Wunderbare Möglichkeiten, Kinder ernst zu nehmen

von | 25.11.2016 | Buchpranger, Kinder- und Jugendbücher

wunderbare-moeglichkeitenManfred Mai bietet in seinem neuen Roman „Wunderbare Möglichkeiten“ eine Geschichte für Kinder, die gern über das Leben nachdenken. Erwachsenen sei die Lektüre ebenso erlaubt, vorausgesetzt, sie nehmen Kinder und ihre Gedanken ernst. Zeichensetzerin Alexa hat sich auf das Werk eingelassen.

Was soll das eigentlich? Dieses „Du bist noch viel zu klein für Dies und Jenes“, dieses „Das verstehst du erst, wenn du groß bist“ oder „Das kannst du noch nicht machen, weil du zu jung bist“. Der Trugschluss, dass Erwachsene immer alles besser wissen, ergibt sich aus der Einstellung heraus, Kinder seien noch „unfertig“ und nicht in der Lage, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Als ob Erwachsene das besser könnten.
Maximilian, der Protagonist der Geschichte, äußert seine Gedanken offen und stellt Fragen, sobald ihm welche einfallen. Seine Neugier ist jedoch nicht erwünscht: In der Schule wird er von seinen Lehrern unterbrochen, zum Schweigen gebracht und nicht ernst genommen. Schließlich ist er noch zu jung, um das Leben zu verstehen. Außerdem gibt es neben dem Lehrplan keine Zeit, sich weiter mit ihm und seinen Gedanken auseinanderzusetzen. Auch zu Hause stößt er auf Desinteresse. Nur seine Schwester scheint sich wirklich für ihn zu interessieren. Über das Leben philosophieren – das gefällt Maximilian. Und dann ist da auch noch dieses eine Mädchen, an das er immerzu denken muss…

„Aber ist es überhaupt möglich, nur auf sich zu hören und nur zu tun, wozu die innere Stimme einem rät? Gibt es in unserer Welt nicht viel zu viele Abhängigkeiten, die es notwendig machen, das zu tun, was andere von einem verlangen?“ (S. 115)

Im Roman werden Maximilians Gedanken kursiv dargestellt, sodass eine direkte Unterscheidung von Innen- und Außensicht erfolgen kann. Die kurzen Kapitel erleichtern das Lesen, zumal sie sich inhaltlich einem bestimmten Thema widmen. Allerdings stolpert man durchgängig über die stilistische Umsetzung. Recht holprig wirkt die Sprache und sehr umgangssprach lesen sich die Dialoge. Wenn man über die sprachliche Umsetzung hinwegsehen kann, bietet der Roman eine nette Unterhaltung für zwischendurch.
Die Stärke dieses Werks liegt in der Charakterzeichnung: Maximilian ist greifbar und vermittelt all das, was man als Kind selbst einmal gedacht hat. Wie viel ist schlussendlich von all diesen Gedanken geblieben? Als Kinder nehmen wir uns vor, es besser als die Erwachsenen zu machen, und sobald wir erwachsen sind, vergessen wir, was uns einst wichtig war.

„Wunderbare Möglichkeiten“ wird bei Kindern ab 10 Jahren auf viel Zustimmung stoßen und Erwachsene an die eigene Kindheit erinnern. Wer sich auf den Stil einlassen kann, wird einem lesenswerten Gedankenwerk begegnen.

Wunderbare Möglichkeiten. Manfred Mai. Fabulus Verlag. 2016. www.manfred-mai.de

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