Von Assassinen und Hexen

von | 17.01.2017 | Buchpranger, Graphic Novels, Comics, Manga

Mit „Assassin’s Creed: Feuerprobe“ schaffen die Autoren Anthony Del Col und Conor Mccreedy den Auftakt einer neuen Comic-Reihe rund um den Orden der Assassinen und die Protagonistin Charlotte De La Cruz, welche ihren Vorfahren durch die Hexenprozessen von Salem 1692 begleitet. Geschichtenerzähler Adrian ist Charlotte in die Vergangenheit gefolgt.

Etwas unsanft wird die Protagonistin Charlotte De La Cruz in die Fehde zwischen Assassinen und Templern hineingeworfen. Nach einem gescheiterten Bewerbungsgespräch bei der Firma World Share erhält sie Hausbesuch von einer Gruppe Templer-Schlägern, welchen sie mit der Hilfe zweier Assassinen entkommen kann. Beide Parteien scheinen ein reges Interesse an Charlotte zu haben.
Nachdem sie entkommen konnten, eröffnen ihr die Assassinen, worum es hier eigentlich geht. Diese haben Charlottes Blutlinie bis in die Hexenprozesse von Salem im Jahr 1692 zurückverfolgt, wo es ein Geheimnis aufzuklären gilt, welches Templern und Assassinen in ihrem Kampf nützen würde. Schnell wird Charlotte mithilfe des Animus in den Körper ihres Vorfahren Tom Stoddard geschickt, um diesem Geheimnis auf den Grund zu gehen.
Mithilfe seiner Kontaktperson in Salem, der Nonne Jennifer Querry, schafft es Tom alias Charlotte dem Geheimnis näher zu kommen, welches eng mit der angeblichen Hexe Dorothy Osborne verwoben ist. Je mehr Tom und Jennifer über Salem und Dorothy herausfinden, desto mehr geraten sie ins Visier der beiden Templer Reverend Samuel Perris und Richter William Stoughton. Auch sie sind hinter dem Geheimnis von Salem her.

Pro und Contra der Geschichte

„Assassin’s Creed: Feuerprobe“ hat eben jenes Problem, welches auch die Spiele haben: Die Gegenwart. Schon in den ersten vier Teilen, rund um Altair und Ezio war man fasziniert von dem Vergangenheitssetting und den detailreichen Städten, während die Geschichte um deren Nachfahren Desmond Miles eher unscheinbar vor sich hin tröpfelte. Auch in diesem Comic wirkt die Geschichte in der Gegenwart eher farblos, verwirrend und etwas hektisch. Die Charaktere schaffen es nicht, sich zu entwickeln.
Dagegen zeichnet die Geschichte um die Mission des knurrigen und kaltblütigen Assassinen Tom Stoddard ein dunkles, aber auch abwechslungsreiches Bild. Seinen recht rücksichtslosen Charakter dem der hilfsbereiten Nonne Jennifer gegenüberzustellen, ist gut gewählt und schafft eine angenehme Synergie zwischen den Figuren. Man merkt sogar, wie die anfangs noch harten Gesichtszüge von Tom gegen Ende immer weicher werden. Auch die Antagonisten geben ein glaubhaftes Bild ab und zeigen, ebenso wie bei Tom und Jennifer bei den Assassinen, die zwei Seiten der Templer auf. Schwarz, Weiß und die Graustufen dazwischen sind alle vorhanden.
Anfangs ist mir noch etwas sauer aufgestoßen, dass Charlotte mit einem männlichen Vorfahren besetzt wurde. Einen Ausgleich dazu war dann aber, dass die hilfsbereite Jennifer als Vorfahrin des hünenhaften Assassinen Joseph fungiert. Ein Rollentausch also, auch charakterlich.

Das Zeichnerische

Optisch ist „Assassin’s Creed: Feuerprobe“ gelungen, jedoch nichts Außergewöhnliches. Die Bilder von Zeichner Neil Edwards wirken lebendig und Mimik und Gestik sind gut dargestellt. In Textboxen kann man zum einen – in blau – die Gedanken von Tom und – in Rosa – die von Charlotte lesen, was den beiden Figuren noch eine Art von Verbundenheit gibt.
Das Licht fängt die Stimmung der Schauplätze gut ein. So herrscht in Salem selbst eine sehr düstere und triste Stimmung, was durch matte und dunkle – teils schon triste – Farbtöne hervorgehoben wird. Dadurch kommt das Rot vom Feuer zur Geltung, was auch das Thema dort widerspiegelt: Die Hexenverbrennung. Je weiter die Protagonisten jedoch die Stadt verlassen, desto farbenfroher werden die Kulisse und auch die Lichtstimmung.

Was soll man davon jetzt halten?

Obwohl „Assassin’s Creed: Feuerprobe“ jetzt kein Meilenstein der Comickunst ist und es sehr in seinem Gegenwartssetting schwächelt, macht es dies durch die abwechslungsreiche Geschichte rund um die Stadt Salem wieder wett. Fans von „Assassin’s Creed“, ebenso wie Quereinsteiger werden mit diesem Comic ihren Spaß haben und eine doch recht erwachsene Geschichte präsentiert bekommen.

Eigentlich war das erste „Assassin’s Creed“ als Fortsetzung der Prince-of-Persia-Spielreihe geplant, doch Publisher Ubisoft entschied sich anders und es folgten 16 Spiele, sechs Bücher und drei Comics. Am 27. Dezember 2016 startete zudem in Deutschland ein Assassin’s Creed Realfilm, mit Starbesetzung in Form von Michael Fassbender, Marion Cottilard und Jeremy Irons. Wie für „Assassin’s Creed“ üblich, versucht dieses geschichtlich recht nah am Original zu bleiben. Auch in „Assassin’s Creed: Feuerprobe“ sind einige geschichtliche Hintergrundinformationen über die Hexenprozesse in Salem zu finden.

Assassin’s Creed Band 1: Feuerprobe. Anthony Del Col & Connor McCreedy. Zeichnungen: Neil Edwards. Farben: Ivan Nunes. Splitter. 2016.

Bücherstadt Magazin

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

1 Kommentar

  1. Avatar

    Das Problem mit der Gegenwart ist nicht die Gegenwart selbst, sondern die Person, die diese nicht mag. Charlotte ist zwar ein etwas blasser Charakter, aber das war es dann schon mit der Kritik.
    Als Vegetarier kauft man sich auch keine Salamipizza und beschwert sich dann über den Belag. Im Falle von Assassin’s Creed sollte man daher zumindest nicht meckern, wenn man im vollen Bewusstsein weiß, dass es auch eine Gegenwartshandlung gibt und es dann trotzdem kauft.

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