Der verborgene Sinn des Lebens

von | 16.01.2014 | Belletristik, Buchpranger

Elke Heidenreich erzählt in ihrer Geschichte „Erika oder Der verborgene Sinn des Lebens“ davon, wie ein großes Plüschtier-Schwein dem Leben wieder einen Sinn gibt. Erika ist weich und rosa und gibt jedem, der sie sieht ein Gefühl von Geborgenheit. Auch der Protagonistin, die sie in einem Kaufhaus findet und sich schlagartig in sie verliebt…

Elisabeth hat kein gutes Jahr gehabt, hat gearbeitet wie eine Verrückte und sich nur notdürftig ernährt und Alkohol getrunken. Kurz vor Weihnachten fühlt sie sich schließlich leer und ausgebrannt. „Ich glaube, ich bin tot“, sagt sie am Telefon zu Franz, ihrem Ex-Freund. Franz will ihr helfen. Aber Elisabeth weiß nicht einmal, ob ihr noch zu helfen ist. Alles erscheint sinnlos, kalt und leer. Nach dem Telefonat beschließt sie, Franz zu besuchen, auch wenn sie sich nicht sicher ist, ob das eine gute Idee ist. Aber sie will fort gehen, dem Leben, das sie lebt, entfliehen.

Auf dem Weg zum Flughafen geht Elisabeth noch ins KaDeWe, um für Franz elsässischen Senf zu kaufen. Dabei muss sie an Krieg und Ungerechtigkeiten denken:

„…und die ganze Perversität des Westens, die ganze unerträgliche Angeberei dieser aufgeblähten, maroden, verlogenen Stadt Berlin fließt für mich zusammen in der Unglaublichkeit dieser Senfabteilung – die Welt steht in Flammen, es ist Krieg, Menschen verhungern und schlachten sich ab, Millionensind auf der Flucht und haben kein Zuhause, Kinder sterben auf den Straßen, und Berlin wählt unter hundert Sorten Senf, denn nichts ist schlimmer als der falsche Senf auf dem gepflegten Abendbrottisch.“ (S. 13, Sanssounci, 2002)

Elisabeth hätte sich auch noch weiter aufgeregt, hätte sie nicht das Plüschtier-Schwein gesehen: Erika. Sie weiß nicht, warum, aber „Erika“ ist der erste Name, der ihr einfällt. Ein ausgewachsenes Schwein, hellrosa Plüschfell, himmelblaue Glasaugen! Erika blickt Elisabeth so vertrauenswürdig, gutmütig an, dass sie nicht anders kann, als das Plüschtier zu kaufen. Danach ist nichts mehr wie es einmal war.

Auf der Straße richten sich alle Blicke auf Erika, im Flugzeug wollen alle das weiche Plüschfell berühren. Erika… wenn man sie sieht, möchte man sie am liebsten umarmen, anfassen, streicheln, mitnehmen. Immer mehr entwickelt Elisabeth so etwas wie eine Beziehung zu dem Plüschtier. Sie kümmert sich um Erika, beschützt sie vor anderen Menschen und lässt nicht zu, dass man sie ungerecht behandelt. Franz soll das Plüschtier auch nicht bekommen, das hat er gar nicht verdient! Und plötzlich begreift Elisabeth, dass sie ihn gar nicht sehen will. Die komplizierte Beziehung, die Vergangenheit soll gar nicht erst wieder aufkommen. Sie beschließt einfach weiterzufahren und ahnt nicht, dass diese Entscheidung ihr Leben verändert wird.

„Erika oder Der verborgene Sinn des Lebens“ ist eine kurze Geschichte, eine kleine Reise auf der Suche nach dem Glück, dem Sinn des Lebens. Wer hätte gedacht, dass ein Plüschtier alles verändern kann? Dass ein rosa Schwein dir zeigen kann, wie wertvoll das Leben ist und dass es sich lohnt, sich auch über Kleinigkeiten zu freuen. Erika weckt die Lebensfreude, nicht nur bei Elisabeth, sondern auch beim Leser. Und wenn man die schönen, liebevollen Illustrationen von Michael Sowa betrachtet, versteht man, warum Elisabeth das große Plüschtier-Schwein so leicht ins Herz schließen konnte. Ein sehr empfehlenswertes Buch!

Zeichensetzerin Alexa

Bücherstadt Magazin

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Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

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