Ein sehr gefährlicher Zug

von | 21.11.2017 | Belletristik, Buchpranger

Wenn Detektive im Orientexpress mitfahren, ist ein Mord nicht weit. Im glamourösen Luxus der ersten Klasse ermittelt es sich aber auch prächtig. Das denkt sich zumindest Daisy in Robin Stevens‘ neustem Roman „Mord erster Klasse“. Zeilenschwimmerin Ronja hat es sich in einer Kabine bequem gemacht und alles mitverfolgt.

Es sind Sommerferien und Daisy und Hazel fahren mit dem berühmten Orientexpress. Mr Wong, Hazels Vater, nimmt die beiden Mädchen nicht nur zu dieser Europarundreise mit, weil seiner Meinung nach jeder anständige Mensch einmal Europa gesehen haben sollte, sondern vor allem, um sie vom Prozess fernzuhalten, den ihre vorigen Ermittlungen ausgelöst haben. Natürlich dauert es nicht lange, bis Hazel und Daisy die ersten Anzeichen für einen drohenden Konflikt sehen. Als kurz darauf eine Leiche gefunden wird, kann kein Ermittlungsverbot die beiden aufhalten.

In ihrem bereits dritten Fall sind Daisy und Hazel ein eingespieltes Team. Hazel kann sich gegenüber ihrer selbstbewussten und bestimmenden Freundin auch mal durchsetzen, was der Beziehung nur gut tut. Beide Charaktere sind jedoch auf ihre Weise liebenswert. Auch wenn auf die vorigen Teile der Reihe angespielt wird (ohne die Auflösung preiszugeben), sind sie jedoch zum Verständnis dieses Romans nicht nötig. Sie in der „richtigen“ Reihenfolge zu lesen ist dennoch empfehlenswert.

Bei der Erwähnung des Orientexpress werden wohl viele aufhorchen. Einen Krimi im Orientexpress spielen zu lassen, setzt eine Verknüpfung zu Agatha Christies „Mord im Orientexpress“ voraus. Robin Stevens wollte eine Hommage an Christies bekannten Roman schreiben und das ist ihr gelungen. Auch die vorigen Teile haben stilistisch sehr an die Queen of Crime erinnert, im dritten Fall stimmt nun der Tatort auch überein. Die Ermittlungen und die Auflösung sind jedoch kein simpler Abklatsch. Wer das Vorbild gelesen hat, wird sicher einige Ähnlichkeiten und Anspielungen erkennen, darüber hinaus hat Stevens jedoch genug Abstand gelassen.

Es gibt schrullige Fahrgäste, darunter – natürlich – eine obligatorische Gräfin, eine alte Bekannte und Konkurrenz für die Detektei Wells & Wong. Außerdem eine verzwickte Auflösung, geheimnisvolle Spionage-Dokumente und sehr verdächtige Gestalten. Kurzum: alles, was das Krimiherz begehrt. „Mord erster Klasse“ macht nicht nur jungen ErmittlerInnen Spaß.

Mord erster Klasse. Robin Stevens. Aus dem Englischen von Nadine Mannchen. Knesebeck. 2017. Ab 12 Jahren. Erhältlich in der Buchhandlung eures Vertrauens.

Auftakt für Wells & Wong: Eine Leiche verschwindet

Mord mit Stil und Klasse

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