Für kleine Rebellinnen und solche, die es werden wollen

von | 16.12.2017 | Belletristik, Buchpranger

Ein Last-Minute-Geschenk für alle Mädchen, die sich nicht unterkriegen lassen? Buchstaplerin Maike findet, „Good Night Stories for Rebel Girls“ ist ein Schmuckstück und Inspiration im Bücherregal aller Altersgruppen.

Das Konzept dieses Buchs ist einfach, aber wirkungsvoll. Auf jeder Doppelseite stellen die Autorinnen eine berühmte Frau der Vergangenheit oder Gegenwart vor. Der Aufbau ist immer gleich und lädt zum Blättern und Entdecken ein: Links befindet sich immer der Text: Name und Beruf der jeweiligen Frau markieren Überschrift und Untertitel, dann erzählen Favilli und Cavallo ihre Geschichte in bewährter „Es war einmal“-Manier. Es folgt ein eingängiges Zitat der Persönlichkeit und ihre Lebensdaten. Auf der rechten Seite ist stets die dazugehörige Illustration.

Dadurch, dass die Autorinnen mit 60 Künstlerinnen aus aller Welt zusammenarbeiten, sind die Portraits in unterschiedlichen Stilen gehalten, aber immer erkennt man die Liebe zum Detail. Stimmung und Charakter der Portraitierten werden wunderbar eingefangen – die Rockmusikerin voller Energie, die Piratin wild entschlossen und die Wissenschaftlerin neugierig. Oft sind die Motive für sich genommen so schön, dass man sie am liebsten als Postkarten oder Wandbilder aufstellen will, statt sie zwischen Buchseiten zu verstecken.

Wer ist dabei?

Aber verstecken müssen sich auch nicht die 100 vorgestellten Frauen, deren Lebensgeschichten inspirieren, Mut machen und motivieren. Favilli und Cavallo versuchen sich an einem Rundumschlag, der Geschichte und Gegenwart, berühmt und weitestgehend unbekannt, mächtig und aus armen Verhältnissen umfasst. Der gemeinsame Nenner: dass sich die Frauen erfolgreich gegen alle Widrigkeiten durchsetzen konnten. Über Wissenschaftlerinnen wie Ada Lovelace oder Marie Curie, Politikerinnen wie Angela Merkel oder Margaret Thatcher bis hin zu allen möglichen Musikerinnen, Künstlerinnen, Königinnen, Sportlerinnen und Freiheitskämpferinnen werden genug Themengebiete abgedeckt, sodass jedes Mädchen ihre Lieblingsheldin findet. So dürfen auch Malala oder Manwal al-Sharif nicht fehlen. Positiv auch: dass nicht überwiegend europäische und nordamerikanische Frauen vorgestellt werden, sondern Persönlichkeiten rund um den Globus Einzug in die Sammlung finden.

Für wen ist das was?

In Ermangelung kleiner Mädchen, denen ich das Buch vorlesen konnte, habe ich mir beim Lesen die Frage gestellt: Wie würde das Buch meinem 7-jährigen Ich gefallen? Die kurzen Texte eignen sich hervorragend als (Vor-)Lesegeschichten vor dem Einschlafen, allerdings dürften manche dargestellten Schicksale zu Nachfragen oder wenigstens sehr abenteuerlichen Träumen führen. Letzteres ist natürlich nicht immer schlecht. Meine Favoritin? Wenn ich mich da bloß entscheiden könnte…

Mein erwachsenes Ich geht mit etwas mehr Vorbehalt an die Texte. In ihrer kindlich-reduzierten Form gehen sicherlich manchmal problematische Details unter, die für einen differenzierten Umgang mit den Lebensgeschichten notwendig sind. Doch das führt für kleine Leserinnen zu weit: Zu wissen, dass andere Mädchen und Frauen sich gegen ihre Umwelt aufgelehnt haben, um ihre Träume zu verwirklichen, ist als Quintessenz oftmals genug.

PS: Wer glaubt, der Titel würde bewusst Menschen ausschließen, irrt. Natürlich finden auch rebellische Jungs in diesem Buch Vorbilder – und sollten unbedingt diese realen Abenteuergeschichten lesen. Doch der Titel ist nicht ohne Grund gewählt: Explizit stehen Mädchen als Zielgruppe im Vordergrund, die 100 Identifikationsfiguren verschiedenster Art finden. Mittelpunkt statt mitgemeint.

Good Night Stories for Rebel Girls: 100 Außergewöhnliche Frauen. Elena Favilli und Francesca Cavallo. Übersetzung: Birgitt Kollmann. Illustrationen: T.S. Abe u.v.m. Hanser. 2017.

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