Der Teufel ist ein bitte was?

von | 07.03.2018 | Buchpranger

Wer kennt sie nicht? Iron Man, Thor, Captain America: Große Namen im Marvel-Universum. Und wer kennt Squirrel Girl? In Ryan North‘ Comic „Squirrel Girl – Der Teufel ist ein Eichhörnchen“ aus dem Jahr 2015, wird eine doch recht unbekannte Superheldin ins Rampenlicht geholt. Geschichtenerzähler Adrian hatte mit dem Comic um das Mädchen mit den Eichhörnchenkräften seinen Heidenspaß.

Was braucht ein Superheld? Ein cooles Kostüm, Ausrüstung, Bösewichte zum Verkloppen und natürlich eine Geheimidentität – außer vielleicht Iron Man, da weiß jeder, dass es Tony Stark ist. Genau solch eine Geheimidentität will sich nun Squirrel Girl zulegen. Aus einem einfachen Grund: Sie will studieren. Also schwupp, das Kostüm gegen die Alltagskleidung ausgetauscht. So wird aus dem unschlagbaren Squirrel Girl die unscheinbare Doreen Green – dieser sich wunderbar reimende Name geht zurück auf die Comichändlerin Doreen Greeley, auf der, laut Schöpfer Will Murray, die Figur von Squirrel Girl basiert.

Jedoch verläuft der erste Studientag nicht so normal wie geplant, denn Kraven, der Jäger – welcher laut Deadpools Superschurkenführer recht oft Spider-Man jagt und total darauf steht Kravey genannt zu werden – hat es auf Squirrel G… ääähm… Doreen Greens Eichhörnchenfreundin Tippy-Toe abgesehen. Mit einem Trick „besiegt“ sie Kraven und hofft, am nächsten Tag endlich in Ruhe studieren zu können.

Falsch gedacht, denn eine weitere Kleinigkeit stellt sich ihr in den Weg: Galactus, der Weltenfresser. Dieser ist für einen kleinen Snack auf dem Weg zur Erde – er will SCHON WIEDER die Erde auffressen; als hätte er nichts aus seinen letzten Fehlschlägen gelernt. Aus zeittechnischen Gründen ist es nun an Squirrel Girl, Galactus aufzuhalten. Nun gut, sie hat schon Bösewichten wie Thanos und Doctor Doom eins auf die Nüsse gegeben, was ist dagegen denn ein gigantisches, weltenfressendes Über-über-über-Wesen? Diese und weitere Abenteuer erwarten euch in diesem wunderbar amüsanten Comic.

Soviel Blödsinn auf einem Haufen… aber lustiger Blödsinn

Squirrel Girl besticht durch viele witzige Momente, welche immer wieder durch amüsante und auch informative Kommentare am unteren Rand von fast jeder Seite ergänzt werden. So wird etwa die Theorie geäußert, dass die Erde eindeutig mehr von Außerirdischen besucht werden würde, wenn sie anstatt „Erde“ „Wo die Party ist!“ heißen würde. Oder die Information, dass New Yorker Taxis gegen Superheldenfußabdrücke versichert sind.

Obwohl am Anfang recht klar wird, dass Squirrel Girl durch diese Randbemerkungen ihre Handlungen und das darin geschehene für die Leser kommentieren will, ist es an manchen Stellen doch recht verwirrend, wer jetzt eigentlich da unten genau spricht. Mal entsteht das Gefühl, irgendeine außenstehende, unbekannte Person kommentiert hier gerade, oder aber ihre Studienmitbewohnerin Nancy gibt etwas zum Besten. Vielleicht schreibt sogar Autor Ryan North selbst einen der Beiträge.

Ein weiteres Detail, welches hier und da für eine schöne Abwechslung sorgt, sind die kurzen Ausflüge in andere Zeichenstile. In einer kurzen Episode etwa, geht es auf eine kleine Zeitreise in die zeichnerischen Anfänge von Squirrel Girl. Auch wird auf einer Seite ein Abenteuer von „Cat-Thor“ – eine Comickreation der Katzenverrückten Zimmergenossen von Doreen – dargestellt. Der Stil hier erinnert sehr an den eines Schülers, welcher im Unterricht gelangweilt einen Comic in seinen Ringblock malt.

From Hero to Superhero

Eigentlich startete das Abenteuer von Squirrel Girl schon 1990 in einer kurzen Geschichte, in der das Mädchen mit der proportionalen Kraft und Schnelligkeit eines Eichhörnchens Iron Man dabei half Doctor Doom zu besiegen. Im Jahr 2005 wurde sie Mitglied der Great Lake Avengers, eine Gruppe Superhelden, dessen Kräfte nicht sooooo super sind. Dennoch schafften diese es, die Welt zu retten. Respekt! 2010 wurde sie teilweise – immerhin – ein Mitglied der New Avengers und machte sich einen Namen als Babysitterin für die Tochter von Jessica Jones und Luke Cage.

Über die Jahre hinweg verkloppte sie nicht nur Doctor Doom, sondern auch Thanos, MODOK und lieferte sich zudem Kämpfe mit Grummelkopf Wolverine und Plappermaul Deadpool und gewann diese sogar beide. Auch wenn man es bei den Namen ihrer besiegten Gegner glauben könnte, Squirrel Girl sei eine einfache Parodie der großen Marvel-Helden, der irrt. Sie ist nicht stärker als andere, sie löst viele ihrer Probleme einfach nur mit Charme und Köpfchen. Deadpool schafft es etwa nicht, sich auf den Kampf mit ihr zu konzentrieren, da er so sehr damit beschäftigt ist, Witze über die alleinige Existenz einer Superheldin zu machen, welche Eichhörnchenkräfte besitzt. Thanos‘ – das große, böse, lila Riesenkinn, welches im kommenden Avengers-Film den Antagonisten mimen wird – große Schwäche scheinen, zu Squirrel Girls Glück, Eichhörnchen zu sein, gaaaaaanz viele Eichhörnchen.

Squirrel Girl, Squirrel Girl! Mädchen und ein Nagetier.

Squirrel Girl ist eine wirklich gelungene Abwechslung zu den vielen Superheldencomics, in denen es nur darum geht, dass Helden ihre Probleme immer mit Gewalt lösen. Diese Tierfreundin ist eine herzenswarme und empathische Superpersönlichkeit, welche nicht dem Klischee einer typischen Superheldin entspricht, bis auf den Gerechtigkeitssinn natürlich. Diese Andersartigkeit bezieht sich nicht nur auf ihren Charakter, sondern auch auf ihr Äußeres.

Es gibt in diesem Comic sogar ein Abenteuer mit Thor. Also dem weiblichen Thor, welche eigentlich Jane Foster ist. Und Thor, der jetzt nur noch Odinson heißt, weil er… egal, lest einfach den Comic. Der ist verdammt gut.

Squirrel Girl. Ryan North. Illustration: Erica Henderson u.a. Übersetzung: Carolin Hidalgo. Panini Comics. 2016.

Bücherstadt Magazin

Bücherstadt Magazin

Das Bücherstadt Magazin wird herausgegeben vom gemeinnützigen Verein Bücherstadt. Unter dem Motto "Literatur für alle!" setzt sich die Redaktion mit der Vielfalt der Literatur im Sinne des erweiterten Literaturbegriffs in verschiedenen medialen Aufbereitungen auseinander.

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir sind umgezogen!

Wir sind kürzlich umgezogen und müssen noch einige Kisten auspacken. Noch steht nicht alles an der richtigen Stelle. Solltet ihr etwas vermissen oder Fehler entdecken, freuen wir uns über eine Nachricht an mail@buecherstadtmagazin.de – vielen Dank!

Newsletter

Erhaltet einmal im Monat News aus Bücherstadt. Mehr Informationen zum Newsletter gibt es hier.

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner