Die dunkle Seite einer beschaulichen Landschaft

von | 31.03.2018 | Belletristik, Buchpranger

Die Eifel ist mit ihren kleinen schmucken und beschaulichen Dörfern und Städtchen eine ruhige und romantische Gegend. Doch auch die Eifel hat ihre dunklen Seiten. Buchschatzmeisterin Rosi begibt sich in ihrer alten Heimat auf die Spur des Verbrechens.

Der Kunstsammler Dr. Ferdinand Böker wird in seiner herrschaftlichen Eifelvilla auf bestialische Weise ermordet. Aufgrund bestimmter Tatumstände glaubt die Polizei an einen Ritualmörder mit Affinität zum Brauchtum antiker lateinamerikanischer Kulturen.

Monate nach dem grausigen Verbrechen will Bökers Tochter Sophie die Kunstsammlung ihres Vaters in ihrem Kunst- und Antiquitätenladen verkaufen. Sie beauftragt den Reiseschriftsteller und Hobbyarchäologen Roger Peters mit der Archivierung und Schätzung der Sammlung. Dieser wird schon bald in dunkle Machenschaften im Umfeld seiner Auftraggeberin verstrickt, die in weiteren Morden und dem Verschwinden Sophies gipfeln. Kann Roger Peters den Ritualmörder aufspüren und den Fall lösen?

Eifel-Krimi vs. Eifel-Krimi

Der Titel von Peter Splitts Krimi „Eifel-Wahn“ erinnerte mich spontan an die Eifel-Krimis von Jacques Berndorf, die im Titel genauso aufgemacht sind. Also war ich neugierig, ob der Eifel-Wahn ebenso spannend und authentisch sein würde.

Peter Splitts Kriminalroman ist in einen Prolog, 42 Kapitel und einen Epilog eingeteilt. Zu Beginn eines jeden Kapitels werden Ort, Datum und Uhrzeit des Geschehens genannt. Dies soll vermutlich sowohl Spannung erzeugen als auch Authentizität vermitteln. Im Vergleich mit den Berndorf-Krimis gelingt dies jedoch nicht besonders gut. Vielmehr hätten detailreichere Beschreibungen von Orten und Straßen, wie sie bei Berndorf zu finden sind, diesen Eindruck erwecken können.

Auch die handelnden Personen bleiben oberflächlich und eher seicht. Von Sophie sind mir beispielsweise nur eine Beschreibung der Farbe Grün und ihre Stöckelschuhe im Gedächtnis hängen geblieben, nicht aber der wahre Typ Mensch, nicht ihr Wesen, ihr Charakter. Die Kommissare, die den Fall bearbeiten, sind keine charaktervollen Typen wie der pensionierte Kriminalist Rodenstock, der in Berndorfs Eifel-Krimis an der Lösung der Verbrechen mitarbeitet. Sie spielen eine eher untergeordnete Rolle. Und Sophies Verlobter bleibt zunächst rätselhaft und unscheinbar, genauso wie die Haushälterin Marlies. Erst am Ende der Handlung haben die beiden ihren großen Auftritt.

Selbst die Hauptfigur des Romans, Roger Peters, hinterlässt keinen bleibenden Eindruck. Als Protagonist sollte er über besondere Charakterzüge verfügen, die in weiteren Krimis der Serie – beworben wird im Buch der „Eifel-Pakt“ und es sind noch weitere Eifel-Krimis erschienen – wieder zum Tragen kommen und ihn zu einem Markenzeichen machen. Stattdessen wirkt er seicht und 08/15.

Mit einer Prise Sex versucht Peter Splitt dem Krimi eine erotische Note zu verleihen. Sophie erinnert sich an ihre Jugend in der herrschaftlichen Eifelvilla ihres Vaters, wie sie dort den Sohn eines Angestellten verführte. Hier mutet die Handlung eher wie ein Groschenroman an, wie die erotische Fantasie eines pubertierenden Jugendlichen. Laut Klappentext soll „die erotische Ausstrahlung“ Sophies Roger „immer mehr in den Bann“ ziehen. Auch diese Erotik wirkt platt und wenig nachvollziehbar.

Die Handlung des Romans plätschert auf 283 Seiten vor sich hin. Wenig liest sich wirklich spektakulär und spannend. Trotzdem hat das Buch auch seine starken Partien wie den Prolog, wo die bestialische Ermordung des Kunstsammlers Böker sehr eindrucksvoll erzählt wird.

Grausiges Verbrechen seicht verpackt

Mein Fazit zu diesem Kriminalroman fällt insofern verhalten aus. Als ein großer Fan von guten und intelligenten Krimis erhoffte ich die spannende Geschichte eines Verbrechens und dessen Aufklärung, gespickt mit Lokalkolorit. Peter Splitt bietet die gute Idee eines spektakulären Verbrechens, dessen Handlung und Aufklärung allerdings sind langatmig und teilweise nicht eindeutig nachvollziehbar. Die Protagonisten bleiben zu seicht und wenig tiefgründig. Schade. Wer jedoch entspannt einer nicht allzu komplizierten Kriminalgeschichte folgen will, wird am „Eifel-Wahn“ dennoch seine Freude finden.

Eifel-Wahn. Peter Splitt. Acabus-Verlag. 2017.

Bücherstadt Magazin

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