Don’t deal with the devil

von | 06.02.2018 | Filmtheater, Serien

Glaubte die kleine Gruppe um Medium Vanessa Ives noch, dass sie der Dunkelheit entflohen sei, wartet schon eine neue Bedrohung auf sie. In der zweiten Staffel des Mystery-Dramas „Penny Dreadful“ hat es ein Hexenzirkel auf Miss Ives abgesehen. Geschichtenerzähler Adrian und Geschichtenzeichnerin Celina haben einen Blick in eine Welt der Fantastik und des Unvorstellbaren geworfen.

Die zweite Staffel setzt kurz nach dem Ende der ersten Staffel ein und erzählt erneut eine schaurige Geschichte aus dem Blickwinkel verschiedener literarischer Berühmtheiten des viktorianischen Londons. Während eines gemütlichen Winterspaziergangs im Park wird Vanessa Ives, gespielt von Eva Green (Sin City 2, Die Insel der besonderen Kinder), mit schmerzhaften Visionen ihrer Vergangenheit konfrontiert. Diese Flut an Bildern scheint jedoch nicht zufällig zu sein, denn die etwas im Versteck stehende Madame Kali, verkörpert durch Helen McCrory (Harry Potter und der Halbblutprinz, Loving Vincent), flüstert zischend einen Zauber in einer fremden Sprache.

Die nächste Szene zeigt Ethan Chandler, dargestellt von Josh Hartnett (Black Hawk Down, 40 Tage und 40 Nächte), der inmitten eines blutigen Massakers in der Hafenkneipe Mariners Inn erwacht. Als ihm klar wird, was er angerichtet hat, wendet er sich hilfesuchend an Vanessa Ives. Bevor Ethan ihr jedoch von seinem Geheimnis erzählen kann, wird ihre Kutsche von drei Kreaturen in Frauengestalt angegriffen. Diese haben es auf Vanessa abgesehen.

Nebendarsteller und doch Hauptdarsteller?

Neben Ethan hat auch Malcom Murray, gespielt von Bond-Darsteller Timothy Dalton, mit seinem Gewissen zu kämpfen. Da er nun seinen Sohn und seine Tochter auf dem Gewissen hat, schrumpft seine Familie auf seine Noch-Ehefrau, die zwar auf das Bestehen der Ehe pocht, aber eine räumliche Trennung von Malcom will.

Währenddessen versucht Doktor Victor Frankenstein sein Versprechen gegenüber seinem „Erstgeborenen“ einzulösen, indem er die verstorbene Brona Croft, gespielt von Billie Piper (Doctor Who), wieder zum Leben erwecken will. Es gelingt ihm auch, allerdings verliebt sich der junge Doktor ebenfalls in die untote Schönheit.

Nichtsahnend von den Gefühlen seines „Vaters“ für die ihm Versprochene sucht sich sein Monster unter dem Namen John Clare – eine Anspielung auf den gleichnamigen englischen Poeten – eine neue Arbeit. Er wird fündig in einem Wachsfigurenkabinett. Jedoch geht auch hier nicht alles mit rechten Dingen zu, denn Mister Clares Arbeitgeber haben nichts Gutes im Sinn.

Nach dem Gefühl eines gebrochenen Herzens versucht sich Beau Dorian Gray mit neuen „Abenteuern“ abzulenken. In einem Café trifft er auf die recht direkte Angelique. Diese verschweigt aber nicht nur ihren Nachnamen, sondern hat auch noch ein anderes Geheimnis. Dorian ist so fasziniert von ihrem verwegenen Charakter, dass er mehr will als nur eine einmalige Unterhaltung in einem Café.

Eine Geschichte von Schuld und Leid

Die Geschichte, die in der zweiten Staffel erzählt wird, präsentiert nicht nur tiefere Einblicke in das Seelenleben und die Vergangenheit der bekannten Charaktere, sondern wartet auch mit besser ausgearbeiteten und interessanteren Antagonisten und Nebenfiguren auf. Vordergründig bekommt man weitere Informationen über den Werdegang der von Dunkelheit geplagten Vanessa Ives. Die Episode, in der Vanessa in Rückblenden von ihrer Ausbildung zur Hexe erzählt, gehört unter anderem zu den großen Highlights dieser Staffel. Eva Green schafft es mit beeindruckender Leichtigkeit, die Zerrissenheit von Miss Ives darzustellen: das Doppelleben zwischen einer selbstbewussten Frau und dem zermürbten und geplagten Wrack.

Solche Einblicke, wie man sie von Vanessa erhält, hätte man sich ebenso von Revolverheld Ethan Chandler gewünscht. Noch immer liegen die Fragen nach seiner Vergangenheit und warum sein Vater ihn so unbedingt nach Amerika zurückholen will, im Dunkeln. Trotz allem ist Mister Chandler eine angenehme Bereicherung für den Hauptcast, denn unter ihnen scheint er einer der wenigen zu sein, der Probleme rational angeht und sich nicht immer wieder von seinen Gefühlen übermannen lässt – ein amüsanter Gedanke, wenn man bedenkt, dass er als Werwolf komplett die Kontrolle verliert.

Dorian Gray behält weiter das Image des unsterblichen, reichen Schönlings bei und scheint keinerlei merkliche Charakterentwicklung durchzumachen.

Im Gegensatz dazu kommt es zu einer gelungenen Steigerung bei den Gegenspielern. Waren diese in der ersten Staffel noch ziemlich farblos, ist hier die Wahl eines Hexenzirkels gut getroffen. Zumal die Hexenschwestern eindeutig mehr Charaktereigenschaften besitzen als die sehr wortkargen Vampirmeister – schließlich können die Hexen reden. Obwohl das ganze Intrigenspinnen mehr Spannung in die Handlung bringt, bleibt an manchen Stellen die Frage nicht aus, worauf dieses schlussendlich hinauslaufen soll. Die Hexen hätten ihr „Problem“ viel einfacher lösen können.

Bühnenbild und Kostüme

Allgemein wurde das Flair des viktorianischen Londons erneut wunderbar eingefangen. Die gewählten Orte und die detailreichen Szenerien sind stilistisch der Zeit angepasst und tragen zu einer vielfach dünkelhaften Atmosphäre bei. Auch der Kontrast zwischen der Londoner Unterschicht und der Aristokratie wird deutlich.

Die Kostüme sind wie in der Staffel zuvor ein Augenschmaus. Vor allem Vanessa Ives sticht mit ihrer wechselnden Garderobe immer wieder zwischen den Charakteren hervor. Zwar bevorzugt sie dunkle Kleidung, allerdings passt diese auch zu Schauspielerin Eva Green. Hier merkt man, wie abwechslungsreich Schwarz sein kann!

Schaurig gut

Die zweite Staffel von „Penny Dreadful“ hat im Vergleich zur ersten Staffel um einiges mehr zu bieten. Dies hat auch etwas mit der Wahl der Gegenspieler zu tun. Obwohl man in einigen Momenten das Gefühl hat, dass alles etwas zu schnell vonstattengeht – nehmen wir als Beispiel die Charakterentwicklung der wiedererweckten Brona Croft – nehmen sich die Serienmacher dennoch genug Zeit für ihre Charaktere.

Auch im englischen Originalton ist die Serie zu empfehlen. Die Aussprache der Charaktere ist – bis auf Ethan Chandler im American English – in einem schön melodischen und gut zu verstehenden British English gehalten. Wer also Freude mit der ersten Staffel gehabt hat, sollte auf jeden Fall weiter gucken, denn es lohnt sich wirklich.

Penny Dreadful Staffel 2. Produktion & Drehbuch: John Logan. Darsteller: u.a. E. Green, J. Hartnett, T. Dalton. USA & UK. Produktion: Showtime & BSkyB. 2016.

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