten zur drit­ten Staf­fel wur­den bei ihm kli­ni­sche Depres­sio­nen dia­gnos­ti­ziert. Er war damals 24 Jahre alt, erfolg­reich mit einer tol­len Fami­lie und ohne nega­tive Ver­gan­gen­heit. Jared ist einer der weni­gen Men­schen, die mit ihrer Krank­heit an die Öffent­lich­keit gin­gen. Ein muti­ger Schritt, denn Depres­sio­nen sind immer noch ein Tabu­thema. Aber ein Schritt, der vie­len Men­schen gehol­fen hat, sich ihrer Krank­heit zu stel­len, Hilfe zu suchen und dar­über zu spre­chen. Jared Padale­cki grün­dete das Cha­rity-Pro­jekt „Always Keep Fight­ing“. Mit dem Ver­kauf von T‑Shirts unter­stützt er eine Orga­ni­sa­tion, die sich um Men­schen mit Depres­sio­nen und Angst­zu­stän­den küm­mert und Sui­zid­prä­ven­tion bei Jugend­li­chen betreibt.

Bild: Robert Falconer/The CW

Die Psy­cho­lo­gin Prof. Lynn Zuber­nis, selbst Fan der Serie, hat vier Bücher über ihre For­schung zur Psy­cho­lo­gie von Fans von Fern­seh­se­rien ver­öf­fent­licht. Warum hat „Super­na­tu­ral“ diese Wir­kung auf die Men­schen? Es sind die Hoff­nung, die „Super­na­tu­ral“ trans­por­tiert und die Gefühle, die zuge­las­sen wer­den, die diese Serie so beson­ders machen. Die Fami­lie, die Bezie­hun­gen, die Kämpfe für­ein­an­der, die Kon­flikte, die trotzt aller mys­ti­scher Ele­mente in unsere Welt trans­por­tiert wer­den kön­nen. Es kön­nen Lösun­gen gefun­den wer­den, die nicht immer per­fekt sind und nicht immer sind, wie man es sich wünscht. Sie enden nicht in einer hei­len Welt und doch kann alles gut werden.

„Family never ends with blood.“ – Bobby Singer

Super­na­tu­ral bedeu­tet Familie

„Super­na­tu­ral Family“ nennt sich die welt­weite Fan­ge­mein­schaft. Zu die­ser Fami­lie gehö­ren die Fans, die Schau­spie­le­rin­nen und Schau­spie­ler und die Men­schen hin­ter der Kamera. Dass die Dar­stel­le­rin­nen und Schau­spie­ler nicht nur vor­ge­ben, Teil die­ser Fami­lie zu sein, um den Fans zu gefal­len, bewei­sen sie immer wie­der auf den Con­ven­ti­ons oder wenn jemand das Glück hat, sie zufäl­lig zu tref­fen. Jen­sen und Jared leg­ten sich an den Büh­nen­rand auf den Boden, um einem seh­be­hin­der­ten Fan die Mög­lich­keit zu geben, sie klar sehen zu kön­nen. Alle Schau­spie­le­rin­nen und Schau­spie­ler neh­men sich viel Zeit für die Fans, spre­chen mit ihnen und hören zu.

Die meis­ten der Schau­spie­le­rin­nen und Schau­spie­ler sind mit­ein­an­der befreun­det, obwohl einige nicht ein­mal zusam­men vor der Kamera stan­den, son­dern in unter­schied­li­chen Staf­feln spiel­ten und sich auf den Con­ven­ti­ons ken­nen­lern­ten. Bekommt jemand ein Kind, erhal­ten die Eltern Besuch vom gesam­ten „Supernatural“-Cast, erkrankt jemand, sind die ande­ren zur Stelle. Bei Hoch­zei­ten sind eben­falls alle dabei. Viele sind sehr gute Sän­ger und Sän­ge­rin­nen. Und so haben sich einige zusam­men­ge­fun­den und gehen ein­mal im Jahr auf eine Club­tour durch Europa.

Ich selbst habe einige mei­ner bes­ten Freun­din­nen durch die Serie ken­nen­ge­lernt und wir haben viele gemein­same Inter­es­sen neben „Super­na­tu­ral“.

Ein beson­de­res Bei­spiel für das Fami­li­en­ge­fühl ist Jareds Krank­heit. Es gab Zei­ten, in denen es ihm sehr schlecht ging. Und wie sein Seri­en­cha­rak­ter Dean küm­mert sich Jen­sen um sei­nen Seri­en­bru­der. Bei Dreh­ar­bei­ten sorgte er dafür, dass der Dreh­plan geän­dert wird und Jared früh­zei­tig nach Hause flie­gen konnte. Jen­sen und seine Frau ver­such­ten immer wie­der, Jared und seine Fami­lie zu ent­las­ten, auch bei Con­ven­ti­ons. Teil­weise war Jared dann nicht anwe­send, son­dern bei sei­ner Frau, aber die ande­ren Schau­spie­ler konn­ten seine Ter­mine übernehmen.

Jareds Frau Gen konnte sich so in Ruhe um ihren Mann küm­mern. Es dau­erte keine halbe Stunde und die ande­ren Schau­spie­le­rin­nen und Schau­spie­ler hat­ten die Ter­mine von Jared über­nom­men und durch die Ver­an­stal­te­rin wurde alles per­fekt umor­ga­ni­siert. Kein Fan war über Jareds Absage unge­hal­ten, alle akzep­tier­ten die Ände­run­gen. Ich selbst war auf die­ser Con­ven­tion und ich erlebte einen star­ken Zusam­men­halt. Es war eines der emo­tio­nals­ten Erleb­nisse, die ich bis­her hatte.

Enga­ge­ment und eigene Hilfsprojekte

Es ist Tra­di­tion, dass das „Supernatural“-Team sich für wohl­tä­tige Zwe­cke enga­giert und Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen unter­stützt. Der Cast orga­ni­sierte eine Aktion, um Geld für die „Van­cou­ver Great Food­bank“ zu sam­meln. Seit dem Krebs­tod ihres Regis­seur Kim Man­ners neh­men viele Mit­glie­der des Teams regel­mä­ßig an Läu­fen gegen Krebs teil. Jareds „Always Keep Fighting“-Kampagne habe ich schon erwähnt. Er ist im Tier­schutz tätig und hat zwei Hunde über­nom­men und er unter­stützt ein Kin­der­mu­seum in Aus­tin. Außer­dem enga­giert er sich zusam­men mit Jen­sen poli­tisch in Austin.

„If we can help in any way, then I believe it‘s our duty as human beings... to do so.“ – Jen­sen Ackles

Bild: Colin Bentley/The CW

Jen­sen unter­stützt eine Orga­ni­sa­tion in Aus­tin, die armen Kin­dern Geburts­tage aus­rich­tet, deren Eltern kein Geld dafür haben. Er und sein Frau Dan­neel setz­ten sich für die Rechte von Immi­gran­ten und Trans­se­xu­el­len ein. Und auch seine Hunde stam­men aus dem Tierschutz.

Misha Colins (Engel Castiel/Jimmy Novak) unter­stützte mit sei­nem „Ran­dom Acts“ Pro­jekte in Haiti und Nica­ra­gua. Er orga­ni­siert Spen­den­ak­tio­nen, wie eine welt­weite Schnit­zel­jagd, bei der ihn Fans und „Supernatural“-Kollegen unter­stüt­zen und die ihm einen Ein­trag ins „Gui­ness­buch der Welt­re­korde“ ein­brachte. Dies sind nur wenige Bei­spiele. Viele der Schau­spie­le­rin­nen und Schau­spie­ler unter­stüt­zen Hilfs­ak­tio­nen oder Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen dauerhaft.

„SPN­Fa­mily please remem­ber: shows end. But family is fore­ver.“ – Eric Kripke

In den letz­ten Fol­gen kann man immer wie­der die Namen des Film­teams lesen. Auf einem Eis­creme­wa­gen steht Dabb (Andrew Dabb, Autor) und Sam und Dean geben sich dies­mal den Namen Agent Sin­ger (Robert Sin­ger, Pro­du­zent) und Kripke (Eric Kripke, nicht nur Schöp­fer von „Super­na­tu­ral“, son­dern auch von „The Boys“). Auch der Name von Jen­sen Braue­rei „Family Busi­ness Beer“ taucht noch ein­mal auf. An einer Werk­statt steht der Name Show­al­ter (Jim Show­al­ter, Regisseur).

Der Hei­mat­sen­der CW sagte immer, „Super­na­tu­ral“ werde solange lau­fen, wie die Ein­schalt­quo­ten stim­men und die bei­den Haupt­dar­stel­ler wei­ter­ma­chen wol­len. Über die Ein­schalt­quo­ten brauch­ten sich die Ver­ant­wort­li­chen keine Gedan­ken zu machen. Aber nach 15 Jahre woll­ten Jen­sen und Jared „sehen, was die Welt noch zu bie­ten hat.“ Trotz des schwe­ren Abschieds kann man sie ver­ste­hen. Beide sind sozu­sa­gen groß gewor­den mit „Super­na­tu­ral“, doch sie sind Schau­spie­ler und irgend­wann braucht ein Schau­spie­ler neue Her­aus­for­de­run­gen, selbst wenn es noch so schmerzt. Ein ande­rer Grund dürf­ten ihre Fami­lien sein. Sie leben in Aus­tin und für die Dreh­ar­bei­ten sind Jen­sen und Jared für neun Monate im Jahr in Van­cou­ver. Als Jareds ältes­ter Sohn Tom auf die Welt kam, sagte er in einem Inter­view, wenn er in die Schule käme, wolle er nicht mehr so lange von zu Hause weg sein. Wenn man Fotos von Jared und Jen­sen mit ihren Fami­lien sieht und wie viel sie schon ver­passt haben, kann man ihre Ent­schei­dung gut verstehen.

Jared dreht zur­zeit ein Remake von „Wal­ker, Texas Ran­ger“ und Jen­sen wird in der drit­ten Staf­fel von „The Boys“ als „Sol­dier Boy“ ein­stei­gen. Vor kur­zem hat er mit sei­ner Frau Dan­neel eine Pro­duk­ti­ons­firma gegrün­det und er betreibt mit ihr und sei­nem Schwa­ger Gino Gaul zudem eine Brauerei.

Am Ende der letz­ten Folge sagt Dean zu Sam: „Always keep fight­ing.“ Das gibt uns „Super­na­tu­ral“ für die Zukunft mit.

Super­na­tu­ral. Staf­fel 1 bis 15. Regie: David Nut­ter, Kim Man­ners u.a. Dreh­buch: Eric Kripke, Sera Gam­ble u.a. Mit Jen­sen Ack­les, Jared Padale­cki, Misha Coll­ins u.a. War­ner Bros. USA. 2005–2020.

Quel­len: www​.super​na​tu​ral​wiki​.com (eng­lisch), www​.seri​en​jun​kies​.de, www​.myfan​base​.de

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