Vier Degen für die Gerechtigkeit

von | 23.03.2017 | Filmtheater, Serien

Schon zwei Staffeln lang kämpften die drei Musketiere und D´Artagnan in der Serie „Die Musketiere“ nun schon für Gerechtigkeit, ihr Land und ihren König. Nun wird zur dritten und (leider) finalen Staffel geblasen. Noch fulminanter, spannender und emotionaler, wie Bücherbändigerin Elisabeth findet.

Das laue Lüftchen vor dem letzten Sturm

Richelieu ist tot, auch der Widersacher der zweiten Staffel, der Aramis und Königin Ann beinahe den Kopf gekostet hätte, fiel einem gekonnten Degenstich zum Opfer. Es scheint, als würde endlich Frieden einkehren, doch Frankreich steckt schon lange in Unruhen, die in einen handfesten Krieg münden. Hauptmann Athos, Portos und D´ Artagnan kämpfen an vorderster Front, während Aramis dem Ruf Gottes gefolgt ist. Die Schlacht ist siegreich, das gegnerische Heer besiegt, doch die Kämpfe toben nicht nur an den Grenzen des Landes. Die Herrscherfamilie ist zerrüttet, der König ist krank. Zu viele wissen davon, zu viele, die nun ihre Zeit und ihre Chance gekommen sehen und nach dem Thron trachten. Erneut sind es die Musketiere, die eingreifen müssen. Doch auch sie zweifeln. Wählen sie die richtige Seite? Oder trügt sie ihr Gefühl nicht, dass sie sich den falschen Zielen angeschlossen haben?

Die dritte Staffel verspricht schon während der Enthüllungen der ersten Folge eine großartige zu werden. Die Zusehenden sollen keine Minute lang enttäuscht werden. Die Charaktere, so treu sie sich selbst sind, geraten in Zweifel, stehen für eine gute Sache ein, müssen ihre Meinung allerdings immer wieder erweitern, über den eigenen Schatten springen. Sie sind fehlbar, entwickeln sich weiter und lernen. In keiner Staffel waren unsere Helden so menschlich und authentisch dargestellt wie in dieser. Auch die Gegenpole scheinen erst klar gesetzt, die Widersacher mannigfaltig, doch dann kristallisiert sich aus dem Hintergrund heraus, wer der eigentliche Drahtzieher ist und wie durchaus durchtrieben und skrupellos dieser alles zerstört, was noch an Sicherheit übrig ist.

Während in jeder Folge eine eigenständige Geschichte erzählt wird, schwelt im Hintergrund der rote Faden der Haupthandlung immer weiter bis zum fulminanten Finale, das sich durchaus in die Länge zieht und einen Spannungsmoment nach dem anderen erzeugt. Die Schreiber der Serie haben sich gerade in dieser Staffel noch einmal richtig ins Zeug gelegt, alles auf eine letzte, große Karte gesetzt. Neben dem üblichen Humor und den schönen Momenten von Freundschaft und Liebe bestechen die insgesamt zehn Folgen durch viel Tiefe, charakterliche Feinheiten und Emotionalität und nicht zuletzt einen nicht enden wollenden Spannungsbogen, der die dritte Staffel tatsächlich zu einem würdigen Abschluss bringt.

DVD und Ausstattung

Die DVD bietet wie die vorherigen einen wunderschönen Anblick in Sammler-Optik. Wieder im reliefgestanzten Pappschuber – dieses Mal in einem bläulichen Farbton gehalten – wurde die dritte Staffel auf vier DVDs festgehalten. Sprachlich legt man sich erneut auf Deutsch und Englisch fest, wobei die deutsche Fassung durchaus an Qualität in Ausdrucksweise und Flüssigkeit gewonnen hat (mutete die Übersetzung in der ersten Staffel doch teilweise recht hochgestochen und überaus aristokratisch an). Erneut gibt es Bonusmaterial, Hintergrundinformationen und kleine Specials, die das Fan-Herz höher schlagen lassen und auch generell interessante Fakten für jedermann beinhalten. Auch die dritte Staffel der Musketiere kann sich ohne Abstriche sehen lassen!

Wermutstropfen

Trotz aller Punkte, die zu Lob anregen, wird den Zusehenden auffallen, dass die – man möge mir den Ausdruck verzeihen – Unart, Namen zu übersetzen, auch in der Synchronisation der dritten Staffel vorherrscht. Louis wird zu König Ludwig, was durch die Häufigkeit dann doch auffällt und – zumindest mich persönlich – ein Stirnrunzeln entlockt. Immerhin verbinde ich mit Ludwig den Bayernkönig, aber nicht den französischen. Zudem könnte man kritisch gesehen behaupten, dass dem Antagonisten doch etwas zu viel „Unsterblichkeit“ zugesprochen wird. Er überlebt vernichtende Situationen in absurder Häufigkeit. Doch derartige Kritik kann man auch bei anderen Charakteren, die totgeglaubt wiederkehren, anbringen.

Da ein Gros der Zuseher allerdings ohnehin kein Ende mit Schrecken wünscht und man ob der aufrecht gehaltenen Spannungsmomente gar nicht zum Nachdenken kommt, sondern eher vor Erleichterung laut aufatmet, werden derartige Punkte erst später bewusst. Nämlich dann, wenn es ohnehin „zu spät“ ist und man nur noch darüber trauern kann, dass „Die Musketiere“ nun ihren würdigen, aber dennoch unvermeidlichen Abschluss genommen haben. Dies mag wohl persönlich mein größter Kritikpunkt sein: Eine derart großartige und gesamtheitlich stark produzierte und geschaffene Serie abzusetzen, grenzt wohl schon an Frevel. Doch dies ist wohl nur die Meinung eines Fans.

Adieu et mon respect

So verabschiede ich mich hochachtungsvoll von drei Staffeln grandioser schauspielerischer und filmischer Leistung, die nicht nur mir unvergessen bleiben werden. Glücklicherweise gibt es da ja noch die überaus hübschen und sehenswerten DVD-Boxen, die die begeisterten Zuseherinnen und Zuseher wieder und wieder durch die großen Abenteuer unserer nicht ganz historisch-stilecht verankerten, aber dafür umso liebenswerteren, humorvollen und menschlichen Musketiere begleiten.

Die Musketiere – Staffel 3. Regie: Nicholas Renton, Roger Goldby, Udayan Prasad. Drehbuch: Simon Allen, Ellen Taylor. Schauspieler: Luke Pasqualino, Tom Burke, Santiago Cabreira. Studio: Polyband/WVG. Produktion: BBC. 2016.

Hier findest du die Rezensionen zu den vorigen Staffeln: Staffel 1 / Staffel 2

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