Philosophische Reisen im tierischen Geiste

von | 27.02.2018 | #philosophiestadt, Buchpranger, Graphic Novels, Comics, Manga, Specials

Nach dem Winter erwacht René der Bär mit dem Vorsatz, etwas Weltbewegendes durchs Denken zu vermitteln. Er tritt mit seinem Kumpel Martin, einem Waschbär, der gerne liest, eine philosophische Reise an. Geschichtenerzählerin Celina hat die beiden im Comic „Renés Meditationen“ begleitet.

René kommt es gelegen, dass er und Martin zu Beginn des 36-seitigen Comics in einen Zoo verschleppt werden. Hier nun kann René endlich seiner Leidenschaft, dem Philosophieren, nachgehen. Anderweitiges, wie das Beschaffen von Essen, lenkt ihn nicht mehr ab. Gemeinsam philosophiert er mit seinem Kumpel Martin. Beide zweifeln alles an und hinterfragen, was existiert, beziehungsweise was sie für wahr und real erachten.

Bezug zur Philosophie des René Descartes

Der Comic „Renés Meditationen“ von Thomas Wellmann geht auf die Erkenntnistheorie des Philosophen René Descartes (1596-1650) aus dem Jahr 1641 ein. Er erklärt diese allgemeinverständlich mit einfachen Beispielen, sodass es viel Spaß macht, René auf seinem philosophischen Weg zu folgen. Dazu trägt auch die neuzeitliche Ausdrucksweise der charmanten Cartoon-Charaktere bei.

René Descartes war Begründer des modernen frühneuzeitlichen Rationalismus. In insgesamt vier Mediationen stellte er entscheidende Thesen der Philosophiegeschichte auf. In der ersten ist sein berühmtes Dictum „cogito ergo sum“ („Ich denke, also bin ich.“) enthalten. Im zweiten analysierte Descartes sich selbst als zweifelndes Ich und bestimmte sich somit als ein urteilendes, denkendes Ding („res cogitans“). Ab der dritten Meditation wird die Existenz Gottes hinterfragt.

Weiterhin gilt Descartes als Verfechter der mechanistischen Naturauffassung und vertritt somit die Ansicht, dass Tiere gefühlslose Maschinen seien. Dass er selbst eines Tages als Bär karikiert wird, hätte er wohl nicht gedacht. Dadurch erscheint Thomas Wellmanns Werk, über seine erklärlichen, philosophischen Absichten hinaus, satirisch.

Philosophie und Cartoon, ein Zusammenspiel sondergleichen

Durch die Art der Erzählung und den brillanten Einsatz von Gestik und Mimik können sich Leser von René einfach mitreißen lassen und in die Tiefen des großen Denkers eintauchen. Die lustigen Cartoonzeichnungen zum Beispiel dann, wenn René verwirrt dreinblickt, da er wieder auf ein philosophisches Hindernis gestoßen ist, lassen das ganze Thema lockerer erscheinen und es macht Spaß, ihm beim Denken zuzusehen.

Farblich ist der Comic in Schwarz und Weiß mit flächigem, blauem Hintergrund und Schattierungen gehalten. Dadurch wirkt er nicht zu bunt und enthält doch Farbnuancen. In jedem Fall ergänzen sich hier Philosophie und Cartoon gegenseitig. Diesen Comic kann man all jenen empfehlen, die Descartes‘ Philosophie in humorvoller Art und Weise betrachten möchten.

Renés Meditationen. Thomas Wellmann. Rotopolpress. 2012.

Ein Beitrag zum Special #philosophiestadt. Hier findet ihr alle Beiträge.
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