Der Hellblazer legt sich wieder mit der Hölle an

von | 19.10.2016 | Buchpranger, Graphic Novels, Comics, Manga

Meistermagier, Exorzist und Trickbetrüger, das ist John Constantine, der „Hellblazer“. Doch wie wurde er zu dem, was er jetzt ist? Dieser Vergangenheit muss sich Constantine in seinem neuen Abenteuer „Constantine: The Hellblazer – Abwärts!“ stellen, denn ein grausiger Dämon trachtet nach Johns geistergewordenen Schuldgefühlen – die Opfer seiner rücksichtslosen Magie – und auch nach ihm. Notgedrungen macht er sich auf die Suche nach Antworten und stößt dabei auf alte Freunde sowie dunkle und tiefe Schatten. In diese Schatten hat sich Geschichtenerzähler Adrian Leonardo gewagt und wirft einen genauen Blick in den Comic.

hellblazer-2016Der Meistermagier John Constantine ist kein Held, nicht mal annähernd. Er stellt sich nicht schützend vor die Menschen wie etwa Superman oder Batman. Er steht nur auf einer Seite: Auf der von John Constantine. Dennoch ist der Wille zu helfen da, obwohl er das immer wieder abstreitet. Dies macht Constantine zu einem Antihelden, dessen Hilfe meist in Chaos und Tod endet.

Ein rücksichtsloses Arschloch …

Schon auf den ersten paar Seiten wird offensichtlich, was für ein Mensch John Constantine ist. Locker betritt er eine Bar und macht sich an eine junge Frau ran. Diese scheint von dunklen Mächten heimgesucht zu werden und John bietet ihr seine Hilfe an. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass dies kein zufälliges Treffen ist und kurzerhand liefert John die junge Frau ihren dämonischen Verfolgern aus. Wie der Leser erfährt, hat sie einen Pakt mit den Dämonen gebrochen, welche nun auf Rache sinnen. Gerecht oder nicht, wieder ein neues Opfer auf Johns langer Liste.

… aber doch irgendwie ein Held

Kaum hat sich John eines weiteren Dämons entledigt, erhält er Nachricht, dass irgendetwas Jagd auf die Geister seiner Vergangenheit macht. Diese wenden sich mit der Angst, vollkommen aus der Existenz zu verschwinden, an Constantine, der zuerst ablehnt. Als jedoch der Geist seines alten Bandkollegen und Freundes Gaz ins Visier des Verfolgers gerät, macht er sich daran, dem Ganzen ein Ende zu setzen.
Dabei erhält der Leser einen Einblick in die Anfangsstunden des Meistermagiers John Constantine und wie er zusammen mit seinen Jugendfreunden von der Magie verführt wurde. Schließlich muss er sich einer grausigen Wahrheit stellen, die nicht nur ihn in Gefahr bringt.

Selbe Wand, neuer Anstrich

Im Jahr 2014 wurde John Constantine in Folge des „New 52“-Ereignisses nicht nur Mitglied der „Justice League Dark“, sondern wechselte auch von Vertigo zum großen Bruder DC. Dieser neue Hellblazer schließt jedoch nicht an die Ereignisse aus den „Justice League Dark“-Comics an, sondern erzählt eine neue Geschichte. So ist auch hier wieder der Untertitel „The Hellblazer“ vorhanden, der ihn mit seinen Vertigo-Vorgängern verknüpft.
Ansonsten bringt der Wechsel zum jugendfreundlicheren DC-Universum auch einige Veränderungen mit sich. Am prägnantesten ist zu erkennen, dass die harte Sprache, die man aus den vorherigen Hellblazer-Comics kennt, zensiert wurde. Jedoch bringt dies beim Lesen keine Unterbrechungen in den Lesefluss.

Viele Köche verderben den Brei? Nicht hier!

Wie schon auf dem Cover zu erkennen ist, hat eine ganze Riege an Personen an diesem Comic gearbeitet. Allein zwei Autoren, Ming Doyle und James Tynion IV, führen uns durch das neuste Abenteuer des John Constantine. In Heft eins und zwei, sowie Heft fünf lässt Riley Rossmo den Meistermagier in einem recht jugendlichen Stil dastehen, vernachlässigt aber nicht die Zwielichtigkeit des Charakters durch gute Schattierung und Lichtstimmung.
Spätestens, wenn der Leser zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her wechselt, wird der große Vorteil mehrerer Zeichner klar. Das ist zu sehen im dritten Heft, wo Ming Doyle selbst den Bleistift schwingt und die Naivität des jungen John Constantine gut einfängt; wobei Vanesa Del Rey den gefallenen Antihelden grandios in Szene setzt.

DC oder doch lieber wieder Vertigo?

Mein Fazit zum neuen „Hellblazer“ ist als großer Fan der Reihe einfacher zu ziehen, als ich es anfangs gedacht hatte. Mir persönlich gefällt dieser Comic ausfallend gut und ich lege ihn jedem ans Herz, der auf eine spannende Geschichte und abwechslungsreiche Zeichnungen steht. Wer nicht gleich den Vergleich mit den großen Vorgängern wie etwa denen von Garth Ennis aufstellt, kann viel Spaß mit diesem Wiederauferstehen der Reihe haben.

Constantine – The Hellblazer: Abwärts! Autoren: Ming Doyle & James Tynion IV. Zeichner: Riley Rossmo, Ming Doyle, Vanesa Del Rey, Chris Visions. Übersetzung: Joseph Rother. Panini. 2016.

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